La Moussière blanc 2014

| 21. April 2015 Alles lesen

Es ist schon eine Weile her, dass ich einen waschechten Sancerre im Glas hatte. Umso mehr freue ich mich heute auf diesen hier. Von Alphonse Mellots Domaine La Moussière kommt jener Sauvignon Blanc gleichen Namens, der La Moussière blanc 2014. Die Lage La Moussière selbst wird als die beste in Sancerre angesehen. Als ‘Papst aus Sancerre’ betitelt man Alphonse Mellot, der naturnah anbaut und auf rigorose Ertragsbegrenzung bei seinen teils sehr alten Sauvignon Blanc-Rebstöcken setzt. Robert Parker bezeichnet Alphonse Mellots Weine als Referenzweine aus Sancerre die auf „einem Niveau agieren, das die meisten anderen Winzer nicht annähernd erreichen”. Soviel vom Altmeister der Bewertungen. Hier und jetzt wird der La Moussière blanc einer ausführlichen Untersuchung zugeführt um heraus zu finden wievel Wahres hinter dieser Aussage steckt.

La Moussiere Gross, weiss und elegant ist das Etikett auf der Burgunderflasche. Ganz oben ist in gold ein Wappen aufgedruck und unterhalb liest man César Mellot • Conseiller du Roy en 1698 was frei übersetzt soviel wie ‘königlicher Berater’ heisst. César Mellot war zu dieser Zeit nämlich der persönliche Weinberater von Louis XIV, dem Sonnenkönig. In der Mitte gross und schwarz in Grossbuchstaben LA MOUSSIÈRE und SANCERRE. Geschwungen steht Alphonse Mellot darunter. Eine goldene Sonne und ein ebensolcher Mond stehen klein daneben. Ein äusserst stilvolles Stück Weinbeklebung. Das weisse Rückenetikett informiert kurz über den Wein und am unteren Rand sind neben dem Siegel der AB-Zertifizierung noch ein paar weitere Symbole angebracht und das war es dann auch schon. Eingefasst ist die Flasche von einer ockergelben Manschette. Da ich Sancerres immer gern ein wenig atmen lasse, kommt der La Moussière für eine halbe Stunde in die Karaffe bevor er angetrunken wird. Ausserdem ist er erst kürzlich abgefüllt worden und so tun ihm ein paar Runden an der frischen Luft auch sicherlich ganz gut.

Stachelbeeren, Feuerstein & weisser Nebel

Sehr hell steht der La Moussière im Glas, wirkt fast schon weiss. Unverkennbar strömen einem wohl bekannte Sauvignon Blanc Aromen in die Nase. Jedoch alles andere als nur laut und beissend. Es ist weich, es ist angenehm und doch so typisch. Einerseits sind da frische Zitrusnoten, Stachelbeeren und grüne Wiesen- und Kräuternoten, andererseits wird alles von einer ausgeprägten Feuersteinmineralik dominiert. Ein Duft der einem augenblicklich das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt und der, je länger man sich damit beschäftig, immer komplexer und dichter wird. Weisser Nebel liegt über allem und hüllt die gesamte Aromatik in ein feines Tuch ein. Was für ein Duft!

Butterweich & wie am Stein geleckt

Unerwartet weich und mild, fast schon rund strömt der La Moussière auf die Zunge. Alles hätte ich erwartet, nur nicht so einen weichen Körper. Obwohl man sehr schön Cassis und Birne schmeckt, auch etwas Zitronenschale, ist es alles andere als fruchtig. Vielmehr spürt man eine traumhaft dichte Würze im Mund stehen, ungemein mineralisch, als würde man am Stein lecken und ebenso kalkig. Frische Säure macht sich bemerkbar, ist aber so tief integriert, dass man sie nur noch als butterweich empfindet. Wie überhaupt der Wein für ein Mundgefühl sorgt, das schlichtweg überwältigend ist. Für allergrössten Spass aber sorgt eine gewisse Stoffigkeit, die sogar für einen ganz feinen herben Touch auf der Zunge und am Gaumen sorgt. In diesem Wein regiert der Boden und der zeigt sich von seiner Butterseite. Und im Nachhall wird es grün und weiss. Ein Traum.

Eleganter Vertreter seiner Gattung

Je länger der La Moussière der Luft ausgesetzt ist, umso stoffiger, kalkiger und griffiger wird er. Als würde aus seinem runden Körper immer mehr weisser Staub austreten und für immer mehr Dichte im Mund sorgen. Es ist richtig saftig was auf der Zunge steht, aromatisch und auch ein wenig pikant. Man schmeckt das Grün und spürt das Weiss. Der Wein hat Rundungen, das macht ihn sexy. Ist aber weit entfernt davon als mollig durchzugehen. Am Gaumen fühlt er sich weiss an, über die Zungenränder fliesst er saftig ab und im Abgang scheint es als würde man den Boden atmen. Es ist schwer zu sagen ob die Fruchtigkeit die in Wirklichkeit gar keine ist, nicht nur von einer Mineralik getarnt ist, welche die ‘nicht wirklich wirkliche Fruchtigkeit’ nur vortäuscht. Man schmeckt und fühlt den La Moussière gleichzeitig, springt von Gefühl zu Geschmack und umgekehrt. Genau das macht ihn zu einem unwiderstehlichen Sancerre.

Was mich persönlich am meisten fasziniert ist aber seine Entwicklung an der Luft. Binnen einer Stunde wird aus dem Wein ein richtig finessenreicher Tropfen. Als würde man ihn erst aus einer Hülle schälen müssen um an seinen Kern zu kommen. So präsent die typischen Sauvignon Blanc Aromen im Mund stehen, so sehr werden diese von einer Mineralik überlagert, dass es eine Freude ist. Diese dichte, steinige Würze reisst alles mit, dominiert Geschmack und Gefühl, lässt dabei aber allem genau soviel Platz um immer genau zu wissen wo man gearde ist bzw. was man gerade trinkt. Komplex, dicht, rassig, fruchtig, würzig, mineralisch. Ein Wein der alles hat und alles selbstbewusst zeigt. Ein delikater Tropfen, der, gerade mir als ständigem Sauvignon Blanc-Nörgler, ausgesprochen gut gefällt. Sancerre ist eben was besonderes und der La Moussière ist ein wahrlich eleganter wie auch edler Wein der seiner Gattung alle Ehre macht.

Tipp: 30-40 Minuten tun ihm gut in der Karaffe. Mit 10-12º geniessen. Helles Fleisch, Meeresfrüchte, gegrillter Fisch, frische Gemüsegerichte und vieles mehr begleitet er gekonnt. Als Solist ein wahrer Gaumenschmeichler mit Stil und Eleganz.

Verkostet wurde ein La Moussière blanc 2013 von der Domaine La Moussière in Sancerre, Frankreich. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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