Gelber Muskateller 2010

| 18. März 2014 Alles lesen

Im Zuge der umfangreichen Verkostung der Weine der Wertegemeinschaft Schmecke das Leben, hatte ich bereits Gelegenheit einige Weine vom Weingut Muster aus Leutschach in der Südsteiermark kennenzulernen. Nun habe ich weitere vier Weine zur Verkostung anstehen und nachdem was ich bisher in den Gläsern hatte, freue ich mich ganz besonders auf diese Weine. Den Anfang macht heute ein Gelber Muskateller vom Opok 2010. Opok (Kalkmergelstein) nennt man den regionstypischen Boden auf dem die Reben stehen. Der Wein selbst wurde ohne Mostfiltration spontan im Holzfass vergoren und ist dort bis zu zwei Jahre lang gereift. Selbstverständlich ist auch dieser Wein biodynamisch nach demeter zertifiziert. Heute steht er am Tisch der Wahrheit und ich bin schon wieder ganz ‘kribbelig’ auf den Tropfen aus dem Musterschen Weinkeller.

Gelber Muskateller Streng dem bereits bekannten Corporate Design folgend klebt auch auf dieser Flasche das von Beppo Pliem gestaltete Etikett aus der Serie ‘Horizonte’. Die obere Hälfte wie gehabt in strahlendem Gelb gehalten, die Sonne symbolisierend, und die untere hier wieder in diversen Grüntönen welche die sanfte Hügellandschaft darstellen. In gewohnter Schreibmaschinentypo Gelber Muskateller vom Opok aufgedruckt und ebenso das einem Brandzeichen gleichende Logo. Kunst am Etikett, nicht überzeichnet, sondern einfach, schlicht und trotzdem unverwechselbar in Szene gesetzt.

Am Rückenetikett steht wieder einiges an Information über den Boden sowie die empfohlene Trinktemperatur von 12-14º. Ein Hinweis der nichts kostet aber soviel mehr an Trinkfreude ermöglichen kann. Der Rest am Etikett ist Pflichtinformation und was ganz rechts unten die Augen erfreut sind läppische 11,5%vol. Aus Erfahrung weiss ich, dass ‘Musters Weine’ gerne etwas Luft aufnehmen und deshalb kommt der Gelbe Muskateller vom Opok auch für eine halbe Stunde in die schlanke Karaffe. Dann darf er sich im grossen Glas austoben.

Fein, leise, elegant, verhalten

In sattem goldgelb dreht der Gelbe Muskateller seine Runden im Glas. Ganz leichte grünliche Reflexe blitzen vereinzelt auf. Ungewöhnlich ‘leise’, fast schon schüchtern verhalten strömt ein von Kalk begleiteter Muskatellerduft in die Nase. Nicht mit der typisch lauten, Krach machenden und alles überstrahlenden Muskatnuss, sondern nur ein ganz feiner Hauch davon. Wunderbar! Etwas Orangenschale ist dabei, etwas Holunder und eine sehr ausgepräge Kalknote. Eine kongeniale Paarung die da einen Duft verströmt, der einerseits alles von Muskateller mitführt und doch so anders ist. Ein eleganter, nobler, distinguierter Duft der an den Nasenwänden leise hoch zieht. Das feinste und erfreulichste was ich bis jetzt an Muskatellernasen gerochen habe.

Orangen, Kalk & reichlich Salz

Auf die Zunge kommt der Gelbe Muskateller völlig anders als man es sich von einem Vertreter seiner Sorte erwartet hätte. Man schmeckt zwar feines Muskatnussaroma, doch ausgenblicklich setzt der Tropfen eine Ladung Salz auf der Zunge ab und fliesst ebenso salzig an den Zungenrändern ab. Lässt man den Wein ein wenig auf ihr stehen und wirken, spürt man wunderbar den Boden, schmeckt den Kalk der sich mit feinen Orangenaromen verbindet und zu einem vornehmen wie auch elegant aromatischen Geschmack vereint. Man meint eine lebhafte Säure in der Mitte der Zunge zu spüren, doch ist es eine feine Salzader, die sich belebend frisch über sie hermacht. Man merkt wie augenblicklich Speichelfluss einsetzt und ist geneigt den Mund einmal so richtig voll zu nehmen mit diesem feinen Tropfen. Dabei steigt einem lustvolles Grinsen ins Gesicht ob soviel frischem Leben, das sich rassig-salzig auf der ungeschützten Zunge austobt.

Und ganz zum Schluss die Muskatnuss

Nach dem ersten Glas, das schneller als gewollt geleert ist, fängt man an sich auf den Rest des Gelben Muskatellers zu konzentrieren. Dabei stellt man fest, dass etwas Luft und ein leichter Anstieg der Trinktemperatur für noch mehr Trinkspass sorgen. Der Wein wird richtig nobel, fühlt sich weich im Mund an, hat sogar Statur zu bieten und definiert sich immer mehr über seine geniale Verbindung von Kalk und Orangen. Erst im Abgang und im Nachhall kommt am Ende wie aus dem Nichts die fröhliche Muskatnuss zum Vorschein, leise, verhalten und edel. Auf der Zunge wirkt der Wein cremig. Man kann ihn förmlich ‘lutschen’ und spürt dabei das Salz, das auf den Zungenrändern jetzt ein wenig opulenter wirkt. Man meint einen Tick von Ananas zu schmecken und ist nach wie vor schwer begeistert wie aussergewöhnlich anders Gelber Muskateller sein kann. Trotz seiner läppischen 11,5 vol.% macht der Tropfen vornehm Druck, hat Länge und sorgt für ein nachhaltiges, lang andauerndes Finale mit Mehrwert.

Während sich die Zunge ob der aromatisch-kalkig-salzigen Charakteristik schwer tut sich für eines zu entscheiden, fühlt sich der Gaumen dank der orangigen Kalkschwaden die über ihn hinweg ziehen wie auf Droge. Ist der Wein erstmal geschluckt, kommt das Grande Finale. Und zwar in Form von feinst gehobelter, fast schon atomisierter Muskatnuss. Der Wein hat Charme, Eleganz und Stil. Was in der Regel laut ist wird hier verhöhnt, weil man beweist, dass leise um vieles lauter sein kann. Der Gelbe Muskateller von Sepp Muster ist ein ganz ein Leiser, der all die lauten Vertreter dieser Rebsorte gnadenlos in den Boden stampft. Hut ab und alle Daumen hoch für diesen edlen Tropfen.

Tipp: 30 Minuten in der Karaffe tun ihm gut. Danach mit 12-14º trinken. Macht sich gut zu Gemüseküche und auch zu Asiatischem. Als Alleinunterhalter ein Tropfen in den man sich auf den ersten Schluck unsterblich verliebt.

Verkostet wurde ein Gelber Muskateller vom Opok 2010 von Maria & Sepp Muster vom Weingut Muster in Leutschach in der Steiermark, Österreich.

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