Albesani 2014

| 22. April 2019 Alles lesen

Albesani 2014 Höre ich Nebbiolo, setzt bei mir auf der Stelle dezenter Speichelfluss ein. In Verbindung mit dem Wort Barbaresco löst es endgültig Glücksgefühle aus. Wenn dieser zu meinen absoluten Lieblingsweinen zählende Tropfen dann auch noch von Renato Vaccas Cantina del Pino aus Barbaresco im Piemont kommt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Voriges Jahr hatte ich bereits das Vergnügen seinen aussergewöhnlichen Albesani 2013 zu verkosten, heute steht sein Albesani 2014 auf meinem Tisch der Wahrheit. Renato Vacccas´ Philosophie ist so simpel wie einfach; nur nichts am Wein herum schrauben und ihn am Ende ungeschönt und unfiltriert auf die Flasche zu bringen. Wie der gute Tropfen des Jahrgangs 2013 schmeckte habe ich noch sehr gut in Erinnerung, wie der 2014 sich zu zeigen anschickt, dem gehe ich jetzt, nachdem er eine Stunde in der Karaffe Sauerstoff aufgenommen hat, ausführlich auf den Grund. Ein grosses Glas ist Pflicht für diesen Wein.

Tabak, Kirschen und Lakritze

Fast transparent ist das Rubinrot, das aus dem grossen Becher leuchtet. Eine süsse Würze wird von reifen Kirschen und anderen roten Beeren untermalt. Heller Tabak strömt dezent an der Oberfläche vorbei, ein Tick Lakritze neckt verspielt die Nasenflügel. Dürre Zweige bringen ein wenig Herbst ins Spiel, leise Erdbeernoten steigen daraus auf und bringen noch mehr Rot in diesen verführerischen Duft. Im Vergleich zu 2013 fühlt sich der Albesani 2014 insgesamt floraler in der Nase an. Noch feiner, noch eleganter, einfach umwerfend.

Frischer, flotter junger Hüpfer

Schon der erste kleine Schluck kündigt ein ausgesprochen feines, elegantes Weinerlebnis an. Der Albesani des Jahrgangs 2014 ist schlanker, floraler, im Empfinden leichter als sein Vorgänger. Statt den dunklen Beeren trumpfen helle Erdbeernoten auf am Gaumen, es fühlt sich alles noch eine Schippe lebendiger an. Cranberries sorgen für eine freche Frische auf der Zunge, Kirschen gesellen sich dazu, das flotte Säurespiel ist das berühmte Sahnehäubchen. Ein Barbaresco, der trotz seiner Jugend bereits unglaublich zugänglich ist und einen wundervollen Trinkfluss hat.

Barbaresco wahrlich königlich

Wie erwartet wird der Albesani an der Luft immer feiner, baut dank seidigen Tanninen zarte Haftung auf am Gaumen. Unten auf der Zunge spürt man jetzt den reifen Saft der Kirschen, feinst untermalt von weissen Pfeffernoten. Eine subtile süsse Note steuert ein kleines Stück Lakritze bei, irgendwo im Hintergrund tanzt eine Nelke durch die Gegend. Faszinierend ist der mehr als gekonnte Holzeinsatz. Fast nicht wahrnehmbar, ganz leise nur ein Hauch davon, mehr Ahnung als Gewissheit. Zu all dem schiebt der Tropfen dem fruchtigen Spektakel eine feine Wolke Kalk hinterher um einen daran zu erinnern welchen Böden er entspringt. Im Abgang zeigt sich der Albesani wieder würzig, fruchtig und vornehm elegant. Barbaresco der richtig grossen Spass macht. Einfach königlich.

Im Gegensatz zum Jahrgang 2013 wird der Albesani 2014 nicht immer dichter und kompakter, er wird immer feiner und eleganter in seinem Wesen. Als würde er sich Schicht um Schicht entblättern und dabei immer finessenreicher werden. Frischer Säurepuls pocht auf der Zunge, allerfeinstes Tannin nimmt am Gaumen vornehm Platz, die Frucht so fein wie leicht, das Mundgefühl burgundisch in des Wortes Sinn. War 2013 richtig toller Barbaresco, so setzt 2014 dem allem noch die Krone auf. Der feinste, filigranste Albesani den ich bis jetzt getrunken habe. Ganz grosses Nebbiolo-Kino. Trinkt sich jetzt bereits vorzüglichst und hat zahlreiche wunderbare Jahre vor sich. Ein Wein für die wirklich grossen Momente.

Tipp: Verträgt eine bis zwei Stunden in der Karaffe um so richtig aufzugehen. Mit kühlen 14-16º am gefälligsten. Braten, Pasta, Wurst und Käse sind seine Lieblinge. Auch Rebhuhn oder Hase. Als Solist ein ungemein zugänglicher junger Wein, der jetzt schon grossen Trinkspass macht.

Verkostet wurde ein Barbaresco Albesani 2014 von der Cantina del Pino aus Barbaresco im Piemont, Italien. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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