Blaufränkisch ‘Parallelverkostung’

| 15. Oktober 2011 Alles lesen

Heute ist ‘Premierentag’. Wir führen erstmals eine ‘Parallelverkostung’ durch. Werden hier in der Regel immer einzelne und vor allem unterschiedliche Weine präsentiert, so haben wir diesmal zwei sortenidente Weine von zwei verschiedenen Jahrgängen am Tisch. Das spannende und interessante daran ist, dass man so gleichzeitig die Unterschiede des selben Weins erforschen kann und auf der Stelle in der Lage ist, die jeweiligen Eigenheiten heraus zu arbeiten und kennen zu lernen. Zur Verfügung gestellt hat uns die beiden Weine (und noch andere, die später ebenso ausführlich vorgestellt werden) das Weingut Weinhäusel aus Neckenmarkt im Burgenland. Dafür besten Dank auch an dieser Stelle.

Sortenrein bis auf den Flaschengrund

Insgesamt werden wir zwei ‘Parallelverkostungen’ durchführen. Den Beginn machen zwei der typischesten Vertreter des sogenannten Blaufränkischland, nämlich ein Blaufränkisch 2009 DAC und ein Blaufränkisch 2010. Beides sind die gleichen Weine, nur dass der 2009er als DAC deklariert wurde und der 2010er nicht. Beide sind aber 100% sortenrein. Bevor die beiden Weine aber beschrieben werden, noch eine kleine Information für alle Weinbegeisterten.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Blaufränkisch-Weine aus dem Blaufränkischland im Mittelburgenland ein Jungbrunnen für Körper, Geist und Seele sind. Dr. Walter Flak hat nachgewiesen, dass Weine aus Blaufränkisch-Trauben die dort wachsen, den vergleichsweise höchsten Resveratrol-Gehalt von untersuchten nationalen und internationalen Rotweinen aufweisen. Als natürliches Anti-Aging-Gen bekannt, wurde nachgewiesen, dass Resveratrol die Lebenserwartung verschiedener Organismen deutlich erhöht, indem es unter anderem durch die Regulierung eines Gens den Alterungsprozess in den Zellen verlangsamt. Soviel zum Thema ‘Gesund altern’ und warum das Glas Wein zum Mittagessen die beste Medizin ist.

Kein Etikettenschwindel

Was die Etiketten betrifft habe ich eine neue Erfahrung gemacht. Nicht auf Papier gedruckt, sondern auf Folie. In Hochglanz und statt ‘normaler’ Silberfarbe richtig verchromt. Sieht sehr technisch aus und hätte ich nicht auf einer Flasche Wein erwartet. Aber man lernt nie aus. Farblich in dunklem Weinrot gehalten und mit einer Chrom-Bordüre abgeschlossen. Eigenwillig und gewöhnungsbedürftig. (Für Grossansicht auf das Etikett klicken)

Verkostungsberichte ‘Blaufränkisch 2009 DAC’ und ‘Blaufränkisch 2010′

Eine sehr strahlende kirschrote Farbe steht im Glas. Dunkel, aber trotzdem sieht man noch fast bis auf den Grund des Glases. An der Glaswand setzen sich Schlieren fest und kündigen einen gehaltvollen Wein an.Ein sehr schönes und dichtes kirschrot funkelt aus dem Kelch. Dunkel, dicht und trotzdem klar. Schöne Kirchenfenster setzen sich an der Glaswand fest. Sieht nach einem gehaltvollen Erlebnis aus.
Feine Nase
In der Nase ist der 2009er warm, harmonisch und weich. Ein sehr wohltuendes Bukett, fast ätherisch, sehr fein. Kein Fruchtgebrüll sondern vornehme Zurückhaltung. Eine leichte Würze macht sich bemerkbar. Äusserst angenehm und stimmig.
Jugendlicher Übermut
Aus dem Glas strömen rassige Fruchtaromen und eine gewisse Frische. Fast kühl wirkt das Bukett, schön und eine Freude in der Nase. Der gewissermassen jugendliche Übermut breitet sich breitspurig aus und zeigt was er bereits so alles 'drauf' hat.
Im Mund dann ein knackiger, kerniger Wein der was zu bieten hat. Durchaus kräftig aber rund, lässt er einen seine Säure spüren und gibt gleichzeitig zivilisiert seine Gerbstoffe frei. Davon hat er genug ohne sie jedoch zu dominant werden zu lassen. Die feine Würze harmoniert schön mit der Frucht, die aber nicht überbetont wird. Der Blaufränkisch 2009 DAC ist ein kerniger Geselle der Spass macht.

Knackig, kernig, eindrucksvoll
Ein durch und durch ehrlicher Alltagswein der es versteht Freude zu bereiten. Im Trunk geschmeidig, schon auch fruchtig, trocken und mit gutem Körper. Auch im Abgang Eindruck hinterlassend, sorgt er mit wohl dosierter Kraft zu überzeugen. Ein guter Wein mit Volumen ohne zu voluminös zu sein, mit Kraft ohne damit zu protzen. 13,5 Alkohol machen ihn zu einem leichtfüssigen und gut ausbalancierten Wein.
Sofort macht sich im Mund die Jugend ein wenig ungestüm bemerkbar und zeigt wie frisch und knackig sie ist. Etwas rustikal im Auftritt, mit Ecken und Kanten, aber nicht unangenehm. Hier ist die Jugend im Glas und die zeigt sie auch. Die Gerbstoffe sind noch nicht so weich integriert wie im 2009er, aber das tut dem Genuss keinen Abbruch. Man will ja auch was 'spüren' und hat genug Gelegenheit dazu.

