Crémant du Jura 2007 Extra Brut

| 30. Januar 2013 Alles lesen

Dem Sprudel der heute geöffnet und verkostet wird stehe ich mit grosser Erwartung gegenüber. Dies deshalb, weil mich mein erstes Erlebnis mit Chardonnay-Weinen von Stéphane Tissot dermassen beeindruckt und mein Geschmacksbild darüber nachhaltig geprägt hat. Es hat mich schlagartig erkennen lassen mit welchem Dilettantismus ich Chardonnay zuvor begegnet bin. Es war der gesamte Eindruck dieses Weines der mein Weltbild über Chardonnay über den Haufen warf. Weil er derartig anders war als alles was ich bis zu diesem Zeitpunkt an Chardonnay getrunken hatte. Heute haben wir einen Crémant von Stéphane Tissot hier stehen, einen Crémant du Jura ‘Extra Brut’ aus 2007. Aus Chardonnay und Pinot Noir gekeltert, im Holzfass vergoren und gereift, dann ewig lange auf der Hefe gestanden und im Anschluss in der Flasche weiter gereift. Ich bin bereits gespannt wie der Bogen eines Indianer-Häuptlings.

Crémant du Jura In der Burgunderflasche steht Stéphane Tissots Crémant du Jura am Tisch der Wahrheit. Unaufgeregt das Etikett, ganz in weiss gehalten und mit einer edlen Kombination aus goldener und schwarzer Schrift bedruckt. Als klassisch elegant kann man das Design bezeichnen, fast schon ‘nöblich’. Am Ende erinnert es an die typischen Geschäftsdrucksorten eines Steuerberaters oder eines Wirtschaftsadvokaten. In gold André et Mireille Tissot am unteren Ende aufgedruckt und Crémant du Jura mit ebensolchen goldenen Kapitalen in Übergrösse oberhalb. Gekonnt wird Weissraum ‘übrig gelassen’ was dem Erscheinungsbild sehr gut tut.

Wie üblich wird bei uns Spumante und Champagner nicht aus Flöten getrunken und deshalb kommt auch der Crémant ins Weissweinglas. Was sich für diese Art von ‘Wein’, der einfach weniger Mousseux und Druck als Champagner hat, sicher bestens eignen wird. Und weil Stéphane Tissots Weine bekannt für ihre ‘Hefigkeit’ sind, kommt der Crémant in eine schlanke Karaffe wo er an der frischen Luft ein wenig blubbern darf.

Frische, vibrierende Hefe in der Nase

Hellgelb sprudelt der Crémant im Glas, so gut wie kein Schaumrand bildet sich, nur in der Mitte strömt die Perlage an die Oberfläche. Wenig überraschend das, was in die Nase aufsteigt. Es duftet wunderbar hefig, nicht übermässig konzentriert sondern vielschichtig, angenehm, vornehm. Es riecht komplett anders als das, was man gewöhnlich aus einem mit Sprudel gefüllten Glas riecht. Weisse Blütenaromen riecht man, es duftet pikant, mir fällt schlagartig wieder Stéphane Tissots La Mailloche ein. Jener Chardonnay der mich ‘aus der Bahn geworfen hat’. Äpfel sind da, weiche, aber dennoch vibrierende Hefe mit einem leicht buttrigen Touch, nur eben ‘spritziger’ und frischer als beim klassischen Wein. Tolle Nase, toller Duft, gewöhnungsbedürftig, faszinierend.

Rassig, frisch, belebend

Kaum hat man den Crémant im Mund stellt man überrascht fest, dass dieses milde und warme Gefühl das man in der Nase hatte, auf einen Schlag in Rasse umschlägt und sowohl Zunge und Gaumen in Staunen versetzt. Da prickelt es wie bei Champagner, er tänzelt nervig im Mund auf und ab und bleibt trotzdem mild und weich auf der Zunge. Die warme Hefe aus der Nase findet sich plötzlich in einer fast übermütigen Frische wieder, wirkt kühl und klar. Erst im Abgang sticht sie wieder so typisch hefig durch, wird aber elegant und verspielt von einer attraktiven Säurespur begleitet. Crémant ist milder als Champagner weil er eben weniger Druck hat, weniger Mousseux. So wie sich dieser aber anfühlt fällt es schwer sich weiterhin für marketinggestütze Edelsprudler zu begeistern. Stephane Tissots Crémant du Jura verzaubert, macht Spass im Mund, fühlt sich jugendlich frisch an und vergisst dabei trotz allem nicht mit eben jener Hefigkeit zu beeindrucken, die seine Weine so unverwechselbar macht.

Wer braucht da noch Schampus?

Es ist faszinierend zu beobachten wie der Crémant einserseits frisch, aktiv und intensiv sein Spiel im Mund treibt und dabei gleichzeitig weich und mild bleibt. Man spürt diese mineralische Ader die sich durch den Sprudel zieht, man spürt wie die Säure sich mit den Aromen von grünen Äpfeln um den Vorrang auf der Zunge streitet und man merkt, wie hinter all dem, ganz leise und elegant, diese hefige Note am Gaumen mitmischt. Besonders im Duft ist sie unverkennbar, lässt ihn dadurch fast ‘exotisch’ wirken und macht ihn zu einem besonderen Erlebnis. Man muss diese typischen Hefearomen öfters riechen, sie in sich eindringen lassen und sich ihnen gegenüber öffnen. Dann wird man beginnen sie zu mögen und zu lieben. In diesem Fall verbinden sie sich mit frischen Äpfeln was sie umso charmanter macht.

Hat man sich mit all der Frische, Klarheit und Aktivität dieses Crémants arrangiert, dann beschert er einem als Draufgabe einen langen, staubtrockenen Abgang und einen ebenso trockenen wie auch hefig-mineralischen Nachhall. Es bleibt ein ‘kalkiges’ Gefühl, vermengt mit Steinobst und pikanter Würze. Wie schon beim La Mailloche leiste ich Abbitte und gelobe in Zukunft mehr aus Trauben Hergestelltes aus dem Jura, und ganz besonders von Stéphane Tissot zu trinken. Gerade wenn es solche ‘Blubberer’ wie dieser sind, wo man nicht nur eisgekühlte Kohlensäure, sondern ganz konkret den Grundwein schmeckt. Dieser Crémant steht auf meiner Einkaufsliste ganz weit oben und ich will definitv mehr davon. Knappe 15 Euro sind für diesen Stoff fast Sozialtarif und wer ihn erst einmal erlebt hat pfeift auf Moët und seine Brüder.

Tipp: In die schlanke Karaffe und dann bei 6-8º geniessen. So macht der Sprudel richtig Spass. Fisch und Meeresfrüchte als ‘Begleitung’ ideal, fast am Besten solo genossen.

Wein & und Winzer-Info:


Wein: Crémant de Jura ‘Extra Brut’ 2007
Winzer: Stéphane Tissot, Domaine A. & M. Tissot
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2012+
Anbau: Biodynamisch
Ausbau: Holzfass >300l
Besonderes: Demeter®
Dekantieren: Ja

Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.

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