Cuvée ‘Burgenland’ 2011

| 18. April 2013 Alles lesen

In der zweiten Verkostungsrunde der Weine von Anita & Hans Nittnaus öffnen wir heute als ersten Wein einen sogenannten ‘Basiswein’. Ein echter Alltagstropfen der nichts anderes als einfach Spass machen soll. In diesem Fall ist es eine Cuvée aus den beiden Rebsorten Rösler und Zweigelt, welche einfach Burgenland heisst und von Lagen im seenahen Heideboden und der Parndorfer Platte stammt. Aus biodynamischem Anbau, spontan vergoren und im grossen Holzfass ausgebaut ist dieser Wein und schon der Hinweis auf seine schlanken 12,5% lassen vermuten, dass es sich dabei um einen richtig lockeren Kameraden handeln könnte. Wir drehen deshalb brav am Schraubververschluss und lassen den roten Freudenspender einfach zeigen was er kann.

Burgenland 2011 Im Gensatz zu den beiden ersten Etiketten welche durchgehend in grau gehalten waren, ist das hier in einem saftigen, erdigen ‘terracottarotbraun’ gestaltet. Eine Farbe die wohlige Wärme ausstrahlt. Auch dieses Etikett ist eigentlich zwei, das obere Stück wieder mit dem stilisierten Schilf am Ufer des Neusiedlersees und mit dem Leithagebirge im Hintergrund versehen. Das untere Stück wieder mit dem Wesentlichen wie Name und Jahrgang bedruckt. Ansprechendes Corporate Design das Wohlbehagen vermittelt.

Am ebenso braunen Rückenetikett findet der interessierte Weinfreund wieder alles Wissenswerte über Lage, Herkunft, sowie ein paar sensorische Hinweise angeführt. Natürlich auch alle Daten die sonst noch erforderlich sind. Wir folgen unserem geliebten Ritual und entlassen den Freudenspender bevor er in die Gläser kommt für eine kurze Weile in die Karaffe, um ein wenig Sauerstoff abzubekommen.

Saftig dunkle Kirsche & Wacholderwürze

In saftigstem Rubinrot mit einem wunderschönen violetten Schimmer steht die Cuvée im Glas. Man will augenblicklich reinbeissen, so saftig sieht es darin aus. Ein sehr feines, fruchtiges Bukett hüpft einem in die Nase, es duftet nach dunklen Kirschen und reifen Beeren, auch etwas Gewürze wie Wacholder riecht man. Generell ist es ein sehr ausgewogener Frucht-Würze-Duft der die Nasenflügel hochzieht. Nichts was sich in den Vordergrund drängt, alles sehr harmonisch und deshalb entsprechend animierend. Man spürt förmlich den frischen und auch erfrischenden Saft in der Nase, kann fühlen wie er sich nachhaltig im Riechorgan einbrennt und einem den Mund wässrig werden lässt.

Sprüht vor frischer Lebensfreude

Hopplahopp, da kommt ein Spassmacher daher. Erstens ist es saftig was sich auf der Zunge niederlässt, zweitens sorgt eine lebhafte Säure für Leben auf selbiger. Nichts was man gross analysieren und ewig nachverfolgen müsste, sondern einfach purer fruchtiger Geschmack mit einem feinen Hauch Gefühl im Mund. Saft steht im Vordergrund, nämlich jener von dunklen Beeren und einem Korb voll süsser Kirschen. Sehr verhalten in Säure getunkt und deshalb so richtig Speichelfluss auslösend. Kann bitte wer nachschenken? Eindrucksvoller kann man den Begriff ‘süffig’ nicht definieren. Dieser Tropfen ist ein echter Spassbolzen. So saftig wie er schon im Glas aussieht, so saftig ist er auch im Mund. Er sprüht vor Leben, ist kühl, frisch und schmeckt einfach umwerfend. Und ganz in weiter Ferne, fast am Horizont – so würde es im Märchen heissen – verrichten feingewirkte Gerbstoffe ihre Arbeit und verleihen der frischen Frucht ein seidig sanftes Kleid. Burgenland ist sowas von funky!

Nicht denken, trinken!

Der Ehrlichkeit halber muss ich zugeben, dass ich schon lange keinen so erfrischend fröhlichen, lebenslustigen, unkompliziert einfachen aber deswegen nicht simplen, Spass machenden Wein getrunken habe. Nichts gegen all die Kaliber die hier verkostet werden und all die Traumessenzen denen man hilflos ausgeliefert ist, der Burgenland ist schlicht ein Spasswein für jeden Tag, für jeden Anlass oder auch keinen Anlass. Der geht immer! Herzhaft steht er im Mund, umspült die Zunge saftig dunkelrot, sticht mit frecher Säure schon mal zu und pinselt die Wangen mit eben dieser ein um den Speichelfuss zu aktivieren. Dabei vergisst er nicht den Gaumen zu ‘bedienen’ und streicht ihn mit feiner Würze und einem Hauch von seidigsten Tanninen ein.

Je öfter man einen Schluck vom Burgenland nimmt, umso mehr verfällt man diesem lebhaften Charakter. Das ist kein Wein der fordert, der Aufmerksamkeit verlangt, das ist ein Wein der einfach getrunken werden will. Dieser Wein will Spass machen und das tut er auch. So süffig wie der Burgenland ist, kann es leicht passieren, dass man eine Flasche einfach so verputzt zum Mittagessen, Abendessen, oder einfach weil sich der Film so in die Länge zieht. Gefährlicher Trinkfluss. Dank läppischer 12,5% aber einer, der nicht wirklich gefährlich wird. Die Zunge schnalzt, will mehr Saft und der Gaumen bettelt um mehr ‘Seide’. Die Cuvée Burgenland erinnert mich persönlich daran, doch mehr in heimischen Gefilden zu wildern und lokalen Rebsorten mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Und vor allem ihr selbst, denn sie ist der Wein für jeden Tag schlechthin. ‘Don´t think, just drink’ ist das Motto und es macht riesengrossen Spass diesen Wein ohne grosses Theater rundherum zu geniessen. Flasche aus dem Kühler, Schrauber ab und ran an den Saft. So einfach kann Weingenuss sein, mit Hans Nittnaus´ Parade-Roten für ‘Burgenland-Einsteiger’. Schlappe 9 Euro sind für das was dieser ‘Entertainer’ liefert fast zu wenig. Alltagswein vom Allerfeinsten. Macht Spass, kein Kopfweh.

Tipp: Halbe Stunde in der Karaffe reicht dem Freudenspender. Bei kühlen 16-17º am besten zu geniessen. Zu kalten wie warmen Bratengerichten ebenso perfekt wie zur einfachen Jause, oder als Solist genossen. Flasche aufmachen und Spass haben.

nittnaus logo Verkostet wurde eine Cuvée ‘Burgenland’ 2011 von Anita & Hans Nittnaus aus Gols, Österreich. Der Wein wurde uns von Hans Nittnaus zur Verfügung gestellt.

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