Schlank und kühl
Der schlanke Körper versprüht eine gewisse Kühle, eine frische Würze am Gaumen. Rassig auf der Zunge und fruchtig-herb im Abgang lässt der 2010er alles raus was er zu bieten hat. Ein 'Teenager' durch und durch. Noch ist er etwas holprig und ein wenig ungestüm und braucht auf jeden Fall etwas Luft um sich zu beruhigen. Dann wird er weicher, und versteht sich besser zu präsentieren. Auf jeden Fall erweist er sich als frisch-frecher Trinkgeselle.
Für mich persönlich ein Wein, den ich mir jederzeit gerne zum Mittagessen einschenke und Schluck für Schluck geniesse. Ein echter 'Trinkwein' der zu vielfältigsten Küchenkreationen ein idealer Begleiter ist. Kein Überflieger, kein scheues Reh, einfach ein grundehrlicher Blaufränkisch. Auch wenn ich persönlich vom Prämierungswahn sehr wenig halte, hat sich dieser Blaufränkisch 2009 DAC verdient, dass man seine Goldprämierung in 2009 und seine Falstaff-Prämierung in 2010 auch erwähnt.Der Blaufränkisch 2010 ist noch etwas 'wild' und ein Jährchen auf der Flasche tut ihm sicher gut. Knackig frisch und um Aufmerksamkeit haschend kann er seine Jugend nicht verbergen. Trotz allem ist er sofort trinkbar, hat einen tollen Trinkfluss und bietet Weingenuss ohne Reue. Der 2010er ist zwar nicht DAC deklariert, ist aber ebenso ein grundsolider und ehrlicher sowie sortenreiner Blaufränkisch mit Charakter. Und was heute noch nicht ausgezeichnet ist, hat morgen umso mehr Chancen sich den einen oder anderen Titel zu erkämpfen.
Für 6 Euro die Flasche kann man sich diesen Tropfen locker leisten und wie schon in der Einführung erwähnt, kann man die tägliche 'Medikation' gefahrlos auf Flüssigzufuhr umstellen. Um 6 Euro für die Flasche kann man sich diesen Wein ohne Reue 'auf Lager' legen und ihn zum täglichen Mittagstisch geniessen. Auch als 'Anti-Aging Medizin' bestens geeignet.
Tipp: 20-30 Minuten in der Karaffe tun ihm gut. Hervorragend zu stark mit Kräutern gewürzten Gemüsegerichten und zu pikanten Käsesorten.Tipp: Eine Stunde Frischluft macht ihn rund und zivilisiert. Köstlich zu Gemüseeintopf oder Schweinsgeschnetzeltem.

Zusammengefasst ist zu sagen, dass beide grundsolide Weine für jeden Tag und zu jedem Anlass sind. Der 2010er ist etwas ‘unruhiger’ als der 2009er, was eindeutig an seiner Jugend liegt aber dem Trinkgenuss überhaupt keinen Abbruch tut. Beide Blaufränkisch sind ehrliches Winzerhandwerk und bieten sehr viel Weinwert um wirklich wenig Geld. Beide sind äusserst süffig und lassen so die Gläser schneller leer werden als einem lieb ist.

Das Experiment

Am Ende der Verkostung kam mir dann eine Idee in den Sinn. Ich wolle wissen was passiert, wenn man einen sortenreinen Blaufränkisch mit einem anderen sortenreinen Blaufränkisch ‘assembliert’. So gedacht und ausprobiert. Je 1/8 des 2009er mit dem 2010er ‘vereint’ – man will ja keinen benachteiligen – und ein wenig abgewartet.

Herausgekommen ist eine sortenreine Blaufränkisch-Cuvée, was sonst? Und die hat gar nicht mal so schlecht geschmeckt. Sie war rund, herb-fruchtig und absolut süffig. Ein wenig wild aufgrund der Jugend des 2010er, aber trotzdem sanft dank des 2009er. Die ‘Eigenbau-Cuvée’ hat durchaus Zukunft ;-)

HINWEIS: Alle Freunde von burgenländischen Weinen können sich am 12.11.2011 bei der Langen Rotwein-Nacht in Neckenmarkt, von der Bandbreite mittelburgenländischer Winzer und deren Weinen ein Bild machen. Diese laden im Zuge dieser stilvollen Weinveranstaltung ein ihre Weine zu verkosten und lokale kulinarische Köstlichkeiten kennen zu lernen. Mehr Info dazu unter: wbv-neckenmarkt.at

Verkostet wurden im Zuge einer ‘Parallelverkostung’ ein Blaufränkisch 2009 DAC Mittelburgenland und ein Blaufränkisch 2010 vom Weingut Weinhäusel aus dem ‘Blaufränkischland’ in Neckenmarkt im Burgenland.

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Kategorie: Verkostet, Weinhäusel (A)