Grüner Veltliner 3 Lagen 2014

| 28. August 2015 Alles lesen

1-lagig, 2-lagig oder 3-lagig. Nein, hier geht es nicht um Klopapier, wo denken Sie schon wieder hin? Wenngleich die Bezeichnung 3 Lagen … aber lassen wir das. Hier geht’s um Wein. Der Grüner Veltliner 3 Lagen von Elisabeth Rücker aus Unterretzbach im wilden Weinviertel in Niederösterreich, ist einfach eine “Mischung” die von drei verschiedenen Lagen mit unterschiedlichen Böden stammt. Gemeinsam mit ihrem Vater Edmund führt sie das Weingut, ihren eigenen Weinen hat sie aber selbstbewusst auch ihren eigenen Namen gegeben, Elisabeth. Womit der Übergang zum Musical gegeben wäre … was aber schon wieder vom Thema abweicht. Der Grüner Veltliner 3 Lagen 2014 von Elisabeth, der aus dem Weinviertel, steht hier am Tisch der Wahrheit und wie das mit der Mehrlagigkeit so ist, wird jetzt ohne musikalische Begleitung untersucht.

GV 3 Lagen 2014 Irgendwie erinnert das Etikett an eine illustrierte Seite in einem Märchenbuch. Das zentrale Motiv ist eine überdimensionale gelbe Sonnenblume, um die herum sich einiges abspielt. Ein Insekt fliegt durch die Gegend und scheint mit einem Schlüssel verbunden zu sein, eine Katze sitzt in einem Schneckengehäuse und Elisabeth schaut aus einem Ventil heraus das quasi als Stiel der Traube fungiert. Alles ist mit feinen Klebestreifen verbunden was wohl darauf hindeuten soll, dass alles mit allem irgendwie verbunden ist. Oben links steht Weingut Elisabeth und ganz unten Grüner Veltliner 3 Lagen. Der hellgraue Untergrund auf dem alles aufgedruckt ist sieht aus wie zerknittertes Papier. Rechts aussen auf dem einteiligen Etikett erfährt man ein wenig über die “3 Lagen”. Ein paar sensorische Hinweise komplettieren das Infoangebot. Verschlossen ist die Schlegelflasche mit einem Stelvin-Schraubverschluss, der jetzt einfach abgemacht wird damit der “mehrlagige” Tropfen endlich seiner Bestimmung zugeführt werden kann.

Exotisch pfefferfruchtig

In kräftigem strohgelb steht der Grüne Veltliner 3 Lagen im Glas. Die Nasenflügel ziehen deutlich gelbfruchtige Aromen von Steinobst hoch. Begleitet von recht tabakigen, rauchigen Noten. Es riecht reif, kompakt und durchaus mineralisch. Weiche Erde, etwas kandierte Mandarine und ein Schuss Ananas komplettieren den recht straffen und dicht verwobenen Aromenmix. Wie feiner Nebel schwebt oben drüber ein Duft der einerseits exotisch anmutet und sich andererseits wie weiss gepfeffert anfühlt. Leise Hefetöne runden das pfefferfruchtige Schauspiel ab.

Erdig, gelb & knuddelweich

Erdig schmeckt es. Gelberdig. Oder erdig gelb, oder so. Dicht und kraftvoll fliesst der GV 3 Lagen auf die Zunge und macht dort auf dicke Hose. Reif, kompakt und durchaus mit Fülle gesegnet steht er drauf und lässt ganz langsam seinen Saft in voller Breite auf sie los. Zuerst spürt man wie der Saft sich in seinem reifen Gelb zeigt und einen Augenblick später spürt und schmeckt man diese erdige, rauchige Note die den Mund ausfüllt. Tabaktöne steigen auf, überreife Zitrone und wieder die kandierte Mandarine in Begleitung der Ananas gesellen sich hinzu. Am Gaumen schmelzig, voll und richtig weich. Danach ein Abgang der gelbe Exotik versprüht und ein Nachhall, der aus der Hinterhand eine verirrte Nuss unters Aromenvolk wirft. Wein mit Babyspeck zum Knuddeln.

Murmelspiel im Mund

Tief eingebunden in der vollreifen und saftigen Frucht zieht eine feinnervige Säureader ihre Kreise und sorgt für ein ganz dezentes Prickeln auf der Zunge. Kann aber auch der Staub und die Erde sein auf der man rumkaut und aus dem sich leise Zitrusnoten heraus quetschen. Um sich gleich danach in einer gelben Fruchtwolke aufzulösen. Überhaupt steht hier die volle Frucht im Widerpart zu einer dunklen Pfeffrigkeit und einer erdigen, weichen Mineralik. Rund und g’sund im Mund kann man mit Fug und Recht behaupten. Wer glaubt, dass diese Fruchtigkeit zuviel ist, den überzeugt eine ausgesprochen herbe B-Note vom Gegenteil. Viel Schmelz und dichter Saft solange der GV 3 Lagen auf der Zunge steht, doch kaum zieht er am Gaumen entlang, fühlt er sich davon befreit an. Erst im Nachhall taucht die runde, saftige Seele wieder aus der Steinwolke auf und endet in einem fruchtig-herben Nachhall.

Ein richtig rundes, fast schon molliges Geschöpf ist der GV 3 Lagen. Hat Kurven wie eine echte Diva und ist alles andere als ein Hungerhaken. Steht auf der Zunge und zwingt einen förmlich zu kauen, zu wenden, drehen, rollen und weiss der Teufel was noch alles. Murmelspiel im Mund, und dann, ganz plötzlich, wenn der Wein am Gaumen ankommt, macht er auf seriös und zeigt sein zweites Gesicht. Pfeffrig, herb, dezent griffig und auch mineralisch. Interessanter Side effect; die zarte Nuss die immer irgendwo in der Gegend rumstreunt. Alles schmeckt und fühlt sich auch sehr gelb an, man spürt die Reife und die Dichte. Man fühlt den Tropfen rund und mild im Mund, zart zitrusfruchtig, immer mit ein paar saftigen Äpfeln im Handgepäck. Insgesamt so üppig wie die verschiedenen Böden von Löss und Lehm, präsentiert sich der der GV 3 Lagen weich und warm sowie frisch und erdbetont. Saftig, erdig, niederösterreichisch, oder so. Wein zum Schlempern, wie man hier sagt. Und zum Lippen lecken. Nix für Hardcore-Trockentrinker, dafür für Leute die sexy Kurven mögen.

Tipp: Aufmachen und geniessen. Am besten mit 10-12º. Vielfältiger Speisenbegleiter der auch kräftigere Sossen gut verträgt. Als Solist ein Wein der saftigen Trinkspass vermittelt.

Verkostet wurde ein Grüner Veltliner 3 Lagen 2014 von Elisabeth Rücker aus Unterretzbach im Weinviertel, Niederösterreich. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.

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Kategorie: 225 Liter (D), Verkostet