Blaufränkisch ‘Carnuntum’ 2009

| 2. September 2012 Alles lesen

Carnuntum. Ein Wort das bei jedem Österreicher den letzten verbliebenen Rest vom Geschichtsunterricht hervorkitzelt und einem dazu ‘irgendwas mit Römern und Lager und Steinhaufen’ einfällt. Irgendwo ‘hinter Wien’ soll es liegen. Kennern fällt sogar noch Petronell ein. Hat auch irgendwie was zu tun damit. Jedenfalls ist Carnuntum auch ein niederösterreichisches Weinbaugebiet wo schon die Kelten Weinbau betrieben haben und welches unter den Römern seine erste Hochblüte erlebte. Schon wieder die Römer, wusste man es doch! Aus diesem geschichtsträchtigen Gebiet haben wir heute einen Wein geöffnet, der, wie könnte es anders sein, schlicht und einfach Carnuntum heisst, ein Blaufränkisch aus 2009 ist und vom Weingut Muhr-van der Niepoort kommt.

Wenn Ihnen jetzt der Name Niepoort auch noch was sagt und sie sich fragen ob der Niepoort und so…, dann haben Sie auch hier 100 Punkte gewonnen. Gemeinsam mit Dirk van der Niepoort hat Dorli Muhr, Eigentümerin und Geschäftsführerin von Wine&Partners, ein Weingut gegründet, welches auch zu den ‘Rubin Carnuntum Weingütern’ gehört. Sie blicken jetzt durch? Gut! Dann geht es endlich der Flasche an den ‘Hals’.

Vor uns steht der Carnuntum in der dunklen Burgunderflasche. Ein edel wirkendes, aufs Wesentliche reduzierte weisses Etikett zeigt stolz in Kapitalen den Namen des Tropfens. Was drin ist schenkt man sich, so wie es in der Regel die Franzosen tun. Als wunderschöner Blickfang die zwei Ds für Dorli und Dirk in elegant geschwungener Zierschrift über allem. Hochgeprägt und partiell lackiert. Erinnert augenblicklich und unweigerlich an D´Artagnan und seine Degen schwingenden Kumpel. Nur ein süsses Mäntelchen hat die Flasche nicht um.

Insgesamt ein sehr schönes, schnörkelloses, ruhiges und stimmiges Design. Nichts was stört und alles was unbedingt noch so drauf muss steht verhalten am Seitenrand. Und weil wir hier soviel über die Römer und ihre vergessenen Stein- und Trümmerhaufen erzählt haben, hat der Carnuntum statt der geplanten einen nun schon eineinhalb Stunden an der Luft zugebracht. Somit wird´s Zeit ihn in die Kelche zu füllen. Nicht in ‘Römer’ sondern jene aus Bordeaux. Weil der Wein aus der Burgunderflasche kommt. Alles klar?

Viel Rauch im Kelch

In einem kräftigen rubinrot steht der Carnuntum im Glas und was sofort auffällt ist welch tiefe Einsicht einem der Tropfen gewährt. Leichte bläulich-violette Reflexe an den Rändern blitzen uns entgegen. Es duftet kräftig aus dem Glas, würzig und mit einer intensiven rauchigen Note. Saftige dunkle Fruchtaromen, wie ausgequetscht, vermengen sich mit dem ‘Rauch’ der aus dem Glas aufsteigt und sorgen so für Saft und Kraft in der Nase. Gebranntes Holz riecht man und andere Röstaromen. Begleitet von einem überaus saftigen Duft der über allem schwebt.

Rank & Schlank im Mundgefühl

Auf die Zunge kommt der Carnuntum ungewohnt schlank und zieht dort eine sehr leichte, von schöner Säure begleitete Spur von rauchigem Holz hinter sich her. Der Wein wirkt fein in der Struktur, nichts fülliges, heisses, breites und marmeladiges was einem die Zunge am Gaumen festnagelt. Das ist gut. Wir mögen ‘schlanke’ Weine. Auch was die Gerbstoffe angeht macht es Spass sich ihnen zu ‘ergeben’, sind sie nämlich fein integriert und verstehen sich blendend mit dem überaus frischen und attraktiven Säurespiel des Carnuntums. Jetzt würde es uns sogar interessieren wie der Wein sich anfühlt wenn er ohne Luftzufuhr ins Glas kommt. Sicher eine schneidig-rustikale Angelegenheit.

Trocken wie Flugsand und trotzdem saftig fruchtig

Knochentrocken ist der Carnuntum, von mittlerer Länge und sogar fruchtig im Abgang. Ein rauchiges wie ebenso leicht herbes Finale lassen ihn förmlich am Gaumen auftrocknen. Und doch hat man das Gefühl als ob, ganz am Schluss, wenn alles fast vorbei ist, ein kleines süsses Schwänzchen über die Zunge und den Gaumen laufen würde. Der Wein ist sicher nicht der körperreichsten einer, aber das wieder macht ihn so schön süffig, weil schlank im Mundgefühl und leicht und feingewirkt im Auftritt. Subtile Rassigkeit spielt auf der Zunge ihr Lied und man trinkt ihn gerne, den Carnuntum, der mit den alten Römern so überhaupt nichts gemein hat.

Erwähnenswert ist auch, dass der Carnuntum mit seinen 13% kein Schwergewicht ist, was ihn noch sympathischer macht. Zu viele Wuchtbrummen verkleben noch immer zu viele Gaumen und vernebeln so manche Sicht aufs Wesentliche. So elegant und vor allem frisch wie der Carnuntum auf die Zunge kommt und sich dort fröhlich austobt, macht es Spass ein zweites und auch drittes Glas zu trinken. Und zu alldem ist der Carnuntum gerade mal der ‘Basiswein’ aus dem Hause D´Artagnans Muhr & Niepoort. Um die 12-15 Euro im Fachhandel ist er käuflich zu erwerben. Ich muss unbedingt den ‘Spitzerberg’ (den allerallerfeinsten Blaufränkisch aus der Römersiedlung) probieren. Allein schon um zu checken ob die Römer wirklich keinen Einfluss mehr auf Carnuntum haben.

Tipp: Für eine Stunde in den Dekanter und dann ab ins Glas mit ihm. 16º im Sommer, ein wenig mehr wenn´s wieder früher finster wird. Zu allem was die ‘kräftigere’ heimische Küche so zu bieten hat ein unkomplizierter Begleiter.

Verkostet wurde ein Blaufränkisch ‘Carnuntum’ 2009 von Dorli Muhr & Dirk van der Niepoort aus Rohrau/Carnuntum, Österreich. Dieser Wein wurde 2012 bei WEIN & CO eingekauft. Von uns eingekaufte Weine werden je nach Lust und Laune sowie Zeit, zwischendurch verkostet und es wird ausserhalb offizieller Sortimentsverkostungen und Verkostungsrunden darüber berichtet.

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Kategorie: Verkostet