Grauburgunder Hohenegg 2011

| 12. August 2014 Alles lesen

Der zweite Wein der vom Weingut Tauss aus Leutschach in der Steiermark heute am Tisch der Wahrheit steht, ist ein Grauburgunder der Linie H, was für die Lage Hohenegg steht. Diese Lage mit teilweise über 50% Neigung wird von kalkhaltigen lehmigen Sanden, dem Opok wie so ein Boden in der Steiermark heisst, dominiert. Im September 2011 wurde gelesen, dann spontan im grossen, gebrauchten Holzfass vergoren und zwei Jahre später, im September 2013 abgefüllt. Für Freunde von Analysedaten sei angemerkt, dass der Grauburgunder -H- 2011 mit einem Restzucker von 0,7 g/l zur Gattung ‘Maximale Trockenheit’ gehört, was jetzt auch akribisch untersucht wird.

Grauburgunder H Auch diese Burgunderflasche ziert das im neuen, frischen Design gestaltete weisse Etikett. Oben der Name TAUSS in Grossbuchstaben, leicht angeprägt in rotbrauner Farbe, darunter die hügelige Landschaft in Form einer Strichzeichnung. Alles aufgelockert, nicht mehr in den satten, doch recht düsteren Farben der Vorgängerlinie. Unter der Illustration in Kapitalen GRAUBURGUNDER -H- und ganz unten am Rand der Hinweis ‘Nach alter handwerklicher Tradition’ sowie Biologisch-Dynamisches Weingut Alice & Roland Tauss Leutschach. Am Rückenetikett das Logo von demeter und das Bio-Siegel. Eine Trinktemperaturempfehlung, was sehr gut ist, sowie der Hinweis, dass man den Wein dekantieren sollte. Zwei Informationen die viel mehr Winzer auf ihren Etiketten anbringen sollten. Kostet nichts und hilft jenen, die sich nicht ganz sicher sind, gerade was eine etwaige Luftaufnahme angeht. Also kommt der Grauburgunder für eine Stunde in die Karaffe, auch um die empfohlenen 12º zu erreichen und dann geht’s ab ins Glas damit.

Reif & Rauchig

In leuchtendem, reinem Goldgelb dreht der Grauburgunder H seine Kreise im Glas. Aus ihm heraus strömen zart rauchige Aromen, es fühlt sich dicht und saftig in der Nase an. Viel Birne ist dabei und ebenso viel weisser Kalk. Der Duft ist kräftig, aber nicht drückend. Augenblick als typischer Grauburgunder zu erkennen. Es ist reif, rauchig, birnig, nicht matschig, vielmehr nur leicht angepresst um die saftigen Aromen entweichen zu lassen. Warme Aromen aus der Bäckerei kommen dazu, ein wenig Butterkeks, etwas Brioche. Eine feine Kräuterwürze mischt sich unters Aromenvolk. Vielschichtiger Duft der die Nasenflügel verwöhnt und definitiv Lust auf mehr macht.

Saftige Birne, frische Säure

Wunderbar weich und mild strömt der Grauburgunder H über die Lippen in den Mund. Dort spürt man ihn im ersten Moment fast gar nicht auf der Zunge, weil er sich sofort vollständig über den Gaumen verteilt um sich dort in seiner ganzen Pracht vorzustellen. Es fühlt sich ungemein saftig an, feiner Rauch umhüllt den Birnenkern, eine frische, agile, aber tief eingebundene Säureader wirkt belebend. Man spürt das Leben in diesem Wein, merkt dass er Puls hat und geniesst dabei seine doch relativ milde Art mit der er auf der Zunge steht. Kraftvoll, aber nicht erdrückend, dicht, aber nicht fett. So fühlt er sich an, der Grauburgunder H. Eine Stunde Luft ist gut, sie hat ihn weich und rund und saftig gemacht. In der zweiten wird er noch mehr aufgehen und dabei feiner werden.

Feiner und eleganter Burgunder

Wie erwartet hat der Boden das Kommando übernommen. Es fühlt sich feiner auf der Zunge an, leichter, erdiger und weisser. Dabei hat der Grauburgunder H aber nichts von seiner birnigen wie auch rauchigen Art verloren, es schmeckt jetzt nur ‘nebeliger’ was dem Kalk geschuldet ist. Zwei Stunden und der Tropfen ist Boden pur geworden. Ohne seinen Saft einzubüssen. Auf der Zunge cremig weich und rund, am Gaumen mineralisch und staubtrocken. Im Abgang begleitet von einer frischen Säure die aber nur als Nebendarsteller auftritt. Alles wird von einer elegant rauchigen Wolke ins Nirvana verabschiedet. Im Nachhall weiss, kalkig, rasch auftrocknend und mächtig Eindruck hinterlassend. Der Grauburgunder H beginnt jetzt erst zu zeigen, was gute Burgunderweine wirklich ausmacht.

Drei Stunden sind vergangen und der Tropfen dreht noch immer weiter auf. In der Nase nur mehr weisser Kalk, Steine, Erde und Geröll. Bestenfalls ein Hauch von Birne. Im Mund weiter rauchig, aber nur mehr in Form eines feinen Schleiers. Feinmaschig auf der Zunge und am Gaumen, fast kein Gewicht mehr und richtig mineralisch. Harmonisch wie Saft und Säure sich in einem weissen Mantel voller Mineralik im Hintergrund aufhalten und dem Boden das Tun überlassen. Jetzt dürfte der Grauburgunder H die perfekte ‘Durchflussgeschwindigkeit’ erreicht haben, wenngleich ich es leise bezweifle und mir sicher bin, dass sich der Wein in ein paar weiteren Stunden vollkommen auf sich selbst reduziert haben wird. Phantastisch was das im Mund abgeht. Die 14%vol. hat man vielleicht am Anfang als der Tropfen noch voll im Saft stand bemerkt, jetzt fühlt sich alles filigran und leicht an. Und das trotz Muskeln die er dezent erahnen lässt. Traumhafter Wein für echten Burgundergenuss. Tolles Weinerlebnis.

Tipp: Eine Stunde mindestens in die Karaffe für jene, die von Beginn an dabei sein wollen. Drei für alle die mitten im Film einsteigen wollen. 12-14º sind ideal. Zu Flammkuchen und elsässischer Küche genauso wie zu regionaler Kost. Für sich allein ein Wein der Zeit und Geduld einfordert und mit jeder Stunde aufs Neue überrascht.

Mehr über den Grauburgunder Hohenegg 2011

Verkostet wurde ein Grauburgunder Hohenegg 2011 vom Biologisch-dynamischen und Demeter-zertifizierten Weingut Tauss aus Leutschach in der Steiermark, Österreich.

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Kategorie: Tauss (A), Verkostet