Frühroter Veltliner 2012

| 5. September 2014 Alles lesen

Dank einer Empfehlung von Sylvia Petz von Havel & Petz steht heute ein ‘Premierenwein’ am Tisch der Wahrheit. Zum ersten Mal wird auf weinquellen.at ein Frühroter Veltliner verkostet. Schande über mein Haupt, dass ich noch nie so einen Wein getrunken habe. Aber dank der Empfehlung von Sylvia Petz hat mir Georg Schmelzer ein paar Flaschen von seinem bio-dynamischen, Demeter®-zertifizierten Weingut Köllan aus Gols im Burgenland zukommen lassen und so kann ich nicht nur einige ‘normale’ Weine aus seinem Sortiment, sondern auch ein paar ‘orange’ Weine verkosten. Der Frührote Veltliner wurde schon von Johann Wolfgang von Goethe erwähnt und war sogar Maria Theresias Haus- und Hofwein. Ob der Tropfen das Zeug hat auch hier zum Haus- und Hofwein zu werden, wird jetzt erkundet.

Frühroter Veltliner 2012 Das mannshohe Etikett das auf der Flasche klebt ist so ungewöhnlich wie auch gewöhnungsbedürftig. Zum einen ist es dreiteilig, das heisst links und rechts des ‘Hauptetiketts’ befindet sich jeweils ein separater Teil. Auf dem einen Teil das demeter-Logo sowie alle weinrelevanten Informationen, inklusive einer umfassenden Notiz über den Wein selbst und über dessen An- und Ausbau. Am rechten separaten Teil ein Gedicht, das Mailied, von Johann Wolfgang von Goethe. Die Form des mittleren Etiketts entspricht am ehesten einem Becher oder Zylinder, der von unten nach oben immer breiter wird. Das Design ist alles andere als modern, klassisch oder sonst irgendwie ‘neuzeitlich’. Vielmehr steht ganz oben in Frakturschrift Schmelzers und unterhalb die Abbildung der Urpflanze, welche Goethes Metamorphosenlehre entstammt. Sie soll quasi die Urform aller aus ihr hervor gegangenen Pflanzenarten darstellen. Ganz unten noch Frühroter Veltliner 2012 ebenfalls in Fraktur. Humorlos wird die Flasche von ihrem Schraubverschluss befreit und ohne weiteres Prozedere kommt der Tropfen ins Glas.

Wiese voller Butterblumen

In hellem strohgelb mit leichten grünlichen Reflexen dreht der Frührote Veltliner seine Runden im Glas. Aus dem heraus strömen Aromen von Äpfeln sowie weissen und gelben Wiesenblüten. Es riecht etwas buttrig, sehr mild und weich fühlt es sich an. Feine Mandelaromen treiben sich im Hintergrund herum und insgesamt riecht es so gar nicht nach Veltliner. Vielmehr erinnert der feine Duft eher an eine blühende Wiese voller Butterblumen auf welcher jede Menge Fallobst liegt. Ein durchaus ansprechender wie auch sympathischer Duft der die Nasenflügel hoch zieht.

Verfechter naturbelassener Wiesen

So weich wie sich der Wein in der Nase angefühlt hat, so weich und mild kommt er auch in den Mund. Das erste was man wahrnimmt ist eine leicht herbe Note. Wie Bittermandel. Dann viel gelbe und weisse Blütenblätter. Es ist ein ungewohnter ‘Geschmack’ der auf der Zunge und am Gaumen steht. Ungemein mild und rund fühlt sich der Wein im Mund an, wenig Säure lässt ihn noch weicher und milder erscheinen. Die Kombination der feinen Herbheit mit den vielfältigen Blütenaromen macht ihn richtig appetitanregend. Kein Fruchtikus, sondern ein Verfechter naturbelassener Wiesen ist dieser Frührote Veltliner. Ungewohnt, aber gerade auch deshalb umso interessanter, weil es hier viel Neues, Unbekanntes zu erleben gibt.

Mild und bekömmlich wie Kindermedizin

Auch wenn man es offiziell nicht sagen darf, so steht dieser Wein vor allem für Bekömmlichkeit. Von seiner Milde und Säurearmut her ähnlich dem Neuburger, nur nicht so nussig. Rund auf der Zunge, dabei schlank und nicht breit. Weicher Saft, mild und mit jenem Tick von herb der richtig grossen Spass macht. Von Blütenaromatik dominiert, erdig, bodenständig. Nichts Lautes was durch die Gegend trampelt, hier ist alles sehr leise, sehr verhalten. Ein unspektakuläres Mundgefühl, einfach Ruhe ausstrahlend. Vom Gewicht auf der Zunge genauso leicht wie vom Alkoholgehalt, der gerade einmal 11% auf die Waage bringt. Der Frührote Veltliner fliesst weich über die Zungenränder ab und hinterlässt am Gaumen einen herben Film der an Mandelstaub erinnert. Nicht wirklich bitter, dafür aber umso nebeliger.

Erst im Abgang merkt man wie herb der Tropfen eigentlich wirklich ist. Und wie trocken sich trocken anfühlen kann. Kullert der Wein auf der Zunge förmlich wie ein Softgum dahin, so lässt er einen sobald er den Gaumen passiert und seines Weges gegangen ist in absoluter Dürre übrig. Auf den Lippen steht ein Film von weissem Nebel und man leckt sich drüber um den letzten Tropfen Flüssigkeit zu ergattern. Was bleibt ist herbes Mandelaroma, weisser Blütenstaub und die Gewissheit, dass dank fast nicht vorhandener Säure bedenkenlos der nächste grosse Schluck genommen werden kann. Mild und bekömmlich wie Kindermedizin ist dieser Wein und trinkt sich entsprechend einfach weg. Am Ende fühlt man sich wie in einer Wiese voller Butter- und Dotterblumen liegend, den Duft riechend und auch schmeckend. Unprätentiöser Wein für unkomplizierten Weingenuss. Animierend, süffig und vor allem absolut gefahrlos.

Tipp: Aufmachen und ab ins Glas damit. Bei 10-12º am besten zu geniessen. Passt sich an die Küche an und macht sogar als Solist ausgezeichnete Figur. Wein zum Trinken, nicht zum Denken.

Verkostet wurde ein Frühroter Veltliner 2012 von Georg Schmelzers Weingut Köllan in Gols im Burgenland, Österreich.

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