Grande Réserve Brut – Premier Cru

| 30. April 2015 Alles lesen

Im November vorigen Jahres habe ich mich in Nürnberg lang und ausführlich mit Charles-Henry Fourny über die Champagner seines Hauses unterhalten und diese natürlich auch verkostet. Jetzt stehen sie allesamt hier und warten darauf entsprechend präsentiert zu werden. Bis in den September hinein werde ich ab jetzt Monat für Monat einen von seinem Kork befreien und berichten. Den Anfang macht heute quasi der “Einstiegs-Champagner” in die Blubberwelt von Veuve Fourny & Fils, der Grande Réserve Brut Premier Cru. Die Trauben für diesen Champagner stammen von Reben die auf mit Braunerde überzogenen kalkigen Böden stehen. Die Cuvée selbst besteht aus 80% Chardonnay und 20% Pinot Noir aus drei aufeinanderfolgenden Jahrgängen. 30 Monate Flaschengärung folgten und heute steht die Grande Reserve Premier Cru am Tisch der Wahrheit um intensiv erforscht zu werden.

Grande Reserve Schwarz wie die Nacht ist das kunstvoll in Form eines Schildes gehaltene Etikett das auf der grünen Flasche klebt. Ein feiner goldener Rahmen unterstreicht die Silhouette und ganz oben prangt in gold das Familienwappen der Fournys mit einem grossen F auf weissem Untergrund. In weiss darunter in geschwungener Schrift Champagne Grande Réserve. In der Mitte des schwarzen Stück Papiers in gold ganz gross VVE FOURNY & FILS a Vertus. Unten drunter wieder in weiss Brut und Premier Cru. Ein paar allgemeine Informationen in gold vervollständigen das edle Etikett. Interessant ist das komplett in gold gehaltene Rückenetikett, das ähnlich einem Datenblatt alle wesentlichen Informationen zu diesem Champagner bereits hält. Man erfährt alles über die Herkunft, die Böden, die Zusammensetzung, den Ausbau, die Dosage. Vorbildlich, besser kann man nicht informieren. Eingefasst ist die Flasche ebenfalls von einer schwarzen Halsmanschette mit Goldaufdruck. Und jetzt wird der Stoppel einfach raus befördert und der Schampus in das Glas verfrachtet.

Birnig, kalkig, hefig

Goldgelb funkelt die Grande Réserve aus dem Glas heraus. Ganz fein perlt es und in einem ebenso feinen Film setzen sich die Blasen an der Oberfläche fest. In die Nase strömen wunderbar frische Aromen von Birnen, von reifen Äpfeln und auch eine Spalte frisch aufgeschnittene Zitrone hat sich dazu gemischt. Sehr ausgeprägt ist der weisse Kalk der ebenso im Glas steht und für eine weiche wie auch mineralische Aromatik sorgt. Über allem schwebt eine warme Hefenote und bringt so richtiges Bäckereifeeling in die Nase. Ich liebe diesen Duft und kann einfach nicht davon lassen meine nase immer wieder ganz tief in den Kelch zu stecken.

Hefe, Zitrusfrucht & weisse Blüten

Wunderbar leicht schäumend lässt sich die Grande Réserve auf der Zunge nieder und sorgt für Puls auf ihr. Für angenehmen, gesitteten und traumhaft feinen, wohlgemerkt. Man schmeckt gelben Apfel, Birne, etwas gelbe Grapefruit und auch frische Zitrone. Als Gegenpart zur zitrusfruchtigen Erscheinung steht eine angenehme Hefenote die für Harmonie sorgt und alles in Balance hält. Es fühlt sich lebendig, frisch und agil im Mund an, ist aber gleichzeitig warm und weich. Mundmassage mit Gefühl sozusagen. Am Gaumen ebenso fruchtig wie weissblütig. Nur ganz wenig Kalk, dafür umso mehr Textur die sich letztlich wohltuend herb anfühlt. Im Abgang sowohl birnig wie auch kalkig und im Nachhall traumhaft hefeteigig.

Einfach traumhaft

Irgendwie bekomme ich meine Nase nicht mehr aus dem Glas heraus. Es duftet einfach bezaubernd und verführerisch drin. Doch auch im Mund präsentiert sich die Grande Réserve in Höchstform. Es fühlt sich immer kalkiger an, auch als würde der Champagner im Körper und seiner gesamten Textur zunehmen. Es ist dicht auf der Zunge, leicht herb und jetzt auch mehr birnig denn zitrusfruchtig. Es ist wärmer, weicher und auch vielschichtiger geworden. Erst jetzt beginnt sich der Kalk auf seine Reise zu machen und sich immer mehr in den Vordergund zu drängen. Es fühlt sich lebhaft an im Mund, sowohl auf der Zunge wie auch am Gaumen, es perlt fein und elegant und die herrlich feine Hefenote setzt dem Sprudel sein wohl verdientes Krönchen auf. Im Vordergund wird die Grande Réserve trotz ihrer Birnen- und jetzt auch Pfirsicharomen immer weisser, immer mineralischer und auch herber, so weit man davon überhaupt sprechen kann. Schmeckt man Feigen? Ja, man tut es. Wo sind die Zitrusfrüchte? Weg. Nur mehr Birnen und Pfirsiche sind da und weisse Orchideen. Und Kalk, und Hefe, und überhaupt dreht der Bäckermeister am Aromenrad.

Was mich bei den Blubbern aus dem Haus Fourny & Fils schon letztes Jahr begeistert hat, ist diese dezente weinige Tönung die sich durch das gesamte Sortiment zieht. Ganz fein, ganz leise, aber immer da. Sie harmoniert wunderbar mit der individuellen Charakteristik jedes einzelnen Champagners und steht auch hier, gerade wahrnembar, immer im Hintergrund und begleitet einen auf der Zunge wie am Gaumen. Ich verstehe jene Menschen, die schon zum Frühstück auf Champagner bestehen. Kaffee ist ja recht gut und schön, es geht nichts über einen frischen italienischen Espresso. Aber Schampus als Muntermacher (irgendeine Ausrede braucht man ja letztendlich) ist eine echte Alternative um in Fahrt zu kommen. Solange er so wie diese Grande Réserve dafür sorgt. 30 Euro kostet dieser Spass in etwa, was wieder relativ ist im Vergleich zu dem was ein Kilo wirklich guter Kaffee kostet. Wenngleich es scheint als würde dieser Vergleich nicht wirklich zulässig sein. Ich schieb’s auf den Champagner und schenk mir einfach noch ein Glas ein um den Vormittag so richtig zu geniessen.

Tipp: Entploppen und mit 6-8º seiner Bestimmung zuführen. Zu mediterraner Küche, Fisch und Meeresfrüchten. Oder einfach ohne alles weil es einfach Spass macht.

logo-veuve-fourny Verkostet wurde ein Grande Réserve Brut – Premier Cru von Veuve Fourny & Fils aus Vertus in der Region Champagne-Ardenne, Frankreich. Eine Cuvée aus 80% Chardonnay und 20% Pinot Noir.

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