Jaspis 2011 Pinot Noir

| 18. Dezember 2014 Alles lesen

Der letzte Wein von Hanspeter Ziereisen aus dem Markgräflerland steht heute am Tisch der Wahrheit und es ist eine weitere Episode aus der Reihe “Ich und der Pinot Noir”. Wer mich kennt weiss was damit gemeint ist. Jener der hier in Kürze geöffnet hier gehört zu den Flaggschiffen aus Hanspeter Ziereisens Weinsortiment. Zur ‘Edelschiene’ sozusagen. Der Pinot Noir Jaspis 2011 wurde spontan vergoren, hat 22 Monate Fassreife hinter sich und wurde unfiltriert abgefüllt. Er schliesst heute diese Verkostungsrunde, bei der es wieder viel zu entdecken gab, standesgemäss ab. Habe ich in den letzten Wochen zwei Pinot Noirs kennengelernt die mich vollends überzeugten, so erwarte ich mir heute von Hanspeter Ziereisens Jaspis mindestens genau so viel. Ich bin gespannt.

Pinot Noir Im gewohnten Design klebt auf der Burgunderflasche wieder das vanillegelbe Etikett mit dem auf alt getrimmten Bild der im Weinberg arbeitenden Frauen. Darunter steht in weinrot wie gehabt ZIEREISEN JASPIS und fertig ist der erste Teil des Etiketts. Unterhalb wieder der schmälere Streifen auf dem nur 2011 und Pinot Noir aufgedruckt ist. Nicht anders verhält es sich auf der Rückseite der Flasche. Am grossen gelben Etikett steht alles über den Wein, die händische Ernte, seine Herstellung, über das Alter der Rebstöcke (25 Jahre) und die Lagerung in 20% neuen und 80% gebrauchten 225 Liter Aßmann Fässern. Am schmalen unteren Streifen steht alles was gesetzlich vorgeschrieben ist und angeführt sein muss. Obligat ist die silberne Halsmanschette die von einem schmalen Streifen mit der Signatur von Hanspeter Ziereisen überklebt ist. Damit sich der Pinot Noir Jaspis auch von seiner schönsten Seite zeigen kann, darf er sich in der Karaffe eine halbe Stunde lang auf seinen grossen Auftritt vorbereiten.

Der totale Herbstduft

In relativ dunklem kirschrot steht der Pinot Noir Jaspis im Glas, gewährt aber dank seiner Klarheit tiefe Einblicke. Überraschend zurückhaltend zeigt sich der Wein in der Nase. Man muss selbige schon sehr tief ins Glas stecken und einen guten Zug nehmen um den Ansatz von roten Beeren zu riechen. Die sind nämlich ganz tief eingebuddelt. Im Vordergrund steht eher eine ausgeprägte Pfeffrigkeit die für einen ziemlich würzigen Eindruck sorgt. Der totale Herbstduft. Viel trockene Zweige, viel Erde, viel Wald, ganz wenig Frucht. So könnte man es wohl am besten beschreiben. Und wenn es auch im Mund so ist, dann freue ich mich jetzt schon auf den ersten Schluck von diesem Tropfen.

Saftig, dicht & druckvoll

Rasante Säure, griffige Gerbstoffe und mächtig Druck. So schaut’s aus wenn der Jaspis in den Mund kommt. Er ist dicht, muskulös und der Saft trieft aus jedem Tropfen zäh heraus. Begleitet von einer glasklaren Säurespur fühlt sich das jedoch sehr geschliffen an, bringt Rasanz auf die Zunge und betont die nun doch vorhandene rotbeerige Fruchtigkeit. Keinesfalls zuviel, sondern sehr fein und dezent machen sich saftige Beerenaromen im Mund breit und tauchen unter einer Vielzahl von Waldaromen wieder ab. Der Jaspis ist kräftige Essenz und sorgt mit seinem runden Körper für ein wunderbares Mundgefühl. Unterstützt von einer trockenen Erdigkeit fühlt sich alles fein und elegant an.

Eleganter Dauerläufer

Nach zwei Stunden in der Karaffe beginnt der Jaspis in der Nase aufzumachen. Es wird beeriger, ohne die Würze zu verlieren. Auf der Zunge schmeckt man etwas Milschschokolade mit einer Fülle aus reifen Waldbeeren. Alles unterlegt mit getrocknetem Laub, Baumrinde und feuchter Erde. Der Wein ist ungemein dicht in seiner Textur, was an braunen Gewürzen vorhanden ist wird förmlich aus diesem Körper raus gepresst. Da sind Muskeln im Spiel die aber alles andere als aufgepumpt, sondern wohl geformt und schön gezeichnet sind. Von der Statur eher ein Dauerläufer und alles andere als protzig. So kraftvoll habe ich läppische 12,5 PS selten zuvor erlebt.

Immer mehr beginnt sich der Jaspis über seine saftige Frucht zu definieren und beweist dabei, dass klar definierte Fruchtigkeit keinesfalls banal und süss sein muss. Die Würze stützt alles harmonisch ab und verleiht dem Wein ein Mundgefühl, das weich und rund und voll ist. Am Gaumen streifen sich seidige Tannine ab, sorgen für Grip und im Abgang schmeckt man noch einmal die von Laub und Erde umhüllten roten Waldbeeren. Auf der Zunge steht der Jaspis elend lange und macht keine Anstalt sich zu verziehen. Ebenso am Gaumen, nicht enden wollend, kräftig, würzig und herrlich rot. Im Nachhall rotwürzig, erdig und schlichtweg eindrucksvoll. Der Jaspis ist sicher nicht so feingestrickt wie ich es erwartet hätte, dafür ist er dermassen dicht und ausdrucksstark sowohl vom Geschmack wie auch vom Mundgefühl her, dass ich ihn als grossen Wein bezeichne. Und ihn sicher zu jenen Pinot Noirs reihe, die mich persönlich überzeugen und begeistern können. Um 45 Euro ab Hof ist man dabei.

Tipp: Sollte eine Stunde in der Karaffe atmen, noch besser zwei. Um die 16º geniessen. Zur rustikalen, bäuerlichen Küche ebenso geeignet wie zu edlem Wild und Braten. Als Solist ein zauberhafter Zeitgenosse der weiss wie man sich Freunde macht.

Verkostet wurde ein Jaspis 2011 Pinot Noir vom Weingut Ziereisen in Efringen-Kirchen im Markgräflerland in Baden-Württemberg, Deutschland.

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