Gueule de Loup 10/11

| 24. August 2012 Alles lesen

Wolfsmaul. Auf diesen Fabelnamen hört der dritte Wein von Raimond de Villeneuve vom Château de Roquefort. Wenngleich es nicht ganz so ein Fabelname ist, nennt man nämlich in Frankreich das ‘Grosse Löwenmaul’ so, welches als Gartenlöwenmaul bekannt und im Süden Frankreichs eine weit verbreitete Zierpflanze ist. Dieser ‘Wolf’ hier ist jedoch keine Pflanze, sondern eine Cuvée aus hauptsächlich Grenache noir, vermählt mit Carignan und etwas Cabernet Franc. Ein Südfranzose der auf steinigen Ton-Kalkböden ‘erwachsen’ wurde und nun seiner finalen Bestimmung durch uns entgegen geht. Es ist dies die zweite Verkostungsrunde der Weine vom Château de Roquefort und wir sind gespannt was uns erwartet, zumal Raimond de Villeneuve für diesen Wein zwei Jahrgänge, nämlich 2010 und 2011 vereint hat.

In der Burgunderflasche steht das ‘Wolfsmaul’ also hier am Tisch der Wahrheit und wie schon die ersten Flaschen ziert auch diese das umwerfend schön gestaltete Etikett der österreichischen Designerin Cordula Alessandri.

Über das ganze Sortiment hinweg zieht sich dieses auf den ersten Blick so widersprüchliche, auf den zweiten aber durchaus stimmige und Sinn machende Design. Es transportiert auf einprägsame Weise den aristokratischen Hintergrund von Marquis Raimond de Villeneuve Flayosc, so heisst Raimond nämlich ‘vollständig’ und korrekt, sowie den modernen Anspruch den Raimond an sich und seine Weine stellt. Aufgeprägt auch hier das Wappen in gold und der spassigen Schrift einen Spritzer blaues Blut verleihend. Auch wenn man es in der Regel nicht allein deshalb tun sollte, Raimond de Villeneuves Weine will man schon aufgrund ihrer aussergewöhnlichen Etiketten auch geschmacklich kennenlernen.

Reife Kirschen & Rote Beeren

Nach einer Stunde im Dekanter kommt Lupo, so nennen wir ihn hier ganz liebevoll, in die Gläser. Aus diesen leuchtet der ‘Wolf’ in seinem schönsten rubinrot und lässt ganz tief blicken. Der Wein ist sehr klar und an der Glaswand fliesst ein dicker Film ganz langsam wieder ab. Die Nase wird mit reifer Kirschfrucht und saftigen roten Beeren verwöhnt, es duftet würzig und irgendwie riecht es sogar nach Pinot Noir. Eine feine Kräuternote steigt aus dem Glas auf und das Zusammenspiel aller Aromen lässt den Gueule de Loup so richtig ‘bodenständig’ erscheinen. Obwohl der Tropfen eindeutig von seiner Frucht getragen wird ist da nichts was sich mutwillig in den Vordergrund drängt. Sie ist zwar ‘Leader of the gang’, lässt aber ausreichend Platz für alle anderen Aromen um sich präsentieren zu können.

Ein Korb voll Kräuter und reifer Früchte

Im Mund präsentiert sich der Gueule de Loup erst einmal vollständig von einer intensiven Kräuternote getragen. Die saftigen Fruchtaromen folgen erst auf den zweiten Schritt. Auch wenn die Grenache den grössten Anteil am ‘Wolfsmaul’ hat, so machen sich die niedrigen Erträge der 45 Jahre alten Carignan-Rebstöcke doch am deutlichsten bemerkbar. Es ist dieses kräutrige Element das den ‘Südfranzosen’ ihren so unvergleichlichen Stil gibt und gepaart mit der nachkommenden Frucht auf der Zunge ergibt das in diesem Fall einen runden, saftigen Wein der zum Trinken animiert.

Feingliedrig und von leichter und luftiger Struktur ist der Gueule de Loup, zieht schnurgerade über die Zunge und setzt dort seinen ganzen Korb an Fruchtaromen ab. Alles eingepackt in runde und weiche Tannine welche kein grosses Aufsehen machen und den Wein ganz einfach fliessen lassen. Der Wolf ‘heult’ vor Freude fast im Mund und der Gaumen freut sich über einen feinen herben Luftzug der über ihn hinwegweht und ein wenig haften bleibt.

Wolf im Schafspelz

Der Gueule de Loup verleitet zum trinken, er macht Spass im Mund und er fühlt sich so leichtgestrickt an, dass man rasch vergisst, dass er auch Kraft in Form von 13,5% Alkohol in der ‘Hinterhand’ hat. Deshalb sei ein wenig Vorsicht angeraten. Dieser Wolf ist nämlich ein echter ‘Wolf im Schafspelz’.

Mit zunehmender Luftaufnahme wird der Gueule de Loup immer saftiger und süffiger und es macht Spass ihn einfach nur im Mund zu spüren. Wie er diese reife Kirsche auf der Zunge ausdrückt, sie mit Aromen der Garrigue garniert und dabei ungemein frisch, kühl und erdig bleibt. Was nicht verfliegt ist diese fast schon ‘verwirrende’ Pinot Noir-Note im Duft. Der ‘Wolf’ belebt die Sinne in des Wortes Sinn und präsentiert sich als Trinkwein für jeden Anlass und für jeden Tag. Unkompliziert, mundwässernd und fröhlich im Auftritt. Viel zu fröhlich und deshalb schon wieder fast gefährlich. Passen Sie also auf und fallen sie nicht auf Lupos Tricks herein.

Auf jeden Fall ist der Gueule de Loup ein echter ‘Tischwein’ der den Mund nicht überfordert, sondern ihn mit Eleganz, Finesse und einer Fröhlichkeit verwöhnt die einfach grossen Spass macht. Um durchschnittlich 13 Euro gibt es diesen frisch-fröhlichen Wolf zu erstehen und nachdem mir Raimond vor einiger Zeit mitgeteilt hatte, dass seine Ernte 2012 und damit die Arbeit eines ganzen Jahres vernichtet wurde, zählen seine vorangegangenen Weine ab sofort zu ungewollten ‘Raritäten’ die man sich einlagern sollte, so man noch welche davon bekommt.

Tipp: Im Sommer um die 15º, sonst um die 16-18º ideal im Glas. 60 Minuten an der Luft tun ihm gut. Macht zu weissem Fleisch wie auch zu stärker gewürzten Gerichten oder einfachem Ratatouille grossen Spass und ist solo ein absoluter Freudenspender.

Verkostet wurde ein Gueule de Loup 10/11 vom Château de Roquefort in Roquefort la Bédoule in der Provence, Frankreich.

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