Châteauneuf-du-Pape 2009 AOC

| 12. Dezember 2012 Alles lesen

Eigentlich sollte man diesen edlen Tropfen ja erst in zwei, drei oder sogar vier Jahren aus der Flasche lassen. Frühestens. Aber eben nur eigentlich. Wir sind aber neugierig und wollen wissen was der Châteauneuf-du-Pape 2009 vom weltberühmten Château de Beaucastel in seinen jungen Jahren schon so alles zu erzählen hat. 13 Rebsorten sind in der Appellation Châteauneuf-du-Pape zugelassen und alle 13 sind auch drin. In den Hauptrollen Mourvèdre und Grenache (jeweils 30%), Syrah (10%) hat eine Gastrolle, Muscardin, Vaccarése und Cinsault (je 5%) treten als Nebendarsteller auf und die restlichen sind klassische Statisten. Und weil alles was einmal ein echter Star werden will schon früh zeigen muss ob auch Talent dazu vorhanden ist, wird auch unser junger Hüpfer heute schon ‘gecastet’ um zu sehen ob er das Zeug zum Kassenschlager hat.

Eine imposante Erscheinung ist die klassische Burgunderflasche mit ihrem aufgeprägten Siegel. Dieses stellt entgegen der traditionellen Papstkrone das umrankte Wappen der Famille Perrin dar. Das Etikett selbst französisch wie es französischer nicht sein kann. Klassisch, traditionell, in vanille gehalten und mit gewellten Rändern gleich einer alten Urkunde. In klassischer Fraktur-Schrift Château de Beaucastel in rot, darunter das Familienwappen in rot und blau. Unterhalb der stolze Inhalt und der Nachweis seiner Herkunft.

Am grossen Rückenetikett ist in französisch alles weitere angeführt und man erfährt einiges über die Geschichte von Châteauneuf-du-Pape, Monsieur de Beaucastel sowie die Famille Perrin. Selbstverständlich auch ein wenig über die Lage und die Philosophie. Um dem ‘Jungstar’ ein wenig die Nervosität zu nehmen haben wir ihn für 60 Minuten im Dekanter zur Ruhe kommen lassen bevor er zum ‘Vorsprechen’ antreten darf.

Erdbeeren, Kirschen & ein Hauch von Leder

In dunklem Kirschrot steht der Wein im Glas, zu den Rändern hin leicht aufhellend. Die Innenwand ist mit einem dicken Film belegt. In der Nase duftet es superfruchtig, Kirschen springen fast aus dem Glas heraus, so frisch riechen sie und fühlen sie sich an. Erdbeeren sind dabei und Johannisbeeren, auch ein wenig Pflaume sowie ein ganz feiner ledriger Ton. Es ist dermassen fruchtig, dass man am liebsten reinbeissen möchte. Je öfter und länger man die Nase ins Glas steckt umso süsser riecht es, betörend fruchtig und beeindruckend frisch.

Frisch & frech in einer Tabakwolke

Ziemlich frisch kommt der Châteauneuf-du-Pape auf die Zunge und wirkt ausserordentlich leicht auf ihr. Man erschreckt fast ob dieser filigranen Ader. Erst beim zweiten Schluck offenbart sich der Früchtekorb der dann aber einiges zu bieten hat. Eingehüllt in eine feine Tabakwolke tummeln sich darin Pflaumen, Johannisbeeren und Kirschen, reif, saftig, frech und frisch. Überraschend ist wie fein und seidig die Gerbstoffdichte dieses Tropfens ist, hätte man diese aufgrund seiner Jugend doch etwas heftiger und ungehobelter erwartet. Entgegen dieser Annahme fühlt es sich aber schon jetzt äusserst vornehm an, sowohl auf der Zunge wie am Gaumen.

Man schmeckt Feigen, Erdbeeren sowie Himbeeren und nimmt einen feinen Vanilleton wahr. Es fühlt sich ein wenig rauchig an im Mund und alles verbindet sich spielerisch mit den duftenden Fruchtaromen. Auch eine subtile Kräuternote mischt mit in diesem an Varianten reichen Wein, der, trotz seiner ‘Jugend’, absolut trinkreif ist und jetzt schon grossen Spass macht. Wider Erwarten fühlt sich der Châteauneuf-du-Pape seidig an, hat so gut wie keine Ecken und macht dank seiner frischen Ader richtig Spass im Mund.

Bereit für den verwöhnten Gaumen

Nach zwei Stunden an der Luft mischen sich dunkle Kakaoaromen sowie eine leichte Teernote ins Bukett. Auf der Zunge fühlt sich der Châteauneuf-du-Pape mit seinen saftigen Früchten jetzt sogar ein wenig ‘pfeffrig’ an, wirkt kraftvoll ohne schwer zu sein und öffnet sich dabei immer mehr. Es wird rauchiger im Mund, der Gaumen gewöhnt sich mehr und mehr an dieses seidige Tanningerüst und der Abgang ist eine Mischung aus roten und schwarzen Früchten gepaart mit einer edlen Tabaknote. Ein ewig langer Nachhall verwöhnt einen trocken, fruchtig-herb und saftig. Am Ende bleibt der Geschmack von gedörrten Feigen haften.

Der Châteauneuf-du-Pape wird im 10 Minuten-Takt dichter, saftiger, voller und komplexer. Er geht auf wie ein Pfau und präsentiert sich richtig erwachsen. Die Entscheidung ihn schon jetzt zu ‘casten’ erweist sich als vollkommen richtig, man hätte was versäumt wenn man es nicht getan hätte. Er ist absolut bereit für den verwöhnten Gaumen. So rund, so geschmackvoll, fruchtig, saftig und elegant wie er jetzt schon ist fragt man sich, wie er erst in ein paar Jahren aus der Flasche kommt. Am Ende merkt man auch die 14,5%, die bei etwas kühlerem Genuss völlig übersehen werden und erst bei optimaler ‘Betriebstemperatur’ ihre Muskeln zeigen, ohne dabei aber zu erdrücken. Der Wein bleibt frisch und fein, nur wird er eben kräftiger. So wie er sich ganz allgemein ‘anfühlt’ und trinken lässt, ist der Châteauneuf-du-Pape sogar ein erstaunlich frischer ‘Sommerrotwein’ und man muss nicht erst warten bis es draussen wieder kälter wird. Um die 70-80 Euro kostet das vornehme Weinvergnügen. Angesichts der Tatsache, dass heuer am 21.12. die Welt untergehen soll, sollte man sich aber diesen Spass vielleicht doch einmal vergönnen. Und wenn die Welt stehen bleibt, dann wissen Sie wenigstens was sie versäumt hätten.

Tipp: Gönnen Sie dem Tropfen 60 Minuten im Dekanter und beobachten sie dann wie er mit der Zeit Fahrt aufnimmt. 16-18º empfohlen, starten Sie bei 16º und erleben sie seine Wandlung wenn er ‘wärmer’ wird. Klassisch zu rotem Fleisch gebraten oder gegrillt zu geniessen. Solo nicht gerade ein Vergnügen das in die Kategorie ‘günstig’ fällt, aber ein Vergnügen ist es allemal.

Verkostet wurde ein Châteauneuf-du-Pape 2009 AOC vom Château de Beaucastel aus Châteauneuf-du-Pape, Vallée du Rhône in Frankreich. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein von Veritable Vins Domaines, Deutschland.

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Kategorie: Château de Beaucastel (F), Verkostet