Kestener Paulinsberg 2014 Spätlese

| 29. März 2016 Alles lesen

Kestener Paulinsberg 2014 Riesling Spaetlese Der eine vom “Berg” war ein Pinot Noir, der Kestener Paulinsberg 2012, jener der heute von Stefan Steinmetz aus Brauneberg an der Mosel am Tisch der Wahrheit steht, ist ein Riesling. Eine Spätlese. Der Wein? Vom Kestener Paulinsberg. Das ist jener Berg an der Mosel, dessen Name auf das Kollegiatstift Paulin, benannt nach dem heiligen Paulinus zurück geht. Dieser Paulinus war von 346 bis 353 Bischof von Trier und stammte aus Aquitanien. Die Kirche St. Paulin existiert noch heute. Soviel als kurze Rückführung in die Geschichte um den Paulinsberg. Die Böden am Kestener Paulinsberg sind mit silbergrauem Schiefer durchzogen und der Wein der zur Verkostung ansteht ist der Kestener Paulinsberg 2014 Riesling Spätlese. Das heisst es könnte ein etwas süsserer Vormittag werden. Wie süss der aber sein wird, dem werde ich jetzt wie gewohnt ausführlich auf den Grund gehen. Trinktemperatur passt, das Glas ist frisch poliert und der Korken bereits aus der Flasche. Auf geht´s zur Erkundungsreise.

Kracht vor Grün

Sehr helles, von einem feinen grünen Schimmer durchzogenes Gelb steht im Glas. Auch wenn der Schiefer silbergrau sein mag, so ist der Schieferduft der einem augenblicklich in die Nase hüpft genauso grün. Der Kestener Paulinsberg Riesling kracht vor grünen Noten, oben drüber steht feuchter Rauch, Frühlingswiese, Feuerstein und etwas Thymian. Wahnsinnig erfrischend, irre rauchig und richtig mineralisch. Dazu Limetten, gelbe Grapefruit und etwas grüner Apfel. Ein Feuerwerk in den Nasenflügeln.

Süsse Schieferwürze

Und dann setzt der grosse Flash ein. Kaum kommt der Kestener Paulinsberg Riesling auf die Zunge, steht da ein richtig cremiger Saft auf ihr und tut so als ob ihn der Geruch genau nichts angehen würde. Süsser Apfel tropft links und rechts an ihr ab, in der Mitte spürt man die pure Sünde. Man schmeckt den Schiefer nur sehr verhalten raus, er ist ganz dicht ins Fruchtkleid eingebunden. Man ahnt den feinen Rauch am Gaumen mehr als man ihn spürt, man schmeckt auf einmal gelb und nicht mehr grün. Und man nimmt eine dezente, aber doch frische Säure wahr. Letztendlich tropft ein wenig gesalzene Limette an den Zungenrändern ab. Der Abgang fruchtig, süss und erst ganz hinten raus die unverkennbare Schieferwürze.

Zart besüsst & sehr begehrenswert

Weil ich so eine Ahnung hatte, habe ich den Kestener Paulinsberg Riesling kurz nach dem Antrunk in die Karaffe gefüllt und siehe da, es hat ihm gut getan. Richtig mineralisch und sogar mit einer gewissen Griffigkeit hängt er sich plötzlich an den Gaumen. Er ist etwas trockener geworden, würziger und rauchiger. Der Schiefer kommt erheblich besser durch, der Apfel ist nicht mehr nur süss, er ist sogar leicht grün geworden. Ein Zweig Thymian irrt im Hintergrund herum, die Limette hat ausgetropft und auf der Zunge steht jetzt ein ausgesprochen edler Saft. Jetzt ist er da, jetzt regiert er wieder, mein Liebling der sich Schiefer nennt. Kein anderer Stein bläst soviel wunderbaren Rauch durch die Futterluke. In diesem Fall zart besüsst was ihn nur noch begehrenswerter macht.

Fein wie Kaschmir schmiegt sich der Kestener Paulinsberg Riesling an den Lippen an, man spürt den Staub der Steine und man schmeckt wunderbar reifen Apfel. Am Gaumen selbst nimmt man immer mehr eine subtile Würze wahr, die sich in Form eines feinen Nebels an ihn haftet. Der Abgang wird immer rauchiger, immer schiefriger, als würde jemand unaufhörlich und immer tiefer in den Boden graben um jeden Stein nach oben zu befördern. Nur mehr dezent süss, weit weg vom Anfang ist der Tropfen seit er in der Karaffe atmen darf. Aus diesem Grund kippe ich jetzt den Rest der Flasche auch noch rein und werde mir den Wein dann am Abend nochmals anschauen. Ich wette, dass ich dann was komplett anderes erleben werde. Bis dahin aber geniesse ich noch ein Gläschen dieser wunderbaren, von leichten 8,5 PS betriebenen Spätlese.

Tipp: Geben sie dem Wein eine Stunde in der Karaffe, gerne auch zwei. Zu geniessen mit 8-10º. Zu gutem Käse, zu Nachspeisen jeder Art oder einfach zwischendurch ganz ohne alles. Fast kein Alkohol, dafür umso mehr köstlicher Genuss.

Verkostet wurde ein Kestener Paulinsberg 2014 Riesling Spätlese vom Weingut Günther Steinmetz aus Brauneberg an der Mosel, Rheinland-Pfalz, Deutschland.

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