Wahnsinn Weinglas

| 11. August 2011 Alles lesen

Ein Thema, das immer wieder gerne diskutiert und regelmässig auch richtig zerpflückt wird. Wenn es um den Wein im Glas geht dann ist Schluss mit lustig. Da gibt es kein Wenn und Aber, da muss jedem Tropfen sein passendes Glas zur Verfügung gestellt werden, um ihm die Möglichkeit zu geben all seine Aromen und sein ganzes “Können” zu entfalten. Kennen Sie das auch? Haben Sie selbst schon einmal an so einer Diskussion teilgenommen? Dann wissen Sie ja was da abgeht.

Ich persönlich stehe diesem Wahnsinn wenn es ums Weinglas geht ein wenig gespalten gegenüber. Einerseits gebe ich zu in gewisser Weise ein “Glas-Fetischist” zu sein. Nicht wie Sie jetzt vielleicht denken mögen! Ich mag es einfach wenn Tischkultur auch gelebt wird und man, ob das jetzt ein schöner Teller oder ein tolles Glas ist, ein wenig Augenmerk auf eine ansprechende optische Präsentation legt. Man isst ja auch mit den Augen. Warum soll man also nicht mit den Augen trinken?

Auf der anderen Seite bin ich aber auch Purist. Dahingehend, dass ich einen schönen Landwein auch aus einem einfachen Glas trinken kann ohne mir Vorwürfe zu machen den Wein nicht genügend zu “respektieren”. Waren Sie schon einmal in Südfrankreich, oder Spanien und haben Sie dort gesehen aus welchen Gläsern man Wein im Alltag trinkt? Glauben Sie, dass der Wein diesen Leuten weniger schmeckt als jenen die ihn grundsätzlich nur aus den besten Gläsern trinken?

Ein Glas für alle Fälle

Auch ich habe so meine zwei Arten von Gläsern. Jene die ich verwende wenn ich mich zurück lehnen und Wein mit allen Sinnen geniessen und erleben will. Wo die Zeit keine Rolle spielt und wo ich mich im Glas “verlieren” kann. Und jene die ich für den “Alltag” verwende. Wenn ich mal zum Braten einen einfachen Landwein trinken und mir nicht permanent über Farbe, Aroma, Nase, Geschmack etc. den Kopf zerbrechen will. Dann ist es auch schon mal so ein typischer “rustikaler Becher” (wie der am Bild) der mir Spass am Wein verschafft. Genuss kann einfach sein. Und das ist gut so.

Unbestritten ist aber auch, dass gewisse Weine (Rebsorten) sich in bestimmten Glasformen besser entfalten und präsentieren können. Sich leichter tun sich zu öffnen, ihre Aromen besser zu entfalten und entsprechend weicher, runder, süffiger, etc. zu werden. Weine die mehr Luft benötigen, usw. Das steht ausser Zweifel. Man füllt ja auch in Karaffen um, damit der Wein Luft zum Atmen bekommt. Also warum soll das bei einem Glas mit grosser Oberfläche anders sein? Es macht schon Sinn.

Glorifizierung als Marketingstrategie

Was jedoch Überhand genommen hat ist eine gewisse Form von Glorifizierung dieser Trinkkultur, dass nur gewisse Gläser wirklich das Letzte und Beste aus jedem Wein heraus holen und man deshalb sogar soweit gegangen ist, für fast jeden Wein ein eigenes Glas zu erschaffen. Das ist Geschäftemacherei und sonst nichts. Am Ende ist es auch gar nicht zielführend weil der “einfache” Weinfreund a) gar nicht in der Lage ist, diese möglichen Unterschiede zu erkennen und b) keiner gewillt ist, sich zehn verschiedene Gläsersets anzuschaffen nur um einer Trinkkultur gerecht zu werden die sich selbst ad absurdum führt.

Gott sei Dank ist aber dieser “Trend” rückläufig und man besinnt sich wieder auf das Wesentliche. Glasserien wurden und werden entwickelt, die so universell wie möglich einsetzbar sind und wo man keine Angst haben muss, dem Wein damit schlechtes zu tun. Ich selbst nutze auch solche Gläser und kann nur sagen – der Wein schmeckt aus diesen Gläsern genauso gut wie aus den meisten anderen.

Jeder wie er will

Ich selbst benutze drei Rotweingläser (je nach Rebsorte) und zwei für Weissweine. Damit deckt man sicher die komplette Bandbreite ab und muss keine Angst haben die so gefürchteten Geschmackseinbussen, die einem ausschliesslich von klugen Marketingexperten eingeredet werden, hinnehmen zu müssen. Alles was drüber verwendet wird ist meines Erachtens purer Luxus, der aber jedem von Herzen vergönnt ist. Es ist legitim und auch in Ordnung sich dem Spass am Wein hinzugeben und dazu auch die unterschiedlichsten “Hilfsmittel” einzusetzen. Warum auch nicht? Und wer sich diesen Luxus nicht leisten kann oder nicht leisten will, der kommt auch mit einem “Basissortiment” zu seinem uneingeschränkten Weinvergnügen.

Sich trotzdem schöne Gläser anzuschaffen steht dabei nicht im Widerspruch. Wie schon gesagt: Warum nicht auch “mit dem Auge” trinken?

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