Grüner Veltliner Alte Weingärten 2013

| 27. November 2015 Alles lesen

Seit 1980 wird am Bioweingut Diwald, der Name sagt es schon, Bioweinbau betrieben. Paula und Hans waren die Pioniere, Martin, der das elterliche Weingut seit 2010 führt und Ulli Diwald, repräsentieren die neue Generation. Sie bewirtschaften etwas mehr als eine Handvoll Lagen in der Region Wagram und nach dem Motto “Weniger ist mehr” verwendet Martin Diwald keine Reinzuchthefen, Hefenährstoffe, Enzyme und sonstige Wundermittel um seinen Weinen Leben einzuhauchen. Einen dieser Weine, den Grüner Veltliner Alte Weingärten 2013 habe ich jetzt hier am Tisch der Wahrheit stehen. Zwischen 35 und 50 Jahre sind die Rebstöcke, spontanvergoren und in Steinzeugtanks ausgebaut ist der Wein und wie das schmeckt und sich anfühlt, dem werde ich jetzt auf den Grund gehen.

GV Alte Weingaerten Auf der dunkelbraunen Schlegelflasche klebt ein hohes, in der Farbwahl etwas düster gehaltenes Etikett. Am oberen Drittel eine Grafik die schwer zu entschlüsseln ist. Eine Traube erkennt man, der Rest ist zur freien Interpretation freigegeben. Der grosse Mittelteil des Etiketts in dunkelblau gehalten. Oben Grüner Veltliner und unterhalb Alte Weingärten. Das untere Drittel wieder dunkeldüster in der Farbe schwarzgrau und in grossen weissen Lettern DIWALD drin. Darunter Biologischer Weinbau seit 1980. Das Rückenetikett in weiss enthält alles was vorgeschrieben ist. Ganz oben WAGRAM ÖSTERREICH, damit man weiss woher der gute Tropfen kommt. Zusätzlich noch der Hinweis, dass es sich a) um Biowein aus Österreich und b) um veganen Wein handelt. Gemächliche 12,5 Umdrehungen kündigen ein leicht zu verdauendes Weinerlebnis an. Und weil es nicht viel mehr über den Wein zu sagen gibt, wird er jetzt von seinem Schraubverschluss befreit und ohne Umweg in den polierten Becher eskortiert.

Zart floral & grünlich feucht

Sattes Goldgelb steht im Glas. Deutlich erkennbare grüne Reflexe schimmern durch. Fast üppig hüpft einem ein dichter, konzentrierter Duft in die Nase. Es riecht überaus reif und saftig. Kein typischer Veltlinerduft weil vereinzelt florale Elemente mitspielen. Dann aber doch wieder, weil recht viel Pfeffer plötzlich aufstaubt. Eher exotische denn heimische Fruchtaromen. Mango, Litschi, etwas Feige. Dahinter grüne Wiese, feucht, duftig, frisch. Kein Leichtgewicht von der Struktur, wie das im Mund ist wird sich zeigen.

Feiner Tweed für feine Herren

Und dann doch ganz typisch Veltliner. Wenngleich auch anders. Der GV Alte Weingärten fühlt sich kräftig an, obwohl vom Alkohol doch nur zärtlich gestreift. Dafür ganz viel Struktur auf der Zunge, fast knusprig, lebendig, knackig und doch voll und dicht. Mehr knochentrockene Mineralik zu spüren als Fruchtaromen zu schmecken. Vereinzelt gelbe Frucht am Zungenrand, am Gaumen Würze, Pfeffer und das Karomuster eines Hochland-Schottenrocks. Feiner Tweed für feine Herren. Erst mit ein wenig Luft gräbt sich der Geschmack an die Oberfläche durch, bringt etwas frisches Moos mit, feuchte grüne Wiese und hochreifes Steinobst. Weisser und grüner Pfeffer umhüllen es, hauchen ihm dezente Schärfe ein und sorgen so für noch mehr mineralisches Empfinden. Der Abgang pfeffrig-würzig, der Nachhall extrem lang und dicht.

Wein mit ganz viel Hui

Erst langsam taut der GV Alte Weingärten so richtig auf, spielt jetzt mit einer durchaus lebendigen Säure auf der Zunge, zeigt frische grüne Wiesenaromen. Dazu eine Scheibe Zitrone und etwas Thymian. Hinten raus dann reifer Apfel, etwas Vanille und auch ein Hauch von Orange. Es fühlt sich ungemein kompakt auf der Zunge an, steht voll im Saft und wirkt trotzdem feingestrickt. Der Gaumen spürt sich in eine gelblich-grüne Wolke eingehüllt, es schmeckt leicht salzig, sehr frisch und belebend. Und irgendwie dümpelt im Hintergrund ein roter Ton herum, Preiselbeeren oder ähnliches scheinen ganz leise vorbei zu ziehen. Der GV Alte Weingärten wird langsam richtig fruchtig, ohne dabei seine dominante Mineralik zu verlieren. Trotz seines kompakten Körpers wie auch seiner Saftigkeit, ist er staubtrocken.

Langsam aber sicher wird es rund am Gaumen, Vanille gräbt sich mehr nach vorne, wird aber sehr schön von der Preiselbeere in Zaum gehalten. Der weisse Pfeffer hält sich zurück, hebt nur ganz vorsichtig ab und zu die Hand und lässt dem überraschend leichten Mundgefühl, das trotzdem kraftvoll ist, vollständig das Kommando. 12,5 PS die sich nach ganz viel mehr anfühlen ohne die entsprechende Wirkung zu haben. In diesem Wein ist ganz viel Hui und wer dem Tropfen in der Karaffe etwas Auslauf gönnt, der könnte völlig unabsichtlich zu einem echten Gierschlund werden. So wie der GV Alte Weingärten den Mund spült und die Kehle runter geht kann es denn schon passieren, dass man den Schlusspfiff überhört und einfach weiter macht bis nichts mehr davon da ist. Aber dafür ist er ja wohl auch gemacht. Kompliment an Martin Diwald für diesen sexy Tropfen der ganz einfach grossen Spass macht.

Tipp: Geben Sie ihm 30-60 Minuten in der Karaffe. Mit 10-12º geniessen. Zu gebratener Ente, zur Martinigans oder einfach zum klassischen Schweinsbraten mit fester Kruste. Zur Alleinbespassung ausdrücklich zu empfehlen. Wegen dem vielen Hui drin.

Verkostet wurde ein Grüner Veltliner Alte Weingärten 2013 vom Bioweingut Diwald aus Großriedenthal in der Region Wagram, Österreich.

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Kategorie: Diwald (A), Verkostet

Kommentare (1)

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  1. Einfach geile Beschreibung! Gefällt mir, weil kein Larifari Gelawer, sondern konsumentenfreundliche Beschreibung.

    100 Punkte von 100, für den Autor!