Grüner Veltliner Brut Nature 2012

| 13. Dezember 2015 Alles lesen

Es blubbert wieder. Doch diesmal ist es kein Champagner und auch kein Crémant, heute steht ein Grüner Veltliner Brut Nature 2012 vom Weingut Zuschmann-Schöfmann aus Martinsdorf im Weinviertel am Tisch der Wahrheit. Dieser Sprudel ist gleichzeitig eine Premiere für mich, weil ich noch nie Sekt von dieser Rebsorte getrunken habe. Wie schon der kürzlich verkostete Grüner Veltliner Muschelkalk zählt auch der Grüner Veltliner Winzersekt zur Serie Mitten im Leben. Von Martinsdorfer Lagen stammen die Trauben für diesen Schaumwein, der nach der traditionellen Methode der Flaschenvergärung hergestellt wurde. Im Stahltank ausgebaut und 26 Monate Hefelager sind die Eckdaten und ich werde jetzt erkunden wie Grüner Veltliner mit Blasen schmeckt.

GV Brut Nature Deckungsgleich mit dem Etikett des GV Muschelkalk ist das Etikett, das auf der Sektflasche klebt. Nur dass unten eben BRUT NATURE Grüner Veltliner aufgedruckt ist. Alles andere ist im erfrischend anderen Design gehalten. Wie auf alten Spielkarten zeigt es zwei in schwarzweiss gestaltete Köpfe im Stil des spätem 19. Jahrhunderts, welche innerhalb der überdimensionalen Insignien ZS auf einer zweifärbigen Raute abgebildet sind. Neben dem Damenbildnis steht in einer weissen Fahne Frau Zuschmann und neben dem Männerkopf in einer ebensolchen Herr Schöfmann. Auch wenn Etiketten an sich nebensächlich sind (oder sein sollten), dieses hier ist einfach eine Augenweide. Auch das Rückenetikett ist sehr auffällig gestaltet. Mit schwarzen dicken Lettern bedruckt erfährt man alles was man zu wissen hat. Auch der Hinweis, dass der Sekt 26 Monate auf der Feinhefe verbracht hat darf nicht fehlen. Und jetzt wird die Flasche entploppt und schaumgebadet. Oder gesprudelt. Oder was auch immer.

Apfel, Quitte und Brioche

Wie ein Goldbarren funkelt der Sekt aus dem Glas heraus. Fein perlt es darin. Der Duft betörend. Reifer Apfel, etwas Brioche und eine ausgesprochen ungewohnte wie auch feine Würze. Ein paar leise Honigtöne treten hervor, verleihen dem Sekt eine warme wie auch weiche Note in der Nase. Ich versuche verzweifelt den Pfeffer zu finden, werde jedoch nicht fündig. Dafür entdecke ich eine Quitte die für gelbe Saftigkeit sorgt. Ein dichter Duft, der nachhaltigen Eindruck in den Nasenflügeln hinterlässt.

Knackig, würzig, steinig

Resch und knackig zeigt sich der Brut Nature im Mund. Knochentrocken ist er und zugleich sehr weich und druckvoll. Und auch weinig. So wie ein rescher Veltliner eben schmeckt, nur dass dieser hier auch Blasen macht. Zeigt eine gewisse Fülle auf der Zunge, ist rund, hat Körper und strahlt dank höchst erfrischender Säure Lebenslust aus. Der reife Apfel ist nach wie vor vorhanden, auch die Quitte, die dem Blubber eine gewisse gelbe Aromatik verleiht. Am Gaumen kräftig ohne zu drücken, würzig, steinig, mineralisch. Wie überhaupt der Gesamteindruck ein ausgesprochen mineralischer ist. Im Abgang gelb, zart herb und trocken wie Löschpapier. Dezent fruchtig geht alles in den Nachhall über.

Sprudelerfahrung der anderen Art

Lässt man den Brut Nature ein wenig stehen, ihn sogar Temperatur aufnehmen, dann stellt man fest, dass er sich in einen höchst mineralischen Sekt verwandelt der einen gnadenlos in vollkommener, herber Trockenheit zurücklässt. Gelbwürig haftet er sich am Gaumen an, gelb und rund steht er auf der Zunge, wird sogar leicht nussig, was irgendwie verwirrt. Dazu ein paar Briochearomen und fertig ist ein Geschmack der tatsächlich anders ist, nämlich äusserst interessant. Man schmeckt Apfel, Quitte, etwas grüne Nuss und spürt wie straff der Sekt im Mund agiert. Kurz spürt man diese gelbe Fülle und im nächsten Augenblick vertrocknet man. Was bleibt ist ein letzter Rest von Säure der am Gaumen steht und sonst ist nur mehr Mineralik schmeck- und fühlbar.

Je länger ich mich mit dem Brut Nature vom Grünen Veltliner vergnüge, umso mehr tendiere ich dazu ihn als “langsam” zu bezeichnen. Das ist kein Sprudel zum raschen Verputzen, das ist Sekt den man wie guten Wein trinken sollte. Der durchaus Luft und auch ein paar Grad mehr verträgt. Das feine Perlenspiel, die gelbwürzige Aromatik, das runde Mundgefühl und die anschliessend brutal einsetzende Dürreperiode sind einfach sagenhaft. Es ist ein Sekt den man mehr spürt als schmeckt, der sich über seine Haptik und nicht über irgendwelche Fruchtaromen definiert. Und der so trocken ist, dass man ihn locker auch im Dampfbad trinken kann. Füllig und doch leicht, frisch und dabei weich, aromatisch, würzig und kreidig. Sekt aus Grüner Veltliner? Jederzeit! Wenn er so ist wie der hier. Sprudelerfahrung der anderen Art. Unbedingt probieren!

Tipp: Um die 10-12º geniessen. Allroundtalent in der Küche. Verträgt auch deftigere Gerichte. Zur Alleinbespassung eine Sekterfahrung der etwas anderen Art.

Verkostet wurde ein Grüner Veltliner Brut 2012 Winzersekt vom Weingut Zuschmann-Schöfmann aus Martinsdorf im Weinviertel, Österreich.

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