Damaschito 2008

| 3. April 2013 Alles lesen

Heute geht es endlich weiter mit den Weinen von Fabrizio Piccin und seiner Frau Cecilia Naldoni, Besitzer des Weinguts Grifalco della Lucania. Zwei Weine aus deren kleinem Sortiment haben wir bereits verkostet, den ‘einfachen’ Gricos und den Grifalco. Beides Weine aus 100% Aglianico. Heute öffnen wir den dritten Wein im Bunde, den Damaschito 2008, der, ebenfalls aus 100% Aglianico, bereits zur ‘Oberliga’ im Hause Grifalco zählt. 12 Monate hat der Wein im slawonischen Eichenfass verbracht und weitere 12 Monate durfte er in der Flasche weiter reifen. Laut Eigenbeschreibung von Fabrizio Piccion ist der Damaschito ein ‘Aussenseiter’. Das reizt uns umso mehr und erhöht die Spannung auch entsprechend, mit der wir diese Flasche endlich öffnen.

damaschito Wie schon auf den Etiketten der beiden anderen Weine von Grifalco ist auch auf diesem, in weinrot gehaltenem, ein Falke das zentrale Motiv. DAMASCHITO steht in goldenen Kapitalen darunter und ebenso der Name der Rebsorte inklusive dem Hinweis auf die Herkunft. Abgeschlossen wird das weinrote Stück Papier mit einer goldenen Bordüre auf welcher sich in altrosa eine stilisierte Landschaft bzw. Weingärten erkennen lassen. Am wie üblich in schwarz gehaltenen Rückenetikett steht alles über den Wein, seine Herkunft, seine Herstellung und noch mehr in italienisch und in englisch. Bevor wir den Damaschito antrinken kommt er für eine Stunde in die grosse Karaffe, erwarten wir doch einen eher ‘rustikalen’ Burschen in den blank polierten Gläsern und natürlich auch im Mund.

Erdig-würziges Duftensemble

Dunkelrot wie Stierblut steht der Damaschito im grossen Burgunderkelch, zu den Rändern hin hellt er ein wenig ins kirschrote auf. Trotz seiner satten dunklen Farbe ist der Wein insgesamt recht klar und alles andere als ‘blickdicht’. Ein ganzer Korb voll brauner Gewürze steigt einem die Nasenflügel hoch, dunkle Schokolade riecht man und eine wunderbare Erdigkeit. Die grosse Atmungsfläche sorgt dafür, dass einem nicht alles auf einmal in die Nase springt, sich gesittet ‘verteilt’ und alles angenehm zivilisiert erscheinen lässt. Trotzdem spürt man welch Rustikalität dem Tropfen innnewohnt. Erfreulich ist wie frisch alles duftet, kräftig, aber absolut kühl und frisch. Über all dem erdig-würzigen Duftensemble steht ein Hauch von Rumzwetschke. Köstlich, saftig, animierend.

Spiel in der Sandkiste

Okay, das mit dem ‘Aussenseiter’ lassen wir mal gelten! Was da auf die Zunge rasselt ist schon aussergewöhnlich. Da kommt nichts weichgespültes daher um sich einzuschmeicheln, das hier könnte man eher als flüssigen Flugsand bezeichnen. Gerbstoffe die sprichwörtlich auf die Zunge und den Gaumen niederrieseln sorgen einerseits dafür, dass man sich ‘anhalten’ muss und überraschen gleichzeitig, wie fein sich das anfühlt. So fühlt sich also Rustikalität im Smoking an. Man kommt erst gar nicht zum schmecken weil man so sehr mit diesem Mundgefühl beschäftigt ist. Das kennt man so nicht, das ist neu, das ist … irgendwie geil. Der Damaschito fasziniert mit diesem ‘Gerbstoffüberfall’ und kaum hat man sich darauf eingestellt, schiesst er blaue Frucht und tonnenweise Würze nach. Gesittet, rund und doch so fein wie man es nicht für möglich hält. Dafür sorgt ein höchst frisches und erfrischendes Säurespiel, das den Wein fast wie ein Leichtgewicht erscheinen lässt. Das Spielen mit dem Wein im Mund ist fast wie ‘spielen in der Sandkiste’.

Rock ‘n’ Roll im Mund

So sehr man von dieser Form von Rustikalität auf den ersten Eindruck überfallen wird, so schnell schliesst man beim zweiten Schluck Freundschaft mit ihr. So charaktervoll und herzhaft der Damaschito ist, so feingewirkt ist er auch, man spürt ihn protzen mit seinen Gerbstoffen und nimmt diese am Ende doch wie feinsten Tüll wahr. Man schmeckt immer mehr die dunkle Frucht heraus, man spürt die erdige Würze und wundert sich wie lebendig dieser Wein im Mund ist. Wetten würde man verlieren, weil man ihm eher 12 als 14% zuschreiben würde. Soviel Rasse gepaart mit soviel Power ist bemerkenswert. Trocken wirkt der Wein im Mund und doch freut sich die Zunge über frischen Saft. Der Gaumen ist wie benebelt und die kühle Frische die er im gesamten Mundraum verbreitet lässt einen den Wein schneller trinken als man es geplant hat. Der Damaschito ist wie Rock ‘n’ Roll im Mund. Der Damaschito rockt!

Man ist fasziniert wie dicht und schlank er auf der Zunge steht, man wird fast süchtig nach diesem Gerbstoffangriff auf die Innenseite der Lippen und man staunt wie trinkig dieser Tropfen ist. Der Form halber sei angemerkt, dass der Damaschito hier mit 16-17º getrunken wird, was ihm noch den Extrakick an Frische mit auf den Weg gibt. Das ändert aber nichts daran, dass der Wein fast ‘Durstlöscher-Qualitäten’ hat. In zwei, drei Jahren haut einen dieser Kerl wahrscheinlich gnadenlos vom Hocker, wenn er runder, satter, saftiger und erwachsener geworden ist. Ich werde auf ihn warten, denn mit diesem ‘Aussenseiter’ will ich mich auf jeden Fall noch öfter ‘unterhalten’. Um die 16 Euro sind eine gute Investition ins Heute und eine noch bessere in die Zukunft dieses ‘Weinrebells’.

Tipp: Eine Stunde, besser zwei in der Karaffe sind ideal. Bei 16-18º geniessen. Zu geschmortem und gebratenem Fleisch ein perfekter Begleiter, ebenso zu kräftigen Käsesorten. Als Solist ein kongenialer Sparringspartner für Leute die hin und wieder gerne einen Strauss ausfechten.

logo60 Verkostet wurde ein Damaschito 2008 Aglianico Vulture von Fabrizio Piccin und Cecilia Naldoni von der Grifalco della Lucania in Venosa in der Region Potenza, Italien.

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