Göttweiger Berg 2014 Riesling

| 22. November 2015 Alles lesen

Und weiter geht es mit den Weinen vom Stift Göttweig, jenem Stift, das 1083 vom Heiligen Altmann, Bischof von Passau, gegründet und 1094 den Benediktinern übergeben wurde. Den Anfang hat vor einer Weile der Grüner Veltliner Gottschelle gemacht und heute steht der Göttweiger Berg am Tisch der Wahrheit. Also nicht der ganze Berg, nur der Wein der von gleichnamiger Lage kommt, ein Riesling Kremstal DAC aus 2014. Alles klar? Im Stahltank wurde der Riesling Göttweiger Berg 2014 ausgebaut und aus dem blank polierten Glas wird er getrunken. Jetzt, von mir, und ohne mich extra zu bekreuzigen.

Goettweiger Berg Dem Corporate Design folgend, ist auch dieses Etikett schlicht und einfach gehalten. In der Mitte in grossen schwarzen Lettern STIFT GÖTTWEIGDas Weingut der Benediktiner und am unteren Rand Riesling Göttweiger Berg Kremstal. Ganz oben dann noch ein kleiner Aufputz in Form eines Engels der dank angeborener Schmetterlingsflügel durch die Gegend schwirrt. Die Zahl 1083 weist auf das Gründungsdatum von Stift Göttweig hin. Am Rückenetikett neben dem vollständigen Namen des Weins noch der Jahrgang 2014 sowie in der Mitte das Siegel der ÖTW (Traditionsweingüter Österreich). Mehr gibt es nicht. Ausser dem Hinweis, dass luftige 12,5 PS für Vortrieb sorgen. Der himmelblaue Stelvin-Drehverschluss ist wieder mit einem kirchlichen Motiv bedruckt. In diesem Fall lässt sich ein Abgeordneter des Himmelreichs von zwei Pferden über die Wolken ziehen. Doch jetzt genug gelabert, es wird Zeit den Tropfen aus der Flasche zu lassen und seiner Bestimmung zuzuführen.

Mix aus Frucht und Mineralik

Kräftiges Strohgelb mit einem satten grünen Stich dreht seine Runden im Glas. Überraschend weich ist der Duft den der Göttweiger Berg verströmt. Reifer Pfirsich, ein Schuss Apfel, etwas Zitrone. Relativ leise in der Nase, kein überbordendes Fruchtkonzert, einfach ein eleganter Mix aus Frucht und grüner Mineralik. Ein wenig frische Wiese dampft durch die Szenerie, verleiht allem eine lebendige Frische. An den Nasenwänden fühlt sich alles weich und dicht an.

Rassig, frisch und kurvig

Wie ein Rassepferd galoppiert der Göttweiger Berg kaum dass er die Lippen passiert hat über die Zunge. Eine ganze Packung frischer Zironen presst er schon zu Beginn auf der Zungenspitze aus, um sich dann in einem frischen Zug mittig seinen Weg nach hinten zu suchen. Da steht frischer Saft im Mund, in der Zungenmitte spürt man wie saftig der Wein ist, wie weich einerseits und wie frisch und lebhaft andererseits. Marille schmeckt man nachdem der erste Zitronensturm vorüber ist, grüne Wiese, nassen Stein und warmen Lehm. Am Gaumen etwas rauchig, ein Blatt Tabak weht vorbei und im Abgang wieder zitrusfrisch, sehr weich und füllig. Der Göttweiger Berg hat Volumen, ist aber nicht dick. Die Kurven die er hat sind wohl geformt und machen grossen Spass im Mund.

Feudal und richtig süffig

Mit etwas Temperatur wird der Göttweiger Berg dann würziger im Mundgefühl, fast knusprig. Zurückgekühlt steht er aber frisch und lebhaft auf der Zungenmitte, versprüht saftige Aromen von reifer Marille und ebensolchem Pfirsich. Hat einen dezent grünen Stich hinten raus, was ihn noch lebendiger erscheinen lässt. Am Gaumen spürt man eine packende Mineralik agieren, spürt wie sie zubeisst und sich mit dem dichten Saft vereint. Es ist kompakt, hat Kraft und Zug und fühlt sich auch entsprechend resolut an. Und das, obwohl der Wein gerade einmal lächerliche 12,5 PS unter der Haube hat. So täuscht der Göttweiger Berg mehr Energie vor als er eigentlich hat. Dafür zuständig ist die massive wie auch dicht verwobene mineralische Intensität mit welcher der Wein im Mund agiert.

Kommt Luft dazu wird der Göttweiger Berg trockener, weisser in der geschmacklichen Empfindung, die mineralische Charakteristik rückt stärker in den Vordergrund. Erst im Abgang schmeckt man wieder Pfirsich und Marille, sowie einen letzten Rest von vergessener Zitronenschale. Der Nachhall würzig, mineralisch, trocken. Als Tüpfelchen darüber eine zarte Note feuchten Rauches. Einerseits ein durchaus pikantes Weinerlebnis, auf der anderen Seite ein engmaschiges, saftig-rundes ebenso. Das eingangs erwähnte “Rassepferd” geht nach einer Weile in den versammelten Schritt über und zeigt wie Kraft von “hinten raus” funktioniert. Dass am Ende ein ganzer Korb reifer, tropfender Marillen für ein grosses fruchtiges Finale sorgt ist quasi die Krönung dieser Prüfung und macht den Göttweiger Berg zu einem feudalen wie auch richtig süffigen Gesellen aus der Familie der Rieslinge.

Tipp: Sollte etwas Luft bekommen. Um die 10º am besten. Zu klassischer österreichischer Küche, zu Backhendl, zum Wiener Schnitzel oder zur gebratenen Forelle oder Saibling. Oder einfach solo weil er saftig, süffig und auch sündhaft gut ist.

Verkostet wurde ein Göttweiger Berg 2014 Riesling vom Weingut Stift Göttweig aus Furth, Österreich.

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