Bourgogne blanc 2013 Henri Boillot

| 7. April 2016 Alles lesen

Boillot Bourgogne 2013 Côte de Baune. Schon bei der Nennung der Namen Pommard, Volnay, Monthelie, Auxey-Duresses, Meursault und Puligny-Montrachet läuft jedem Burgunderfan das Wasser im Mund zusammen. Ich zähle mich da auch dazu und was heute am Tisch der Wahrheit steht, kommt von einem Winzer der nicht nur weltberühmt ist, sondern auch Weine produziert die zum Besten und Feinsten gehören was Jahr für Jahr aus dem Burgund kommt; Henri Boillot. Eine Winzerlegende, von der internationalen Presse laufend mit Lobeshymnen überschüttet und in höchsten Tönen besungen. Seine Weine kommen von den weltweit besten Lagen für Chardonnay aus Meursault, Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet und stellen die Spitze der Côte de Baune dar. Ich habe heute den “Einstiegswein” von Henri Boillot im Glas, den Bourgogne blanc 2013, von dem der Winzer selbst behauptet, dass, wenn ihm der gelingt “auch alle anderen Weine gelingen”. Ich habe den Bourgogne blanc jetzt mal für eine Stunde in die Karaffe verfrachtet und bin gespannt, wie sich der “Kleinste” unter den Grossen Henri Boillots so machen wird.

Frisch & elegant

In sehr hellem Gelb steht der Bourgogne blanc im grossen Becher. Die Nasenflügel von einem unverkennbaren Burgunderduft durchflutet. Feines Brioche, dezente braune Nuss, etwas gelber Pfirsich. Dazu eine frische Mineralik die sich durch steinige Aromen bemerkbar macht. Es ist ein frischer Duft, keinesfalls üppig oder schwer, vielmehr ein lebendiger Aromenmix der leicht und fein die Nase hochzieht. Ich könnte mich rein setzen in den Kelch und endlos meine Runden darin schwimmen. Nichts macht mich mehr an als frischer eleganter Burgunderduft.

Lebhaft & briocheburgundig

Salzzitronigsteinigsaftig. Das ist es was man schmeckt und spürt, kaum dass der Wein auf der Zunge gelandet ist. Vorne auf der Spitze steht ein Salzstein über den sich der frische Saft mit Aromen von etwas Pfirsich und einer reifen Limette bricht und im Anschluss ebenso salzig über die Zungenränder abfliesst. Man kaut am Stein, leckt das Salz von ihm herunter und spürt am Gaumen wie sich eine leichte Wolke von Brioche bemerkbar macht. Grandios die Säureader die dem Bourgogne blanc so richtig Puls einhaucht und für einen frischen wie lebendigen Auftritt auf der Zunge sorgt. Ganz dezent und ganz weit hinten tanzt die Nuss ein Solo, unbeeindruckt von dem was sich im Haupthaus abspielt. Vorne frisch und lebhaft, hinten nussig und so typisch briocheburgundig. Der Abgang ein Traum von frischem Croissant mit Butter und dunkler Nuss. Einfach traumhaft, wunderbar. Ich liebe diesen Wein schon jetzt, bevor er überhaupt zu atmen begonnen hat.

Ein Muss für alle Burgunderfreunde

Je länger der Bourgogne blanc Luft aufnimmt, umso mehr nimmt er auch Fahrt auf. Er wird immer klarer, immer frischer und immer mineralischer. Er entwickelt Haftung auf Zunge und Gaumen, ohne dabei seine typischen Aromen von Nuss und Brioche zu verlieren. Es fühlt sich eher an als hätte man sie leicht gekühlt. Ganz hinten am Gaumen bleibt alles haften und sorgt für jene wohligen Schauer die wahrscheinlich nur ein Burgunderfan verstehen kann. Das ist alles so weit weg von dick und fett wie es nur geht. Kein vordergründiges Holz, sondern eine Aromatik die auf steiniger, leicht salziger Mineralität basiert und dank einer ungewöhnlich agilen Säurestruktur richtig rassig wirkt. Der Bourgogne blanc ist definitiv ein schlanker Burgunder, einer der für Leben zwischen den Kiemen sorgt und der, trotz seiner Jugend, bereits jetzt gewaltig Spass macht.

Wenn das der “Einstiegswein” Henri Boillots ist, was bitte kommt dann nach? Der kleine Hüpfer hier ist einfach traumhaft. Keine drei Jahre alt und macht im Mund schon einen auf dicke Hose. Zärtlich gesalzen, wie die Mandeln von Jean Hager, elegant was aus der Bäckerei kommt, agil was Temperament angeht und fein und edel was sich im Mund zusammenfügt. Leicht im Mundgefühl, klar und doch mit Substanz gesegnet, Kraft ohne Gewicht, Harmonie und Balance so gestaltet, als wäre es das Einfachste der Welt. Wie soll so ein Wein jemals “reifen” wenn er schon in seiner Jugend so spekatulär genussvoll zu geniessen ist? Wie kann man jemals erleben wie so ein Wein in fünf, zehn Jahren schmeckt, wenn er jetzt schon soviel Spass macht, dass keine Flasche länger als ein paar Wochen im Keller überlebt? 24 Euro kostet der Bourgogne blanc 2013, eine Mezzie für einen Meursault in dieser Qualität. Deshalb wieder einmal eine ernst gemeinte Kaufempfehlung. Bunkern Sie was sie kriegen können. Dieser Tropfen ist ein Muss für alle Burgunderfreunde. Einfach wunderbar.

Tipp: Geben Sie ihm eine Stunde in der Karaffe. 10-12º Trinktemperatur sind ideal. Passt perfekt zu klassischer französischer Küche, zu weissem Fleisch und auch zu feinem Salzgebäck. Ist aber viel zu schade um ihn irgendwo dazu zu trinken. Der gehört für sich allein genossen weil er gar so bezaubernd ist.

Verkostet wurde ein Bourgogne blanc 2013 von Henri Boillot aus Meursault/Côte de Beaune im Burgund, Frankreich. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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