Grauburgunder Saziani 2011

| 27. Februar 2014 Alles lesen

Der zweite Wein dieser Neumeister-Verkostungsrunde ist ebenfalls ein Lagenwein. Diesmal jedoch kein Erste STK®- sondern ein Grosse STK® Lagenwein. Gleichgeblieben ist das Wort Burgunder, nur dass dieser heute kein Weisser, sondern ein Grauer ist. Alles klar soweit? Am Tisch der Wahrheit steht heute der Grauburgunder Saziani 2011, der, wie schon der Name sagt, von der Lage Saziani, einem Schotterkegel auf 380 Metern Seehöhe kommt. Kalkhaltiger Flussschotter durchzieht die Steillagen und die Rebstöcke sind 30, teilweise über 40 Jahre alt. Der Wein ist spontanvergoren in 2000 Liter Holzfässern und im Anschluss 18 Monate auf der Feinhefe in gebrauchten Holzfässern gereift. Heute wird er aufgemacht und eingehend verkostet.

Grauburgunder Sarziani 2011 Nichts Neues gibt es von der Flaschenbeklebungsfront zu vermelden. Im typischen, konsequent durchgezogenen Neumeister-Design klebt das vanillegelbe mannshohe Etikett auch auf dieser. Wie gewonht in klassischer Apotheker-Typo. Ganz oben NEUMEISTER und unterhalb in grau (welch Zufall) Grauburgunder. Die Lage Saziani in schwarz wieder drunter. Rechts aussen wie gehabt der Jahrgang in knalligem rot und den Rest der schlichten Weinbeklebung nimmt wieder alles andere ein. Herkunft, Weingut, Abfüllung, Alkoholgehalt, etc. Mehr braucht man nicht, weshalb auch hier wieder auf ein Rückenetikett verzichtet wird. Die 14% vol. lassen schon im Vorfeld auf ein eher kräftiges Weinerlebnis schliessen. Informationen über das Weingut, den Wein und die Lagen findet man wie üblich auf der ansprechenden Webseite. Ritual ist Ritual und deshalb wird auch der Grauburgunder Saziani in die schlanke Karaffe umgefüllt. Ohne weiteres Warten wird er schliesslich angetrunken.

Honig, Birne, Nüsse

In kräftigem Strohgelb zieht der Grauburgunder Saziani seine Kreise. Die Nasenflügel strömen reife gelbe Fruchtaromen hoch. Ringlotten, Äpfel, Birnen und auch Nüsse sind mit dabei. Es duftet ein wenig rauchig, etwas nach Honig und auch nach saftigen grünen Kräutern. Alles zusammen ergibt einen dichten, fest wirkenden Duft in der Nase. Etwas leicht erdiges dümpelt durch die Gegend, wirkt warm und weich und das Gefühl an der Nasenwand ist cremig. Am ausgeprägtesten erscheint mir Nuss und vollreife Birne, sowie der Schuss Honig der alles so fliessend weich macht. Zum schnüffeln gemacht und einmal die Nase ins Glas gesteckt, nimmt man sie nur widerwillig wieder raus.

Viel Rauch im aromatisch-weichen Körper

Auch im Mund setzt sich sofort das rauchige Gefühl sowohl auf der Zunge wie am Gaumen fort. Vollmundig, cremig und warm spürt man den Saziani wie er sich auf der Zunge seiner gelben Frucht entledigt. Reif, nussig und erdig fühlt es sich an. Kräftiger Honig meldet sich auch hier wieder und gibt dem Wein einen hoch aromatischen Touch mit. Am Gaumen fühlt sich der Tropfen kraftvoll an und man schmeckt die gesamte Mineralik sehr schön heraus. Es ist erdig, etwas steinig und vor allem richtig trocken. In diesem dichten Körper ist die Säure sehr schön eingebunden, an den Zungenrändern schmeckt man einen Tick von Salz. Im Abgang rauchig, cremig und reif nach weichem Steinobst. Im Nachhall wieder saftig-speckiger Rauch, geröstete Nüsse und Waldboden. Schon das erste Glas ein richtig tolles Weinerlebnis.

Kraftvoll, ausdrucksstark & sexy

Der Grauburgunder Saziani ist in seiner kompletten Aromatik ein typischer Grauburgunder. Er ist was man erwartet hat, auf der Zunge, am Gaumen und im gesamten Mundgefühl. Was ihn über andere, ‘herkömmliche’ Grauburgunder stellt ist sein Charakter, seine Balance und sein harmonisch wirkendes Aromenspiel. Nichts drängt sich in der Vordergrund, alles ist ausdrucksstark definiert. Man schmeckt wie reif das Obst auf der Zunge steht, wie fein die Säure im Hintergrund agiert und wie erdig, rauchig und weich sich der Wein am Gaumen anfühlt. Man spielt mit ihm im Mund, rollt seinen festen Körper vor und zurück und freut sich auf den mit etwas Tabak versetzten Abgang. Im Nachhall gibt der Tropfen nach und nach und wohl dosiert eine erdig-kalkige Mineralik frei die sich äusserst warm anfühlt. Und plötzlich merkt man, dass sich sehr feine, verhaltene Gerbstoffe zeigen.

Insgesamt ist der Grauburgunder Saziani ein aromatischer, ohne Zweifel noch junger Wein, der noch Grosses vor sich hat. Schon jetzt aber zeigt er Charakter, Individualität und Persönlichkeit. Ich liebe Chardonnays und feine Burgunderweine. Sowohl weiss wie grau. Pinot Grigio kann mir gestohlen bleiben, aber Grauburgunder, so wie dieser, lassen mich zum Tier werden. Christoph Neumeisters Saziani ist kein Leichtgewicht, trinkt sich aber leicht und wirkt auch fein, trotz seiner kraftvollen Statur. Genau das macht ihn so charmant wie elegant. Nicht einfach nur banales Körperfett, sondern fein definierte Muskulatur macht ihn so sexy wie begehrenswert. Grauburgunder mit Klasse. Ich will unbedingt mehr davon.

Tipp: Ideal mit 8-10º getrunken. Zu hellem Fleisch mit kraftvollen Saucen, zu Ragouts und Wild. Für sich allein genossen ein Wein der Ruhe ausstrahlt und die Zeit vergessen und alles ‘langsamer’ erscheinen lässt.

Verkostet wurde ein Grauburgunder Saziani 2011 vom Weingut Neumeister aus Straden in der Südoststeiermark, Österreich.

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