Burlotto Langhe Nebbiolo 2013

| 26. Juli 2015 Alles lesen

Burlotto. Jedem Freund italienischer Weine ein Begriff. Vor allem wenn es um grosse Baroli geht. Doch nicht nur diese zaubert Fabio Burlotto, der Ur-Ur-Enkel des berühmten Commendatore G.B. Burlotto in die Flaschen, er versteht es auch gekonnt, schon seinen Basisweinen Glanz und Raffinesse zu verleihen. So eine Lichtgestalt von Wein steht heute am Tisch der Wahrheit; ein Langhe Nebbiolo 2013, dessen Reben vollständig in den besten Barolo-Lagen des Weinguts stehen und schlicht unter der Bezeichnung Nebbiolo vermarktet wird. Understatement pur. Wie sehr dieser “kleine Barolo” einen auf “erwachsen” macht, dem werde ich jetzt auf den Grund gehen.

Burlotto Langhe Nebbiolo Viel Tradition und viel Bling-Bling dominiert das blütenweisse Etikett das die Flasche ziert. Trotzdem wirkt es relativ elegant. LANGHE NEBBIOLO steht gross und schwarz in der Mitte und rundherum befindet sich ein grafisches Gewitter. Der Jahrgang 2013 ist in einer Bordüre aus Blumen eingefasst, unten steht Comm. G.B. Burlotto sowie Verduno, um die Herkunft anzuzeigen. Links in einem Kreis sieht man ein paar Schilder mit unterschiedlichen Wappen drin und rechts, ebenfalls in einem Kreis das Anwesen von Burlotto. Links und rechts in die abfallenden Blumenstränge sind jeweils drei goldene Medaillen eingefügt. Ganz oben noch Casa Fondata del 1850, das Gründungsdatum des Betriebes. Rückenetikett gibt es keines, weil alles was wesentlich und nötig ist bereits vorne drauf steht. Die schwarze Halsmanschette mit der DOC-Banderole komplettiert die üppige Weinbeklebung. Bevor der Langhe Nebbiolo aber ins blank polierte Burgunderglas kommt, darf er sich für eine Stunde im Dekanter mit sich selbst vergnügen.

Fein, grazil und leise

Helles rubinrot zieht im grossen Becher sein Kreise. Fast zärtlich strömen aus dem Glas ganz feine Aromen von Sauerkirsche in Begleitung von floralen Noten heraus. Zarte Pfefferwürze steigt auf, alles fühlt sich sehr fein und leicht in der Nase an. Eine filigrane Kräutrigkeit nimmt man wahr, man spürt rote Würze ebenso wie wilde rote Waldbeeren. Es ist ein sehr feiner, weitmaschiger Duft der keinerlei Schwere hat, grazil und relativ verhalten wirkt. Kein lauter Ton der stört, nur vornehme Zurückhaltung die sich gut anfühlt.

Saftig, griffig, pfefferwürzig

Ein feiner Gerbstoffteppich macht den Auftakt auf der Zunge. Sanft und doch griffig nimmt er sie in Beschlag und erst danach darf sich die Sauerkirsche präsentieren. Dazu gesellt sich knackige Säure die dem Saft so richtig Leben einhaucht. Es fühlt sich leicht an im Mund, sogar etwas knusprig und pulsierend. Ich würde sogar sagen, dass dieser Langhe Nebbiolo ein pikanter Wein ist, weil er reichlich Pfeffer mit sich rumführt. Ich würde ihn ebenso als ausgesprochen schlank und klar bezeichnen. Kein Holzprügel, keine Bretter aus denen man die Nägel ziehen muss. Der Wein steht fein und elegant auf der Zunge, am Gaumen fühlt er sich rotbeerig, leicht würzig und saftig-griffig an. Im Abgang ebenso saftig, dezent fruchtig, aber generell sehr pfefferweürzig und lang anhaltend. Das macht Spass, da kommt Freude auf.

Wo ist die Salami?

Kaum lässt man dem Langhe Nebbiolo Zeit in der Kanne, breitet er sich aus und wird immer saftiger. Klar, er ist ein viel zu junger Hüpfer, nur müssen auch die beweisen ob sie es können oder nicht. Und das tut der kleine Racker eindrucksvoll. Er tanzt auf der Zunge, ist frisch, fröhlich und leicht. Die Sauerkirsche möchte man gar nicht mehr los lassen, will sie nur spüren wie sie stetig ihren sauersalzigen Saft absondert. Man will dieses Gefühl in der Zungenmitte konservieren, weil es so frech, und trotz aller Würze, auch so fruchtig ist. Und dann ist da noch dieser Gerbstoffnebel, der sich so herrlich griffig wie auch trocken durch den Mundraum zieht. Von Holz keine Spur, bestenfalls ein Lüftchen das rasch vorüber zieht. Man bleibt einfach mit dem Verlangen nach Salami und sonstigen piemontesischen Wurstversuchungen übrig.

Im Viertelstundentakt legt der kleine Burlotto-Barolo zu. Auf der Zunge immer mehr rote Würze, pfeffriger, pikanter. Die Waldbeeren in eine Hülle aus Erde, Unterholz und Staub eingearbeitet. Nix mehr mit “unbekümmert jugendlich und einfach drauf los”. Es fühlt sich richtig gut an, harmonisch, ausgeglichen und stimmig. Es ist alles da, viel Sauerkirsche, etwas Himbeere, sogar Salz. Es füllt den Gaumen aus, leicht herb, trocken, dennoch saftig und pfeffrig. Und das alles in rot. Gerbstoffe in Form eines leichten Nebels, trocken, haften bleibend, nicht endend. Rauchige Aromen tauchen auf, man atmet Herbst und Wald und staunt wie elegant man sich durch selbigen bewegen kann. Ich habe schon öfter erwähnt, dass ich Nebbiolo einfach liebe. Den hier aber ganz besonders, weil er schon so gross und erwachsen wirkt, obwohl er noch ein völlig unterentwickelter Teenager, ein “Rookie” ist. Der hat noch nicht einmal angefangen geradeaus zu laufen und ist doch schon so geradeaus. Burlottos Langhe Nebbiolo ist wieder so ein Wein, für den ich am liebsten beim Metzger meines Vertrauens einbrechen und ihm alles was an Wurst vorhanden ist entwenden möchte. Klar, Barolo und ein gutes Steak ist die eine Sache, aber Nebbiolo und Wurst, … ach, ihr habt ja alle keine Ahnung.

Tipp: Ein bis zwei Stunden in die Karaffe damit. Mit 15-17º geniessen. Einfach alles was in der Speisekammer an Wurst und Käse da ist auf den Tisch und sich daran ergötzen. Macht auch solo grossen Spass, nur bekommt man unbändigen Appetit der nicht zu kontrollieren ist und nach deftiger Salami schreit.

Verkostet wurde ein Burlotto Langhe Nebbiolo 2013 von Commendatore G.B. Burlotto aus Verduno im Piemont, Italien. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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