Heideboden rot 2011
Die dritte ‘burgenländische’ Verkostungsrunde mit Weinen von Anita & Hans Nittnaus aus Gols, starten wir heute mit einem Wein für jeden Tag, einer Cuvée aus 60% Zweigelt, 20% Blaufränkisch, sowie jeweils 10% Merlot und St. Laurent. Selbstverständlich sind die Trauben handgelesen, es wurde wie üblich bei Hans Nittnaus spontan vergoren und anschliessend reifte der Wein 12 Monate in 500l Holzfässern bis er im November 2012 abgefüllt wurde. 22000 Flaschen gibt es von diesem Wein der den Namen jener ebenen Lagen trägt, die in der Nähe des Neusiedlersees liegen; Heideboden. Der Heideboden 2011 enstammt den dort liegenden warmen, sandigen Böden und wir sind schon neugierig was uns diese pannonische Cuvée erzählen wird.
Wie schon die beiden Flaschen des Pannobile und der Cuvée Burgenland ist auch diese mit dem terracottabraunen, zweigeteilten Etikett beklebt. Das obere Teil wie gehabt mit dem Logo ‘Anita NITTNAUS Hans‘ und dem darunter liegenden, stilisierten Schilfgürtel des Neusiedlersees. Im Hintergrund die sanften Hügel des Leithagebirges. Am unteren Teil des Etiketts wie üblich der Jahrgang und der Name des Weines in weissen Grossbuchstaben. Es sind ‘ruhige’, Wärme, Zurückhaltung und Bodenhaftung ausstrahlende Etiketten die weder Lärm machen noch sonst wie Aufmerksamkeit um jeden Preis erzielen wollen.
Am ebenso braunen Rückenetikett steht wieder alles drauf was interessant ist. Man erfährt ein wenig über Lage, Klima sowie natürlich auch aus welchen Rebsorten der Inhalt dieser Flasche ‘komponiert’ ist. Bevor wir den Heideboden in die blank polierten Gläser füllen darf er sich für eine Stunde in der grossen Karaffe austoben.
Einmal Rumschoko bitte!
Dunkles Rubinrot steht im Glas. Ein leicht bläulicher Schimmer funkelt an den Rändern mit beim Schwenken. Ein kräftiger Film schmiert die Glaswand hinunter. Aus dem Glas duftet es einerseits recht fruchtig, nach zerquetschten dunklen Kirschen, aber auch eine präsente Würze zeigt sich im Aromenspektrum. Es riecht fleischig, saftig, konzentriert und lässt ebenso relativ klar typische Merlotaromen erkennen. Irgendwie sticht eine leichte Rumschokoladenote durch, eingebettet in einen Hauch von Unterholz. Ein wohltuender Duft der einen vollen, saftigen Wein ankündigt und der eindeutig Lust auf mehr macht.
Der will getrunken werden
Auf die Zunge kommt der Heideboden doch etwas anders als erwartet. Was unmittelbar auffällt ist die frische Säure mit der sich der Wein im Mund breit macht. Das sorgt schon einmal für grossen Spass. Erst dann beginnt man den Wein zu schmecken, entdeckt Kirschen und ein paar Brombeeren und fühlt wie frisch der Tropfen ist. In den Ecken der Wangen nistet sich die lebendige Säure ein und beschert einem ein lustiges Wonnegefühl. Am Gaumen fühlt sich alles sehr trocken an, äusserst kühl und doch angenehme Wärme versprühend. Der Heideboden will getrunken werden. Leichtfüssig fühlt er sich an im Mund, ungekünstelt, fast transparent und ist doch eher als vollmundig zu bezeichnen. Auf der Zunge schmeckt man puren frischen Saft, der Gaumen beobachtet alles ganz entspannt, weil er sich in keinster Weise anstrengen muss. Feine Tannine verleihen dem Tropfen eine schöne Struktur und den Trinkfluss kann man als gemeingefährlich bezeichnen, weil der Heideboden förmlich im Mund verdunstet.
Sprüht vor Lebensfreude
Je mehr man mit dem Wein im Mund spielt, umso mehr bemerkt man auch eine sehr feine Würze die sich um den Fruchtmantel legt. Nicht dominant, aber präsent. Der Tropfen wirkt dadurch ‘erwachsener’, charaktervoller und ist trotzdem ein richtiger ‘Spassbolzen’. Man kann nicht nur nippen an diesem Wein, man will immer den Mund voll haben, ihn mit seinem Saft und seiner Fruchtigkeit spüren und ihn am liebsten gar nicht schlucken. Man ertappt sich dabei wie man seine Zunge tief in den Wein hinein steckt um noch mehr davon zu bekommen und wie sich der Tropfen trotzdem unweigerlich seinen Weg ‘nach hinten’ sucht. Tolle Säure, fröhliche Frische und eine wunderbare Kombination aus Frucht und Würze sorgen für allergrössten Trinkspass. Der Tropfen sprüht vor Lebensfreude.
Nach und nach wird der Heideboden saftiger. Auch ein wenig vornehmer Rauch kommt dazu sowie eine feine Note dunkler Schokolade. Hauptakteur bleibt aber die saftige Frucht die das Kommando hat in diesem Konzert. Als kongenialer Partner trabt ein gesittet zivilisierter Gewürzstrauss nebenher um das Ganze nicht ins Kitschige abgleiten zu lassen, so fröhlich trinkt sich der Heideboden weg. Das ist definitiv kein Wein für ‘grosse Anlässe’ oder sonstige Höhepunkte. Das ist ein Wein der aufgemacht und verputzt werden will. Der soviel Spass im Mund macht, dass man sich hüten muss die Pulle nicht einfach nebenher leer zu machen. Was einerseits genau das ist wofür ein Wein wie dieser gemacht ist, aber auch die Gefahr birgt… man weiss wohin es führt. Der Heideboden ist ein mehr als famoser Alltagstropfen den man sich ohne schlechtes Gewissen hinter die Kiemen kippen kann. Um die 13 Euro sind ein fairer Preis für diesen Wein, der jeden Mittagstisch auf angenehme Art und Weise bereichert. Nichts Grosses, aber etwas ganz ganz Tolles! Beide Daumen hoch dafür!
Tipp: 30-60 Minuten in der Karaffe sind gut. Danach einfach einschenken und Spass haben. Eher kühl, bei 16º geniessen. Küchentechnisch zu allem was einem in den Sinn kommt einsetzbar. Solo der pure Genuss mit absolutem Spassfaktor.
Verkostet wurde ein Heideboden rot 2011 von Anita & Hans Nittnaus aus Gols im Burgenland, Österreich. Der Wein wurde uns von Hans Nittnaus zur Verfügung gestellt.
Kategorie: Nittnaus Anita & Hans (A), Verkostet