Bindella Riserva DOCG 2007

| 21. April 2012 Alles lesen

Die zweite Verkostungsrunde von Bindella-Weinen startet heute mit der Riserva 2007. Genauer gesagt mit der Riserva Vino Nobile di Montepulciano. Wenn schon, dann korrekt. Diese Riserva, die aus 85% Prugnolo Gentile (Sangiovese) und 15% anderen Trauben wie Canaiolo, Mammolo und Colorino hergestellt ist, verbrachte erst einmal 24 Monate im Eichenfass und danach weitere 12 Monate in der Flasche bevor sie zum Genuss ‘freigegeben’ wurde. Wir haben jetzt so ein Prachtexemplar am ‘Tisch der Wahrheit’ stehen und werden uns an ihm sozusagen ‘vergehen’. Natürlich mit Benehmen und dem nötigen Respekt.

Auch wenn es sich bei diesem ‘Bindella’ um eine Riserva handelt, wird das nicht pompös am Etikett kommuniziert. Man hält es wie mit allen anderen ‘Beklebungen’, weniger ist mehr und viel weniger und minimalistischer als Bindella kann Etikettendesign nicht mehr sein. Nur dass grade noch Riserva drauftsteht. Konsequentes Corporate Design, welches sich nur durch das bunte Rückenetikett von den anderen Bindella-Weinen unterscheidet. Konzept zählt und das worum es geht ist sowieso in der Flasche.

Bevor die Riserva ins Glas kommt darf sie eine halbe Stunde im Dekanter atmen und sich mit der sauerstofflichen Umgebung anfreunden. In Erinnerung an die beiden ersten Weine aus dem Haus Bindella, dem Fossolupaio und dem ‘einfachen’ Bindella 2008, ist die Vorfreude entsprechend gross und im Mund macht sich bereits leichter Speichelfluss bemerkbar.

Vanille, Pflaumen, Holz und Schokolade

Wie schon beim Bindella 2008 leuchtet auch die Riserva in einem strahlenden granatrot aus dem Glas. Dunkel im Kern, rubinrot an den Rändern und trotzdem durchaus transparent in der Erscheinung. Ein sehr schönes Farbenspiel, das kräftige Spuren an der Glaswand hinterlässt.

Das Bukett ist ein einziger Genuss. Es duftet richtig, fast blumig, krischfruchtig, reif und saftig, aber auch kühl auf eine angenehme Art und Weise. Bemerkenswert wie fein auch hier die Holznote den intensiven, aber trotzdem leisen Duft begleitet, sich nicht in den Vordergrund drängt und allen anderen Aromen grosszügig den Vorrang einräumt. Ganz grosser Duft in der Nase von dem man mehr riechen will. Ein Hauch von frischer, warmer Würze strömt aus dem Glas, etwas Vanille und auch Pflaumen gesellen sich dazu und man vernimmt auch eine leichte Schokoladenote. Ein variantenreiches Bukett welches den Geruchssinn verwöhnt.

Überraschungsangriff auf den Gaumen

Kaum im Mund zeigt die Riserva gleich einmal was Sache ist. In Form von dichten Gerbstoffen, eingehüllt in einen saftigen und kräftigen Körper, packt sie zu und sorgt für Druck am Gaumen. Die 30 Minuten im Dekanter sind das Minimum für diesen Tropfen, empfehlenswert ist sicher das Doppelte. Wir werden es abwarten und später schmecken. Jetzt präsentiert sich die Riserva kräftig, rauh und wie eine Wildkatze. Trotzdem bleibt sie geschmeidig und hinterlässt als Dank für die Aussetzung in die freie Wildbahn einen langen Nachhall im Mund. Geprägt von mineralischem Geröll im Mund und einer Gerbstoffdichte die beeindruckt. Es schmeckt ein wenig nach Schokolade, nach Gedörrtem und sogar ein wenig nach Veilchen. Alles eingelegt in eine schöne Kirschfrucht mit rauchiger Holzbegleitung.

Saft und Kraft in mineralischer Verpackung

Die Riserva hat Kraft, das steht ohne Zweifel fest. Ihr voller Körper, das Volumen und ihre 14,5% lassen es so richtig krachen. Der Tropfen sorgt für mächtig Dampf im Mund, bleibt aber interessanterweise kühl und somit freundlich. Zeit in der Küche die Geräte anzuwerfen und die Riserva noch eine Stunde atmen zu lassen.

Wieder zurück dann die grosse Duft- und Geschmacksshow. In der Nase ist die Riserva jetzt noch mehr pflaumig, noch saftiger und runder, weicher im Mundgefühl, sogar richtig fleischig-fruchtig, aber nach wie vor mit sehr präsenter Gerbstoffdichte welche sich nun aber weicher am Gaumen anlegen. Nach knappen zwei Stunden an der Luft zieht die Riserva eine ausgeprägte feinkörnige mineralische Spur über die Zunge, umweht den Gaumen damit, wirkt leicht und verabschiedet sich doch mit einem druckvollen, aber feinen und langen und vor allem fruchtig-opulenten Abgang. Zurück lässt sie einen mit einem leicht holzig-schokoladigen Geschmack, der von dezenter Würze begleitet wird. Wer Gerbstoffe nicht mag sollte besser die Finger von dieser Riserva lassen. Wer allerding weiss was richtig gute Tannine wert sind, der sollte diesen Tropfen unbedingt versuchen. Unverfälschter Weingenuss um ca. 23 Euro. Ehrlicher Wein mit jeder Menge Saft und Kraft. Auf Facebook würde ich jetzt den ‘Gefällt mir’-Button drücken und ein klares ‘Like’ abgeben.

Tipp: Wenn Sie von den eindrucksvollen Tanninen nicht überrolt werden wollen, sollten Sie die Riserva mindestens 1 Stunde im Dekanter atmen lassen. Noch besser sind zwei Stunden. Danach ein reifer, saftig-fleischiger Hochgenuss bei 18-20º.

Verkostet wurde ein Bindella Riserva DOCG 2007 von Bindella aus Montepulciano in der Toskana, Italien. Wenn Sie mehr über diesen Wein erfahren wollen, stehen Ihnen die wichtigsten Informationen darüber hier zum Download bereit. Oder besuchen Sie Vallocaia Bindella einfach online.

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Kategorie: Bindella (I), Verkostet