Cava Funambul Equilibri Brut Nature
Die Franzosen sind schuld, dass unser heutiger Sprudel nicht Champagner, sondern Cava heisst. Ursprünglich nannte man diesen in Spanien nämlich Champána, katalanisch gar Xampán. Doch weil sich Frankreich den Begriff Champagner weltweit schützen hat lassen, blieb den Spaniern nichts anderes übrig als einen eigenen für ihre Blubberweine zu erfinden. Und da Cava jene unterirdischen Keller bezeichnet in denen diese reifen, war der Name fast vorgegeben. Heute wird eben so ein Champagner Cava verkostet. Funambul heisst er und von Maria Barrenas und Dani Sanchez Nogués Azul y Garanza stammt er. Ein echter Brut Nature, also frei von jeglicher Dosage, spontan im Holzfass und in weiterer Folge dann für weitere 15 Monate auf der Hefe vergoren. Ein Cava der Extraklasse, der bereit für seinen grossen Auftritt ist.
Eine richtig mystische Erscheinung ist die dunkelgrüne Burgunderflasche und mein erster Gedanke fällt auf Edgar Allen Poe. Wegen des kleinen schwarzen Raben, der partiell lackiert und hochgeprägt in schwarz auf der schwarzen Fläche der sonst goldenen Halsmanschette sitzt. Das Etikett ist auch pechschwarz und ebenfalls hochgeprägt und partiell lackiert der Name FUNAMBUL darauf. Umgeben von drei kleinen schwarzen Raben, die wie auf einem Seil tanzend wirken. Was die Verbindung zum Namen Equilibri herstellt, weil das eben Seiltänzer heisst. Oben drüber in gold CAVA und unten EQUILIBRI NATURAL sowie Brut Nature.
Das Rückenetikett ist auch in schwarz gehalten. In riesigen Buchstaben noch einmal der Name des Cavas und rechts das Siegel der CCPAE (Consell Català de la Producció Agrària Ecològica) welches auf den biologischen Anbau hinweisen soll. Erfreulich ganz zum Abschluss noch die Angabe der vol.%, die mit 11,5 herrlich niedertourig ausfallen. Der Funambul ist perfekt temperiert und kommt in die Weissweingläser.
Verhalten & geheimnisvoll
Wie helles Stroh funkelt der Funambul im Glas. Allerfeinste Perlage steigt lebendig auf und zeugt von pulsierendem Leben. Aromen von weissen Blüten duften aus dem Glas heraus, es riecht verhalten aber frisch. Von Frucht ist keine Spur erkennbar, vielmehr riecht es gelb und weiss und ganz hinten steht ein feiner Hauch von Hefe. So mystisch und geheimnisvoll wie das Etikett, so geheimnisvoll ist auch der Duft der einem die Nasenflügel hoch strömt. Das, was ihn trotz seiner feinen Struktur relativ dicht erscheinen lässt, ist die leicht gelbe Aromatik in Verbindung mit der Hefenote, welche sich einem jedoch erst beim zweiten Nachriechen erschliesst.
Mikroskopisch fein & knochentrocken
Kaum kommt der Funambul auf die Zunge nimmt er diese mit einer ultrafeinen Perlage in Beschlag. Sie pulsiert auf ihr, dabei fühlt es sich ausgesprochen weich und cremig an. Ebenso merkt man auf der Stelle was Zero Dosage heisst. Die totale Trockenheit. Was auffällt ist, wie mittig der Cava auf der Zunge steht und dort sein feines Spiel mit seinen mikroskopisch feinen Perlen treibt. Er massiert die Zungenmitte, geht in ebensolch feinem, lebhaft pulsierendem Mousseux auf und zieht wie per Autopilot gesteuert genau durch die Mitte wieder ab. Man schmeckt weissen Blütenaromen hinterher und merkt im Mund, dass der Funambul bereits verdunstet ist bevor er seinen Abgang hinter sich gebracht hat.
Ein echter Glücksfall
Der Funambul verleitet zum Trinken. Man geniesst die feine Zungenmassage und wenn man seinen Geschmack beschreiben müsste, dann wäre dieser weiss. Ganz im Hintergrund, so wie schon in der Nase, taucht ein Hauch von Hefenote kurz auf, um sich sofort wieder im prickelnden Mudgefühl zu verflüchtigen. Was auf der Zunge bleibt ist ein cremig pulsierendes, oder pulsierend cremiges Gefühl, eine Trockenheit und eine Klarheit die aussergewöhnlich sind. Am Gaumen spürt man dann angenehmen Druck, während der Cava im Abgang wieder sehr klar und wohltuend fein ist. Im Nachhall schmeckt man wieder etwas gelb, etwas Hefe und eine deutliche, auf Mineralik aufbauende Dominanz.
Als wahren Glücksfall kann man den Funambul bezeichnen, wenn man an all die Pseudo-Cavas denkt, die in den Supermarktregalen stehen. Die einem mit ihrer penetranten Kohlensäure jeden Genuss vermiesen, und grossteils nichts anderes als banale Extremschäumer, welche permanente Rülpsreflexe auslösen sind. Der Funambul hingegen zeigt was Klasse ist, wie edel und fein Perlage und wie harmonisch guter Cava sein kann. Klar, solch Qualität die kostet. Um die 15 Euro für die Flasche. Dafür hat man hier echten Cava in den Gläsern und richtig Spass im Mund. Wenn man bedenkt, dass Cava eigentlich Champagner ist, dann ist der Preis dafür schon wieder lächerlich.
Tipp: 7-8º sind ideal. Als Aperitif, als Zwischendurchglas, als festlicher Begleiter feiner Küche, oder einfach als Solist genossen. Macht in jeder Lage Spass und allerbeste Figur.
Verkostet wurde ein Funambul Equilibri D.O. von Azul y Garanza aus Carcastillo in der Region Navarra, Spanien. Eine Cuvée aus aus Viura, Parellada und Xarel·lo.
Kategorie: Azul y Garanza (E), Verkostet