En Barberon 2013 Pinot Noir

| 19. März 2015 Alles lesen

Im Dezember hatte ich im Zuge der Themenverkostung Nicht von dieser Welt den En Barberon 2012 im Glas. Heute steht Stéphane Tissots Pinot Noir En Barberon 2013 am Tisch der Wahrheit. Selbstverständlich ist auch dieser Wein spontanvergoren, natürlich ist auch er im grossen Holzfass ausgebaut und selbstverständlich stammt auch dieser Wein aus biodynamischem Anbau. Dass das Weingut von Stéphane Tissot Demeter® und Ecocert®-zertifiziert ist dürfte in der Zwischenzeit bekannt sein. Und so mache ich mich heute dran, den neuen Jahrgang zu verkosten, der, im Gegensatz zu dem aus 2012, noch einen draufgesetzt hat und statt 12 nur mehr mit 11,5 Umdrehungen ins Glas kommt. Ich kann mir sehr gut vorstellen was mich in Kürze hier erwartet.

PN En Barberon Der einzige Unterschied zum Etikett des Jahrgangs 2012 ist, dass auf diesem eben 2013 steht. Sonst ist alles deckungsgleich im typischen Tissot-Design gestaltet. In einer abgewandelten Form der Sachsenkeule ist auch dieser Wein abgefüllt. Das gelbliche Etikett zeigt im linken Teil in hellem Grau als transparentes Motiv eine alte Weinpresse. EN BARBERON steht in Grossbuchstaben ganz oben, von einem goldenen Balken unterstrichen. Darunter PINOT NOIR. Hochgestellt der Jahrgang 2013, welcher ebenfalls durch einen goldenen Balken abgegrenzt wird. Am unteren Rand Bénédicte & Stéphane Tissot und fertig ist das Etikett. Am Hals der Flasche wie gewohnt JURA hochgeprägt. Am Rückenetikett steht gross und fett in der Mitte Côtes du Jura und was sonst noch angeführt sein muss. In französisch ein paar Hinweise sowie, dass der Wein unfiltriert abgefüllt wurde. Die bereits erwähnten 11,5% vol. kündigen ein entsprechend leichtes Trinkerlebnis an. Für eine Stunde wandert der En Barberon in den Dekanter bevor er in den Burgunderkelch kommt.

Erdig, feucht, morbide

Wie schon sein ‘Vorgänger’ steht auch der En Barberon 2013 sehr klar in hellem kirschrot im grossen Becher. Mehr Würze als Frucht dampft aus dem Glas heraus, es riecht extrem erdig und auch etwas feucht. Fast schon ein wenig morbid was einem da die Nase hoch steigt. Rauch, Leder, nasser Boden und auch nasses Holz riecht man. Es ist kein Duft der sich bemüht zu gefallen, dafür ist er umso interessanter was seine ‘feuchte’ Charakteristik angeht. Wer Frucht sucht der muss lange graben um wenigstens den Rest von einer roten Beerenschale aufzustöbern. Im Vergleich zu 2012 ein völlig anderer Duft.

Anders, atypisch und doch erkennbar

Auch im Mund präsentiert sich der En Barberon 2013 völlig anders als sein Vorgänger aus 2012. Eigentlich hat man so gut wie nichts im Mund, was aber ganz plötzlich zum Leben erwacht und wie aus einer Düse seine Gerbstoffe auf den Gaumen bläst. Extrem fein und in Begleitung einer erfrischend lebendigen Säure. Man ist verwirrt weil man diesen Geschmack nicht auf der Stelle einordnen kann. Es schmeckt so anders nach Pinot Noir, so atypisch und doch erkennt man sehr wohl was man im Mund hat. Es ist als hätte man ein Auto abgewrackt, nur den Rahmen davon übrig gelassen. Auf diesem klebt die Patina, in diesem Fall ein paar vereinzelt wahrnehmbare rote Beeren, ein paar blaue und jede Menge feuchter Erde. Man spürt ein wenig Saft an der Zungenspitze und staunt über die feinen Tannine die sich am Gaumen festsetzen.

Rücksichtsloser Egoist

Zwei Stunden braucht es bis der En Barberon gewillt ist sich ein wenig zu öffnen, ein wenig mehr von sich preiszugeben. Dann lässt er ganz leise rote Beerenfrüchte erkennen, zieht sich aber sofort wieder auf seine mineralisch besetzte Homebase zurück. Dort wo die Erde, die feuchten Steine und die paar darunter liegenden Lederfetzen zuhause sind. Dort fühlt er sich wohl und genau diese Aromen stehen auch auf der Zunge. Eingetunkt in etwas roten Saft, ummantelt von einem Gerbstofffilm der derart fein ist, dass man ihn nur als Nebel wahrnimmt. Wolke Sieben steht im Mund, weht ganz sanft, leicht rot und doch mehr würzig-mineralisch als fruchtbetont. En Barberon will reden, will, dass man sich Zeit für ihn nimmt und ihn langsam ‘kommen’ lässt. Dann ist er auch bereit Geschichten zu erzählen. Auf seine eigene, abgespeckte und auf sich selbst reduzierte Art und Weise.

Nach drei Stunden scheint es als hätte der En Barberon sich dazu entschlossen sich doch als lupenreiner Pinot Noir zu outen. Schlank steht er im Mund, geizt mit Gewicht, hat kein Gramm Fett, scheut sich aber nicht Körper zu zeigen. Dieser ist jedoch so sehnig wie jener eines Sprinters. Auf der Zunge wirkt er für seine Verhältnisse jetzt sogar richtig fruchtig, schleppt aber nach wie vor einen Koffer voll mit Erde, Leder, Zweigen und jeder Menge Steinen mit sich durch die Gegend. Was ihm fehlt ist dieses typisch Erd- und Himbeerige, er ist Purist, zeigt Flagge und kommuniziert direkt den Boden welchem er entstammt. Der Wein nimmt keine Rücksicht auf den typischen Pinot Noir-Trinker, der ist ihm egal. Dafür belebt er Zunge wie auch Gaumen mit seiner unvergleichlich reduzierten, für manche mager wirkenden Stilistik, die am Ende aber doch so viel zu bieten hat. Der En Barberon 2013 ist ein Wein der um seiner selbst gemocht werden will, nicht weil er schön und angepasst ist und/oder Erwartungen erfüllt. Er ist was er ist und genau diese totale Reduktion auf sich selbst macht ihn so verführerisch. Man kann sagen, dass 2013 in 2015 zeigt was möglich ist und wer sich diesen Tropfen bis 2018 und darüber hinaus in den Keller legt wird mehr als happy sein mit dem, was Stéphane Tissot da wieder in die Flaschen gezaubert hat. Ich habe ihn bereits gebunkert.

Tipp: Geben Sie dem Wein 2-3 Stunden im Dekanter und trinken Sie ihn mit 16-18º. Nimmt an der Luft ständig zu. Passt zur kalten Wurst- und Fleischjause genauso wie zu kräftigen Pilz- und Wildgerichten. Für sich allein genossen für Könner und Puristikfans.

Verkostet wurde ein En Barberon 2013 Pinot Noir von Stéphane Tissot aus Montigny-les-Arsures im französischen Jura.

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