Grüner Veltliner Dorflagen 2014

| 17. Dezember 2015 Alles lesen

Nachdem letztes Mal die Sau zwar nicht durchs Dorf, dafür aber den Berg hinauf getrieben wurde, setzt heute der Grüner Veltliner Dorflagen Weinviertel DAC von Ingrid Groiss den Schlusspunkt dieser kurzen, dafür aber umso lustigeren Verkostungsreihe. Wenngleich dieser Grüne Veltliner zum Teil auch aus Trauben der Lage Sauberg besteht. Der Rest kommt von einer anderen Riede, von In der Scheiblau. Gemeinsam ist beiden der Untergrund auf dem die Rebstöcke wurzeln, nämlich kalkhaltiger Konglomeratboden. Vergoren wurde mit Weingarten-Hefen im Stahlfass. Sechs Monate dümpelte der Wein dann auf der Vollhefe vor sich hin bevor er abgefüllt wurde. Heute wird er umgefüllt. Ins Glas, welches hier bereits am Tisch der Wahrheit steht.

GV Weinviertel DAC Nichts Neues tut sich an der Designfront. Wie schon bei den beiden anderen Weinen von Ingrid Groiss klebt auch auf dieser Schlegelflasche das dunkelbraune Etikett. In einem Stück, relativ schmal gehalten und dieses Mal in weiss bedruckt. Oben die Initialen IJ und G, dazwischen wieder ein Geflecht über welchem ein Hase sitzt. Erst jetzt erkenne ich, dass es sich bei dem Geflecht um zwei ineinandergreifende Gs handelt die gespiegelt wurden. In der Mitte in Grossbuchstaben GROISS und unterhalb WEINVIERTEL DAC sowie Grüner Veltliner Dorflagen. Am linken Rand eine Illustration eines Hasen, konkret eines Weingarten-Hasen (L. Viniferaeus), am rechten wieder alles was gesetzlich vorgeschrieben ist. 12,5% kündigen ein leichtes Weinvergnügen an. Abgerundet wird das Erscheinungsbild von einem messingfarbigen Schraubverschluss mit dem Eindruck Weinviertel DAC. Bevor der Wein angetrunken wird, lasse ich ihn für eine halbe Stunde in der Karaffe Luft aufnehmen.

Frisch, duftig, pfeffrig

In hellem strohgelb zeigt sich der GV Dorflagen im Glas. Frisch aufgeschnittener grüner Apfel hüpft einem aus dem Glas entgegen. Es duftet intensiv aber nicht laut. Zarte florale Töne mischen mit, Grapefruit und Birne geben sich zu erkennen und ein dicker fetter Pfirsich taumelt durch die Szenerie. Feine Tabaktöne blitzen auf, etwas weisser Pfeffer hebt die Hand und über allem steht dieser frische grüne Apfel. Der hat die Hosen an im Becher und sorgt für Stimmung in den Nasenflügeln. Sehr frisch, dehr duftig und zart pfeffrig. Hoher Schnüffelfaktor.

Wenn die Zitrone mit dem Pfeffer

Man reiche die Zitronen. Aber nicht ohne sie vorher mit entsprechend weissem Pfeffer eingerieben zu haben. Das ist der erste Eindruck auf der Zunge. Weich fühlt sich der GV Dorflagen an und kaum hat er das Organ befeuchtet, schmeckt man eben diese enorme Zitrusfrische die so herrlich fein gepfeffert wurde. Erst dann schmeckt man Birne und Pfirsich. Und wieder Pfeffer. Am Gaumen steinig, leicht und … was wohl … pfeffrig. Leicht ist der Wein im Mund, fast schwerelos scheint der GV Dorflagen wie feuchter weisser Nebel über den Gaumen zu ziehen. Auch im Abgang leicht, dezent grün, fein zitronig und vor allem richtig steinig. Ein Hauch von hellem Tabak weht hinterher. Im Nachhall ausgesprochen mineralisch.

Knuspriger Spätstarter

Was besonders auffällt im Mund, ist diese feine Cremigkeit mit welcher der GV Dorflagen so leicht auf der Zunge steht und auch am Gaumen andrückt. Weisse Blütenaromen schmeckt man dabei, atmet dieses Weiss direkt ein. Was nachher abtropft ist diese gepfefferte Zitrone, die aber auch alles andere als intensiv agiert, vielmehr zaghaft versucht das Kommando zu übernehmen. Es ist kein lauter Wein der hier im Mund steht. Da ist soviel frische Mineralik an der Arbeit, dass man fast vergisst die spärlich vorhandenen Früchte zu würdigen. Allen voran der weisse Pfirsich, der sich blendend mit der Zitrone versteht. Der Rest ist steinig, kühl und würzig. Am Ende hat man das Gefühl man trinkt ein “Light-Getränk”. Von allem etwas weniger und leichter.

Nach zwei Stunden an der Luft bekommt der GV Dorflagen plötzlich Grip. Feine Stoffigkeit macht sich bemerkbar, es wird noch herber und steiniger am Gaumen. Die Zitrone agiert jetzt mehr im Hintergrund, die Aromatik weisser Blüten hat sich klar nach vorne gedrängt. Es dominiert jetzt Würze, Pfeffer und zur allgemeinen Überraschung … Salz. Ganz weit hinten trabt der Pfirsich einsam und verlassen durch die Gegend. Der Wein ist richtig “knusprig” geworden. Er knackt fast und gibt erst jetzt alles frei was in ihm steckt. Ein Spätstarter sozusagen. Der dafür, wenn er dann mal aufgewacht ist, für leichten wie auch frischen Spass im Mund sorgt. Trinkt sich weg wie Wasser, schmeckt nur wesentlich besser. Unbedingt probieren.

Tipp: Geben Sie ihm eine Stunde in der Karaffe. Es lohnt sich. Mit 10-12º geniessen. Zu Wiener Schnitzel, Backhendl, gebackenem Emmentaler oder Leberkäse, bleiben Sie österreichisch mit dem Futter. Oder trinken Sie den Tropfen einfach so weg.

Verkostet wurde ein Grüner Veltliner Dorflagen 2014 Weinviertel DAC vom Weingut Ingrid Groiss aus Breitenwaida im Weinviertel, Österreich.

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