Kékfrankos 2012 Balf

| 29. Januar 2015 Alles lesen

Kékfrankos. Heisst nichts anderes als Blaufränkisch, auf ungarisch. Auch da hat Franz Weninger Weingärten. Im kleinen Örtchen Balf, einem Stadtteil von Sopron, am südöstlichen Ufer des Neusiedlersees wächst sein Kékfrankos, der hier in Sopron seinen Ursprung hat. Und der, der heute hier am Tisch der Wahrheit steht, der Kékfrankos 2012 Balf ist eigentlich sein “kleinster” sortenrein abgefüllter Blaufränkisch, der aber, auch er wurde bereits kurz verkostet, alles andere als sein Licht unter den Scheffel stellen muss. Es ist ein Blaufränkisch der eindrucksvoll zeigt und auch bereits konkret erahnen lässt, was von Franz Weninger mit seinen Lagenweinen alles nachkommt und warum er zu den absolut Besten in Sachen Blaufränkisch zählt.

Kekfrankos Ein sehr schlichtes wie auch elegant wirkendes Etikett klebt auf der Burgunderflasche. Zwei Drittel in weiss, ein Drittel in edlem dunklen blaugrau bedruckt. Im weissen Teil ganz oben weninger in Kleinbuchstaben und in der Mitte in dicken schwarzen Lettern Kékfrankos aufgedruckt. Unterhalb etwas feiner Herkunft und Jahrgang Balf 2012, alles in einer eher klassischen Typographie. Im unteren graublauen Teil sieht man nur zwei weisse angeschnittene Schlingen welche ein W darstellen könnten, in den weissen Teil hinein ragen und sich dort verlieren. Das Etikett selbst ist in einem Teil gedruckt und umschliesst fast zur Gänze die Flasche. An den hinteren Ränder liest man darauf alles sowohl auf ungarisch wie auch auf englisch. Das europäische Bio-Siegel weist auf Trauben aus biologischem Anbau hin und das Respekt-Logo dokumentiert die Mitgliedschaft in dieser auf biologisch-dynamischen Grundsätzen basierenden Organisation von Winzern. Zum kurzen Luftschnappen kommt der Kékfrankos für 30 Minuten in die Karaffe.

Zarte Frucht und eine Rippe Schokolade

In dunklem rubinrot steht der Kékfrankos im Glas. Angenehm verhalten steigen zarte Aromen die Nase hoch. Johannisbeeren sind dabei, etwas Brombeere und auch Sauerkirschen. Ein leichter Veilchenduft umweht die rote Frucht. Relativ wenig Würze, vielmehr ein fruchtig-erdiges Erlebnis. Eine Rippe dunkle Schokolade tanzt vorbei und unterfüttert alles mit einer dezenten Note von Kakao. Es fühlt sich nach weichem Lehm in den Nasenflügeln an, ein sehr runder und doch irgendwie pikanter Duft der einem entgegen strömt. Erst nach und nach kommen ein paar getrocknete Zweige an die Oberfläche und verleihen dem Kékfrankos eine gewisse erdige Aromatik. Letztlich aber dominiert rote Frucht gesittet und verhalten in der Nase.

Maße wie ein Model in den Achtzigern

Frische Säure ist das erste was man spürt wenn der Kékfrankos in den Mund kommt. Auf der Zunge beginnt der Wein augenblicklich aufzuleben und zeigt Sauerkirsche, Johannisbeere und auch einen Tick von Schlehe. Frisch fühlt es sich an und man spürt wie der Tropfen auf der Zungenspitze für neckisches Wässern sorgt. Ausgesprochen fein und schlank steht der Wein mittig auf der Zunge und zeigt sich dort mit Modelmaßen á la 80er. Wohl geformt und niemals nicht ein Hungerhaken. Am Gaumen blaubeerig mit feinsten Tanninen die sich wie Kaschmir anfühlen. Nicht grob oder derb, einfach ultrafein und liebenswert. Im Abgang ein doch würziges wie auch erdig-pikantes Erlebnis, das in einem Finale von roten und blauen Beeren mit einem Schuss Eisen rundherum endet.

Eleganz & Kühles Understatement

Beeindruckend ist die Frische mit welcher der Kékfrankos durch den Mundraum strömt. In Kombination mit der überaus attraktiven Säure fühlt sich alles belebend kühl an, sogar die zarten Eisentöne wirken charmant weil sie das Blaue in der Frucht noch unterstreichen. Überhaupt fühlt sich der Kékfrankos blau im Mund an, und das nicht nur weil er Blaufränkisch heisst. Kühl, frisch, möndän. Für ein “Basismodell” alles andere als nur basic. Bitterschokolade taucht auf, etwas Geäst gesellt sich dazu und irgendwie scheint es als würde sich die Schlehe ihren Weg nach oben suchen. Am Gaumen wird es lehmig und die Tannine legen ihren Seidenschal auf ihm ab. Ein wunderbares Gefühl das kühlt und den Kékfrankos mit seiner blauen Note wie einen typischen, leicht unterkühlten Briten erscheinen lässt. Entsprechend gross ist der Trinkspass, weil diese leichte “Unterkühlung” den Wein ganz einfach von alleine fliessen lässt.

Zwei Stunden an der Luft verändern den Kékfrankos bereits gravierend. Immer stärker arbeiten sich rote und blaue Beeren durch, werden dabei aber nicht wirklich fruchtiger sondern nur konkreter wahrnehmbar. In Kombination mit der blauen Frische lassen sie den Wein entschlackt wirken, so wie er auf der Zunge steht fühlt er sich an total schlank an. Erst im Anschluss spürt man das seidige Tannin das übrig bleibt wenn der Tropfen abgeflossen ist. Leicht herb, trocken aber nicht trocknend, blau, erdig, kühl. Vom Charakter her ein Brite, mit österreichisch-ungarischem Reisepass. Der Kékfrankos gehört zu jener Sorte Blaufränkisch, die man im Mittelburgenland vergeblich sucht. Frische, Säure, Eleganz und kühles Understatement. Alles zusammen ergibt bei Franz Weninger einen Blaufränkisch für den die Klassifizierung “Basiswein” fast schon eine Beleidigung darstellt. Der Kékfrankos ist ein Basiswein, der in vielen anderen Betrieben bereits die Spitze ihres Sortiments darstellt. Kaufen, bunkern, oder einfach zum Alltagstropfen machen. Jeden Euro wert und der Trinkspass ist gewaltig.

Tipp: Eine Stunde in die Karaffe damit. Um die 16-18º geniessen. Passt sich zu typisch regionaler Küche mit Wurst und Fleisch perfekt an und ist auch zur Unterhaltung ohne alles ein verlässlicher Begleiter.

Verkostet wurde ein Kékfrankos 2012 Balf vom Weingut Weninger in Horitschon, Burgenland, Österreich.

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