Bourgogne 2016 A Meursault

| 9. November 2018 Alles lesen

Bourgogne 2016 Boillot Auch wenn es sich “nur” um den “kleinsten” Wein von Henri Boillot handelt, darf man sich von diesem Tropfen wie gewöhnlich feinstes Trinkvergnügen erwarten. Die Winzerlegende, die von der internationalen Presse stets mit Lobeshymnen überschüttet und in höchsten Tönen besungen wird, stellt mit seinen Weinen von den weltweit besten Lagen für Chardonnay aus Meursault, Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet Jahr für Jahr die Spitze der Côte de Baune dar. Sie gehören zum Besten, was man im Burgund für Geld erwerben kann. Heute steht sein “Einstiegswein”, der einfache Bourgonge blanc 2016 am Tisch der Wahrheit und will erkundet werden. Auf die Frage welcher Wein die grösste Herausforderung für ihn darstelle, antwortet Henri Boillot immer mit “wenn mir mein Bourgogne blanc gelingt, gelingt mir auch alles andere“. In diesem Sinne bin ich gespannt, wie sehr ihm der Jahrgang 2016 gelungen ist und überlasse den Tropfen eine halbe Stunde sich selbst in der Karaffe um sich ausgehfein zu machen.

Suchtstoff für die Nase

In hellem strohgelb leuchtet der Bourgogne blanc aus dem Glas heraus. Zarte Röstnoten vermischen sich mit warmen Briochearomen, weisse Blütenblätter schweben fein darüber, eine leise Silexnote steht im Hintergrund. Weich fühlt sich der Duft im Riechorgan an, ein typischer Burgunderduft der aus dem Glas entweicht. Weisser Pfirsich macht sich sanft bemerkbar, eine kleine braune Nuss trabt irgendwo weit hinten durch die Gegend. Keine Spur von Schwere in der Nase, alles ist sehr fein und frisch. Ein Duft zum süchtig werden.

Rassig flotter Tempobolzer

Kann Burgund denn knackig sein? Aber ja, und wie! Wie ein salzig-steiniger Tsunami rollt der Bourgogne blanc auf der Zunge an, ist frisch, ist frech, ist richtig lebhaft. Keine Spur von fett, vielmehr ein echter Rassehengst der da mit Vollgas durch die Luke zischt. Zitrusnoten, Mandeln und Brioche bilden eine Einheit, knackig und spannungsgeladen ist die Säureader, flott der Trinkfluss. Die leisen Röstaromen tragen das Ihre dazu bei um diesen Tempobolzer unwiderstehlich zu machen. Saftig ist der Tropfen einerseits, doch sein wahres Gesicht zeigt er wenn er sich der Zunge annimmt. Dann streicht er sie mit seinen salzigen Stein- und Zitrustönen ein und sorgt für ein zufriedenes Grinsen. Ein Wein der vibriert vor Lebenslust, der mit seiner enormen Mineralität begeistert und einen schneller trinken lässt als man es vorgehabt hat. So geht echter Hammerwein.

Burgund in seiner schnellsten Variante

Schier unglaublich ist das Tempo, das der Bourgone blanc da vorgibt. Der ist so klar, so präzise und so frisch und knackig, dass er wie ein Gebirgsbach durch das Futterzentrum fliesst. Niemals wird er breit im Mund, ist trotz seiner Geschliffenheit ein weicher, angenehmer Wein. Man spürt sein sanftes Wesen einerseits, wie es sich weich und rund am Gaumen anlegt, um sich im nächsten Augenblick mit einer enormen Frische auf den Weg ins Finale aufmacht. Dort glänzt er wieder mit seinen Steinaromen, mit seiner frischen “Zitronigkeit”, mit Salz und hohem Puls. Man ist geneigt den Tropfen einen wahren “Mineralikbomber” zu nennen und übertreibt damit sicher nicht. Immer im Hintergrund subtile Briochetöne, feine Röstaromen und dieses typisch burgundische. Vorne aber Tempo, Stil und Rasse. Einfach phantastisch.

Richtig “spassig” wird der gute Tropfen aber mit etwas Zeit und Luft im grossen Becher. Dann wird er griffig auf der Zunge, plötzlich spürt man Kalk und Staub am Gaumen, der Grip ist fein und edel. Erst danach taucht wieder diese salzige Mineralität auf und zaubert einem ein glückliches Grinsen ins Gesicht. Was der Bourgogne blanc im Mund abhält ist schlichtweg grosses Kino. Schon jetzt in seiner Jugend ist er ein erfrischender Genuss, in den nächsten Jahren wird er sich zu einem feudalen Tropfen entwickeln und das bestätigen, was bereits einleitend gesagt wurde; nämlich, dass Henri Boillots Weine zum besten gehören was man im Burgund für Geld erwerben kann. Dieser “kleine” Bourgogne blanc beweist das eindrucksvoll. Für knappe 27 Euro soviel Burgund im Glas zu haben ist ein mehr als erfreulicher Nebeneffekt und sollte dazu animieren, sich einen Vorrat dieses feinen Tropfens anzulegen. Man ist sich schliesslich feinstes Weinvergnügen schuldig.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist fein. 10-12º Trinktemperatur sind ideal. Perfekt zu klassischer französischer Küche und zu weissem Fleisch. Für sich allein genossen eine wahre Wohltat.

Verkostet wurde ein Bourgogne blanc 2016 von Henri Boillot aus Meursault/Côte de Beaune im Burgund, Frankreich. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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