‘La Courtade’ blanc 2010

| 7. April 2012 Alles lesen

Den Beginn der zweiten La Courtade-Verkostungsrunde macht heute der ‘La Courtade’ blanc 2010. Ein Côtes de Provence, von dem wir bereits im Vorjahr im Zuge unserer Themenrunde ‘Weine off the beaten track’, den ‘La Courtade’ Jahrgang 2006 im Glas hatten. Umso interessanter und spannender war es nun den gleichen, nur um vier Jahre jüngeren Wein zu probieren und festzustellen, wie sich dieser junge Tropfen von seinem ‘erwachsenen’ Vorgänger unterscheidet. Kenner wissen bereits, dass der ‘La Courtade’ blanc aus 100% Rolle (Vermentino) ist und von der wunderschönen Insel Porquerolles im Süden Frankreichs, von der Domaine de La Courtade stammt.

Auf der Flasche klebt das selbe Etikett wie schon auf dem 2006er, versehen mit der blauen Amphore und den üblichen Angaben wie Name und Herkunft des Weins. Für französisches Verständnis typisch, werden diese beiden Informationen für wichtiger erachtet und kommuniziert als jene die dem Weinfreund verraten um welche Rebsorte(n) es sich handelt. Herkunft geht eben vor und wer sich mit französischen Weinen auskennt, der weiss so um den Weincharakter welcher ihn erwartet. Woraus der Wein besteht ist zweitrangig. In diesem Fall geht man sogar soweit, dass nicht einmal mehr ein Rückenetikett auf der Flasche angebracht ist. War das beim 2006er noch der Fall und konnte man dort (auf französisch) nachlesen was in der Flasche ist, so verzichtet man beim 2010er-Jahrgang schon komplett darauf.

Gelbe Blüten und eine Prise Salz

Nachdem wir schon den La Courtade aus 2006 für eine Stunde in die Karaffe gefüllt haben, erscheint es beim 2010er logisch, diesem zumindest ebenfalls 60 Minuten zur Entfaltung zuzugestehen. Aufgrund der Jugend des Weins sicher nur von Vorteil für den kommenden Genuss. Im Glas steht der La Courtade in sattem, strahlenden goldgelb und zieht fette Schlieren an der Innenwand. Das Bukett ist frisch und mineralisch, es duftet nach gelben Blüten und einem Hauch von süssem Honig. Begleitet von der typischen kräutrigen Würze und einer Prise Salz. Ich freue mich meine Nase wieder in diesem Wein stecken zu dürfen und bin gespannt wie sich der ‘junge’ La Courtade am Gaumen zeigt.

Das Meer im Mund

Der erste Schluck nach einer Stunde zeigt einen Wein der anders schmeckt als der 2006er. Kein Wunder auch, fehlen im doch vier Jahre der Flaschenreife. Trotzdem ist der 2010er spannend und erfrischend breit gefächert in seinem Aromenspiel. Er hat Körper, ist füllig und vor allem, er zieht eine nach grünen Algen schmeckende Salzspur über die Zunge die so eigenwillig anders ist, dass man sie einfach mögen muss. Knochentrocken ist der La Courtade und trotzdem dicht in seiner Konsistenz. Er ist wunderbar weich, nichts Kantiges oder jugendlich Ungestümes macht sich bemerkbar, vielmehr gleitet der La Courtade cremig über Zunge und Gaumen.

Bei all dem verzaubert er mit seiner salzigen Note, die im Gleichschritt mit saftiger Fruchtwürze Hand in Hand geht und den unverwechselbaren Geschmack dieses Côtes de Provence aus Porquerolles ausmacht. Es ist in der Tat ein Wein wie kein zweiter und wer ihn einmal getrunken hat, wird ihn immer wieder unter allen anderen erkennen.

Mineralisch, pikant und faszinierend

Je mehr Sauerstoff der La Courtade blanc aufnimmt umso pikanter, aber auch salziger wird er. Auch von der Mineralik legt er zu und entwickelt sich zu einem reifen und saftigen Wonnetropfen der schon jetzt in seinen jungen Jahren riesengrossen Spass macht. Er ist noch nicht so weich wie der 2006er, aber gerade das macht ihn so spannend. Diese aktive Frische die einem aus dem Glas entgegen hüpft ist faszinierend und macht unmittelbar Lust auf den nächsten Schluck. Wenn der La Courtade seinen Weg über die Zunge und den Gaumen salzig-mineralisch hinter sich gebracht hat, verabschiedet er sich mit einem saftigen, würzigen und mundfüllenden Abgang bei dem er ein wenig das Salz des Meeres an den Wangen hinterlässt. Ganz grosses Kino. Seine 12% machen ihn noch dazu zu einem echten Leichtgewicht, das alles andere als ‘leicht’ im Sinne von einfach ist.

Der La Courtade blanc 2010 kostet um die 20-22 Euro was ihn eindeutig der gehobeneren Klasse (wo er übrigens auch hingehört) zuordnet. Wenn man den Tropfen aber erst einmal probiert und sich mit ihm ‘arrangiert’ und ihn verstanden hat, dann ist sein Preis kein Argument mehr. Soviel individuelle Qualität, soviel Eigenständigkeit und regionalen Charakter bekommt man eben nicht jeden Tag und schon gar nicht in unbegrenzter Menge in sein Glas. Für Weingeniesser die Qualität und echten, ehrlichen Weinwert entsprechend zu schätzen wissen eine persönliche Kaufempfehlung.

Tipp: 40-60 Minuten in der Karaffe atmen lassen. Am besten bei 12-14º servieren und zu gegrillten Meeresfrüchten und würziger Sommerküche, oder einfach solo geniessen.

Verkostet wurde ein ‘La Courtade’ blanc 2010 von der Domaine de La Courtade auf der Insel Porquerolles vor der Côte d’Azur, Frankreich. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wein von Richard Auther von der Domaine de La Courtade.

Stichwörter: , , , , ,

Kategorie: La Courtade (F), Verkostet