Gemischter Satz 2014 SAND 1
Wenn Riesling, Grüner Veltliner, Sauvignon Blanc, Gelber Muskateller, Traminer, Chardonnay und Weissburgunder gemeinsam in einem Weingarten auf Urgestein, Löss- und Schieferböden stehen, dann nennt man das einen waschechten Gemischten Satz. Und der steht heute hier am Tisch der Wahrheit. Der Original Kremser Gemischter Satz aus Toni Zöhrers Kollektion SAND1, Jahrgang 2014. Sogar als Limitierte Auflage. Was will man da noch mehr? Im Gegensatz zum ebenso verkosteten Gemischter Satz Blanc de Noir ist der hier wirklich weiss, also von richtigen weissen Rebsorten und nicht von roten die einfach ihrer Farbe beraubt wurden und dann einfach auf weiss machen. Alles klar? Gut. Gemeinsam wurde alles im Stahltank ausgebaut und heraus gekommen ist ein Wein, der einzig und alleine Spass bereiten soll.
Wie gewohnt klebt auf der dunklen Schlegelflasche das sich nach oben hin kegelförmig verjüngende Etikett. Bis auf die Namensgebung ist wieder alles komplett gleich geblieben. In der Mitte wie gewohnt gross in Outline-Typo SAND 1 und unterhalb ORIGINAL KREMSER GEMISCHTER SATZ LIMITIERTE AUFLAGE in rot. Im unteren Teil wieder das goldene Wappen mit der Jahreszahl 1270. Links aussen das Siegel mit einem Doppeladler. Original Kremserwein steht ausserhalb. Rechts aussen, wieder in gold die Signatur von Anton Zöhrer und darunter Lehnherr von Krems/Weinzierl. Über dem Etikett noch das kleine Siegel mit 35 Jahre SAND 1, was auf das Alter der Hausnummer hinweist. Das Rückenetikett mit dem Gehöft der Zöhrers unterlegt. Oben die Weinbezeichnung, in der Mitte eine kurze Beschreibung und unten dann noch alles was unbedingt angeführt sein muss. Der Schraubverschluss ist mit dem Logo und dem Aufdruck ZÖHRER Krems Austria versehen. Genug gelabert, jetzt wird die “Mischung” von ihrem Schrauber befreit und ohne weiteres ins Glas verfrachtet.
Äpfel, Blüten & Muskatnuss
Helles Zitrsugelb mit frechen grünen Blitzern leuchtet aus dem Becher raus. Und was riecht man? Als erstes Muskateller. Der steht wie allerfeinster Nebel über den darunter liegenden Aromen von reifen grünen Äpfeln und weissen Blütenblättern. Generell ein mehr floraler Duft als fruchtig, wenngleich das Steinobst doch versucht mitzuhalten. Es fühlt sich weich in der Nase an und eine zarte Traminerwürze zieht langsam in ihr hoch. Traminer und Muskateller haben eindeutig das Kommando im Kelch, die restlichen Protagonisten sind dazu verdammt im Mund zu zeigen, dass sie auch noch da sind.
Sauer macht lustig
Aber hallo! Kaum glaubt man, dass der Muskateller auch im Mund die Vorherrschaft hat, taucht der Sauvignon auf und versetzt der Zunge mit einer rotzfrechen Säure einen Tritt, dass selbige sich auf der Stelle einrollt. Wie hiess das noch? Da fliegt mir doch das Blech weg. Was für ein Auftritt. Noch knackiger geht nur schwer. Hat man sich erst erholt von dieser Säureexplosion, schmeckt man tatsächlich so etwas wie eine verschworene Einheit der unterschiedlichen Rebsorten. Nichts was sich mit Gewalt in der Vordergrund drängt, am ehesten der Muskateller “erschmeckbar”. Dabei rund im Mund, saftig und durchaus mit Schmelz gefüttert. Durchzogen von einer knalligen Zitrusfrische und jeder Menge Granny Smith. Am Ende bleibt der Sauvignon alleine auf der Zunge übrig und man spürt die freche Säure noch ewig nacharbeiten.
Dauergrinsen in der Mimik
Nach und nach beruhigt sich der Gemischte Satz und fährt den anfänglichen Säurepegel etwas runter. Ein wenig Luft tut dem Kerl richtig gut. Dann wird er auch auf der Zunge griffiger, zeigt Haftung und wird etwas würziger. Noch immer knackig, doch jetzt nach einer Stunde erheblich verändert. Frisch auf der Zunge, lebendig und grünlich gelb in der Aromatik. Dazu eine dezente Traminerwürze und ganz hinten zieht der Sauvignon Blanc grinsend seine Kreise. Man erkennt jetzt eindeutiger ein paar Reebsorten, nur den Chardonnay finde ich noch immer nicht. Dafür kaue ich weiter ständig an meinen Zungenrändern rum, weil dort die Säure nach wie vor ganz frech hängen bleibt und sich ihren eigenen Spass macht. Während am Gaumen ein relativ mineralisch angehauchter Film haften bleibt. Im Abgang zitrusfrisch, leicht würzig und vor allem “granny-smithig”. Gugl weiss da mehr.
Man gebe dem Gemischten Satz Luft. Und nehme ein etwas grösseres Glas. Dann wird er zu einem richtig vielschichtigen Tropfen (kein Wunder bei der Anzahl von Rebsorten). Wieder ernsthaft, der Wein entwickelt sich immer mehr zu einem zwar nach wie vor saftigen, vom Mundgefühl her aber zu einem recht kompakten wie griffigen Tropfen. Es wird trockener, sogar einen Tick herb und vor allem ausgesprochen mineralisch. Dem gegenüber steht eine Säure, die mehr als nur lebendig ist, sich aber in der Zwischenzeit soweit zu benehmen versteht, dass man sich gerne mit ihr anlegt. Sie bildet das Rückgrat und sorgt dafür, dass der Wein frisch und knackig erscheint. Granny Smith und knallgelbe Zitronen graben sich durch jeden Tropfen durch und sorgen für die Mundbespassung. Insgesamt ein Wein, der für Freunde frischer Säure und Zitrusfruchtigkeit eine Wohltat ist. Jugendlich, ambitioniert und höchst animierend, schreit er nach 48º im Schatten und der nächsten heissen Hitzewelle.
Tipp: Aufmachen und gut gekühlt mit 8 bis 10º verputzen. Zu Salaten, zu Fisch, Muscheln und Meeresfrüchten ebenso wie zu Geflügel, Schwein und Spargel. Als Alleinunterhalter ein Wein der weiss, wie man Dauergrinsen in die Mimik zaubert.
Verkostet wurde ein Gemischter Satz 2014 SAND 1 aus der SAND 1-Kollektion vom Weingut Zöhrer aus Krems, Österreich. Bezugsquellen: Österreich: Vinoble, Deutschland: Weinhandel Wenzke, Schweiz: Wein Schröter
Kategorie: Verkostet, Zöhrer (A)