Barolo Classico 2012

| 21. November 2018 Alles lesen

Barolo 2012 Seit 1831 ist die italienische Unternehmerfamilie Boroli im Piemont ansässig. Den Anfang machte man in der Textilindustrie, dann im Verlagswesen und irgendwann entschied man, auch im Weinbau tätig zu werden. Bis in die 90er Jahre arbeitete Silvano Boroli im Grafikverlagsgeschäft, bevor er beschloss, sich im Piemont dem Weingeschäft zu widmen. Sein Sohn Achille begann sich nach dem Studium um den Weinbau und die Produktion zu kümmern und sich mit intensiv mit Wein zu beschäftigen. Heute befinden sich die Weinberge Familie in Castiglione Falletto (Cascina La Brunella), Barolo (Borgata Cerequio) und La Morra (Cascina Sorello). Aus Castiglione Falletto, im Herzen der Langhe und des Barolo, kommt jener Wein, der heute hier am Tisch der Wahrheit; der Barolo Classico 2012. Von lehmigen, kalkhaltigen Böden stammt der Tropfen, im Stahltank wurde er vergoren und im Anschluss für mehrere Jahre in kleinen und grossen Holzfässern gelagert. Seit einer Stunde dümpelt er in der Karaffe, und jetzt ist er bereit für seinen grossen Auftritt im ebenso grossen Glas.

Herbstlich, leise, elegant

Im Becher leuchtet der Barolo Classico in hellem rubinrot mit zarten orangen Reflexen vor sich hin. Herbstlich geht es in der Nase zu. Trockenes Laub, Erde, Trüffel und ein wenig Leder tummeln sich im Riechorgan, der Duft ist fein und elegant. Im Hintergrund ein wenig Kirsche und dunkle Waldbeeren. Knorriges Geäst und eine leise Würze runden das Bukett sehr stimmig und harmonisch ab. Eine elegante “Nebbiolo-Nase” der besonders leisen Art. Ein Duft der sinnlich und sehr vornehm ist.

Erdig, süss, verführerisch

Genauso vornehm wie der Barolo Classico schon in der Nase war, kommt er mit einer entzückend süssen Note auf der Zunge angerollt. Eingelegte Kirschen tanzen fröhlich durch die Gegend, saftig steht der Wein im Mund, alles wirkt verspielt und übermütig. Die Tannine süss und absolut verführerisch, das Mundgefühl ein äusserst elegantes. Pflaumen hüpfen durch die Szenerie, aus dem Off schiesst plötzlich Salz nach vor und setzt sich an der Zungenspitze fest. Der Tropfen tanzt im Mund, ist leicht und elegant und sogar leicht orangig. Null Gewicht das auf der Zunge steht, das Gerbstoffkleid am Gaumen wie ein zarter Morgennebel. Der Herbst in seiner schönsten Form.

Ein Charmeur der alten Schule

Eines steht auf jeden Fall mit Sicherheit schon fest; der Kerl ist ein Charmeur der absoluten Spitzenklasse. Ein Nebbiolo der entzückendsten Gattung, ein Barolo der richtig grossen Spass im Mund macht. Feinst verwoben, scheinbar schwerelos und doch auch kernig in seinem Wesen. Der Saft der durch die Luke strömt ist reif und salzig, die Frucht verspielt und jugendlich. Mehr Kirschen als dunkle Beeren die sich auf der Zunge tummeln, mehr Laub als Unterholz am Gaumen. Lakritz und Pflaume sind als beste Nebendarsteller nominiert, keiner drängt sich vor und doch sind beide da. Der Abgang sündhaft saftig, hinten raus dann etwas erdig und leicht süsslich. Halleluja, schmeckt das köstlich, fühlt sich das herrlich an im Mund. Ein grosser Schluck noch und sofort das nächste Glas befüllen.

Man lasse diesem Tropfen reichlich Luft zukommen und er bedankt sich mit einer Sexiness der schwer etwas entgegen zu setzen ist. Man kaut und rollt und drückt diesen charmanten Kerl und kriegt gar nicht genug von ihm. Man quetscht den süsses Saft ganz gierig aus ihm raus, presst ihn in den feinen Gerbstoffnebel der am Gaumen wartet und ergötzt sich an dem Gesamtkunstwerk das sich im Mund zeigt. Leder und Salz, vereint mit Kirsche und Laub, ein Geschmack, ein Mundgefühl, das schlicht phänomenal ist. Barolo wie man ihn sich wünscht. Nebbiolo wie es besser nicht geht. Piemont zum Verlieben. Ein Charmeur der jeden augenblicklich in seinen Bann zieht. Ein Pflichtwein für jeden Nebbiolofreund. Barolo Classico, Respekt, Hut ab.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist empfehlenswert. Geht nachher immer mehr auf. Mit frischen 16º geniessen. Zu Wild und Federvieh, zum Entrecote oder zum opulenten Sonntagsbraten. Für Kenner als Solist ein zauberhafter Spassgeselle.

Verkostet wurde ein Barolo Classico 2012 von Boroli, Piemont, Italien. Bezugsquelle: Fine Wine Shop, Illmitz.

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