Hard 2011

| 13. November 2014 Alles lesen

Hard, ein alter Gemarkungsname, heisst nicht nur die Lage welcher der Chardonnay von Hanspeter Ziereisen aus dem Markgräflerland entstammt, Hard ist auch sein Name. Jahrgang 2011, wie gewohnt spontan vergoren und nach knapp zweijährigem Fasslager (22 Monate) ohne Filtration abgefüllt. So macht Hanspeter Ziereisen Weine die abseits des Mainstreams sind und – so hört man immer wieder – so nah an das Burgund ran kommen wie nur Wenige. Der Chardonnay ‘Hard’ 2011 der hier und heute am Tisch der Wahrheit steht gehört zu den ‘Parzellenweinen’ des Weinguts und als Freund guter Chardonnays bin ich schon gespannt, wie nah das Burgund denn nun wirklich liegt.

Hard Wie bei allen anderen Flaschen, kleben auch auf dieser zwei separate Etiketten. Das vanillegelbe ‘Hauptetikett’ zeigt wieder ein kleines Bild von arbeitenden Frauen, das, wie gewohnt in sepia gehalten, auf vergangene Tage im Weinberg hinweisen soll. Unterhalb des Bildes ist in roten Grossbuchstaben ZIEREISEN aufgedruckt. Am schmalen Streifen der unter dem Hauptetikett klebt steht nichts weiter als 2011 Hard darauf. Das war’s dann auch schon ‘vorne’. Auch am Rücken der Flasche kleben wieder zwei separate Etiketten. Am grossen Stück Papier erfährt man wie gewohnt alles über die Ernte sowie ausführlich über den Ausbau des Weines. Auch ein Hinweis auf eine mögliche Trübung aufgrund unfiltrierter Abfüllung fehlt nicht, um so schon vorab etwaige Irritationen zu vermeiden. Am kleinen Etikett das unterhalb angebracht ist liest man wieder, dass es sich um Badischen Landwein handelt. Aus Erfahrung weiss ich, dass Hanspeter Ziereisens Weine immer ihre Zeit an der Luft benötigen und deshalb kommt der Hard bevor er eingeschenkt wird, für eine Stunde in die Karaffe.

Grün & sazig-mineralisch

In leicht getrübtem Gelb mit grünlichen Reflexen steht der Hard im Glas. Die Nasenflügel zieht ein eher grünlicher als gelber Duft hoch, etwas überraschend. Zarte Zitrustöne riecht man, weisse Blüten treiben im Glas und eine salzig-minerliasche Note treibt ihr Spiel darin. Im Grunde riecht es auf den ersten Eindruck so überhaupt nicht nach Chardonnay, mit etwas Zeit und flotten Umdrehungen dann aber doch wieder. Der Duft wird dominiert von Mineralik und einer dezenten Kräutrikgeit. Erst ganz weit hinten und mit einer ganz tief ins Glas gesteckten Nase, gräbt sich so etwas wie ein leichter Hefeton durch die grüne Aromatik durch. In einer weiteren Stunde riecht sich das sicher wieder komplett anders.

Rassig, knackig, frisch & grün

Kaum kommt der Hard in den Mund, schmeckt man aber augenblicklich, dass es sich hier um Chardonnay handelt. Wenngleich das salzige Element die absolute Vorherrschaft übernommen hat und erst danach der typisch weiche Hefeton auftaucht. Es fühlt sich dank ungemein frischer Säure rassig und vor allem richtig knackig auf der Zunge an, Mineralik pur tobt sich hier aus, nichts ist fett oder gar holzig. Dieses spürt man nur im Ansatz, mehr als verhalten. Was dominiert ist eine Salzigkeit die fast schon erschreckt. Zitrusfrucht und Orangenschalen schmeckt man und mindestens ein Zugwaggon voll Kieselsteinen wird hier ausgekippt. Das ist grüner Chardonnay, denn von gelb ist der Hard so weit weg wie violett von himmelblau. Erst die warme Hefenote am Schluss erinnert daran, dass man Chardonnay im Mund hat.

Grüne Nuss und ganz viel Bäckerei

Wie erwartet legt der Hard an der Luft immer mehr zu. Nach vier Stunden riecht er jetzt nicht nur völlig anders, er schmeckt auch anders. Die Teig- und Hefearomen sind erheblich ausgeprägter in der Vordergrund getreten, machen jetzt sofort klar was man im Mund hat. Auf der Zunge steht der Hard nach wie vor dank rassiger Säure wie eine Eins und am Gaumen spürt man Kalk bis in die letzte Pore. Salzig ist der Wein geblieben, nichts hat er von seiner exzellenten Mineralik eingebüsst, nur ist er runder geworden, betonter was die Bäckereiaromen angeht und wärmer im Mundgefühl. Im Abgang schmeckt man grüner Nuss hinterher und übrig bleibt man mit einem erfrischend frischen Nachgeschmack der nocht recht lang anhällt.

Fragt man sich was den Hard auszeichnet, ihn von anderen abhebt, so ist es definitiv das harmonische Zusammenspiel von Säure, Mineralik und Aromatik. Rassig auf der Zunge und an den Wangen, erfrischend mineralisch im gesamten Mundraum und eine Hefearomatik die feiner nicht sein könnte. Nichts ist zuviel in diesem Chardonnay, alles eher um einen Tick weniger, alles wirkt irgendwie entschlackt, von jeglichem Ballast befreit. Warm macht sich Wein im Mund dank seiner schönen Hefeteignoten breit, man spürt wie sich der Abrieb grüner Nuss über die Brotaromen legt und wie frisch sich die rassige Säureader mit allem verbindet. Das Salz das über die Zungenränder abfliesst zieht im Schlepptau den Brotkorb hinterher und alles zusammen ergibt dieses stimmige und belebende Gesamtbild. Ein weicher, runder Wein der auch noch knackig ist. Was will man mehr? Um 28 Euro ein toller, richtig feiner Chardonnay für alle, die mehr als nur am Holz nagen wollen.

Tipp: 2-3 Stunden Luft sollte man ihm in der Karaffe gönnen. Legt auch weiterhin noch zu. Am besten um die 12º geniessen, keinesfalls zu kalt. Gemüseküche, weisses Fleisch und auch so manchen Fisch veredelt er mit Lockerheit. Als Solist kein Wein für den schnellen Durst, sondern wie ein guter Rotwein mit Freude und Entspanntheit zu geniessen.

Verkostet wurde ein Chardonnay ‘Hard’ 2011 vom Weingut Ziereisen in Efringen-Kirchen im Markgräflerland in Baden-Württemberg, Deutschland.

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Kategorie: Verkostet, Ziereisen (D)