La Pèira en Damaisèla rouge 2012

| 6. August 2015 Alles lesen

60% Syrah, 40% Grenache, Languedoc. Was sich auf den ersten Blick nicht wirklich aussergewöhnlich und alles andere als aufregend anhört, sind letztlich die Eckdaten für einen Wein, bei dem sich internationale Kritiker und Experten mit Lobpreisungen förmlich überschlagen haben. Der La Pèira en Damaisèla rouge 2012 von La Pèira en Damaisela stammt von minimalsten Erträgen die gerade einmal zwischen 7 und 10 hl/ha betragen, da wird selektiert bis zum Exzess und was daraus entsteht, zählt zum Besten was aus dem heissen Süden Frankreichs kommt. Heute steht dieser Ausnahmewein bei mir am Tisch der Wahrheit, weil ich mich ganz für mich alleine davon überzeugen will, was an diesem Tropfen dran ist und was ihn zu einem Monument der Weinwelt macht.

La Peira rouge 2012 Elegant wie auch ein wenig ‘angestaubt’ ist das cremefarbige, turmhohe Etikett das diese Flasche ziert. Im oberen Teil sieht man einen Stich, der einen opulenten Jüngling mit einer Trommel inmitten von grossen Rebstöcken zeigt. Ein schönes Motiv. Unter diesem steht in Kapitalen LA PÈIRA und in der Mitte 2012 in einem gedeckten erdigen Rot. TERRASSES DU LARZAC Appellation Couteaux du Languedoc Controlée steht unter dem Jahrgang und damit ist man auch schon bei der Herkunft. “Die Terrassen des Paradieses” gehören zum Besten was der französischen Süden zu bieten hat und gehören auch zu den ältesten Weinanbauregionen Frankreichs. Am etwas kleineren Rückenetikett noch einmal alles was vorn schon drauf steht und die sonst üblichen Pflichtinformation die von Gesetzes wegen angeführt sein müssen. Für sechzig Minuten darf sich der La Pèira in der Karaffe etwas akklimatisieren und dann wird untersucht, warum er gar so laut besungen und umjubelt wird. Spannung pur.

Der totale Sinnesrausch

Sehr helles, funkelndes Rubinrot hüft einem kraftvoll in das Auge. Es strahlt im Becher. Und dann taucht der Orientexpress auf und fährt mit Vollgas die Nase hoch. Braune Gewürze, Kardamom, Tabak, Schokolade, getrocknete Zweige, Brombeeren, Cassis und vieles mehr. Das ist ein Feuerwerk das gar nicht aufhört abzubrennen. Es ist schlicht betörend was da im Riechorgan abgeht, es ist unheimlich komplex, vielschichtig und dicht. Man taucht die Nase in das Glas und versinkt in einem wahren Sinnesrausch. Was für ein Duft, was für ein Gefühl, was für ein Traum!

Da macht die Zunge einen Hofknicks

Wie feinster aufgewirbelter Sand fühlt es sich an wenn der La Pèira rouge in den Mund strömt. So ungemein elegant wie eloquent teilt er der Zunge mit, dass er sich anschickt für Stil im Mund zu sorgen. Doch diese hört ihn gar nicht mehr, weil sie augenblicklich vor der Nelke einen Hofknicks und den dunklen Beeren Platz zur Entfaltung macht. Die haben feinste Bitterschokolade mit, die wiederum mit Pflaumen tanzt, als wäre sie auf einem Ball des Kaisers. Ganz plötzlich verwandelt sich der Wein im Mund und auf der Zunge steht auf einmal reiner Saft, Extrakt das tropft und gar süsslich in seiner herben Würze aufgeht. Dabei steht der Wein sehr mittig auf der Zunge, macht Druck und ist trotzdem leicht. Am Gaumen herb, ganz viel Bitterschokolade, viel Erde, Äste und Lakritze. Im Abgang einfach traumhaft, lang, nachhaltig, nicht enden wollend. Ich bin hin und weg.

Schockierend elegant und fein

Cassis. Und Nelke. Und Criollo und noch vieles mehr presst sich aus jedem Tropfen Extrakt das sich auf der Zunge ausbreitet heraus. Nicht dick und fett, sondern frisch und fein. Und das aus dem Languedoc, wo die Hitze erfunden wurde. Tannine von edelster Herkunft streicheln wie kühler Samt den Gaumen, umwehen die Lippen und sorgen für Haftung die aristokratisch vornehm wirkt. So fein sich der La Pèira rouge im Mund anfühlt, so kraftvoll brennt er sich im Mundraum ein und bleibt dort ewig lange spürbar. Er hat null Gewicht und doch hat er genug “Masse” um eine gewisse Opulenz spüren zu lassen, welche sich aber durch kräftiges Extrakt und nicht durch Hitze und Gewicht erkennenbar zeigt. Wie Saft fliesst der Tropfen über die Zunge, verweilt dort konzentriert, um sich im Anschluss in reinste Plantagen-Criollo zu verwandeln. Wer einmal an Porcelana-Schokolade geleckt hat weiss, dass diese sogar feinste Marillenaromen freisetzt. Genau diese stelle man sich jetzt in dunkelbraun vor und verfeinere sie mit etwas Muskat und Lakritze. Klingelt es?

Immer mehr verwandelt sich der La Pèira rouge zu einem Wein der einer Falle gleicht. Man weiss wo sie ist und man steuert schnurstracks und siegessicher darauf zu, um in sie hinein zu fallen. Hinein in diese Sünde von Saft und Bitterkeit, hinein in dieses Gefühl, das so süss beginnt und so herb endet. Man will es spüren, auf der Zunge, an den Lippen, am Gaumen, im gesamten Mundraum. Diese Leichtigkeit die fast schon filigran wirkt. Und doch soviel Druck macht. Man will den Tabak kauen, die Criollo langsam zergehen lassen, die Tannine konservieren und den Saft einfach permanent auf der Zunge spüren. Die schwarzen Johannisbeeren necken, die Pflaume macht einen auf dicke Hose und der orientalische Bazar präsentiert sich alles andere als chaotisch. Nichts ist heiss, nichts ist schwer. Alles ist schockierend elegant und fein, so überhaupt nicht Languedoc. So überhaupt nicht wie erwartet. Ist er ein Monument, der La Pèira rouge? Ich weiss es nicht; ich bin nur ein Weingeniesser der weiss worum es geht und was er will. Und DAS ist ohne jeden Zweifel DAS, wonach ich ständig auf der Suche bin. Weine wie dieser sind keine Selbstverständlichkeit, sie sind die rare Spitze dessen, was im Weinbau möglich ist. Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob die Flasche 65 Euro (wie diese) oder 100 kostet. Weine wie diesen im Mund zu haben hat etwas erotisches, ist philosophisch, berührt das Herz. Das Wissen um den Preis ist unnütz. Er ist nichts anderes als eine Zahl. Ich überlasse die Hymnen weiter den Experten und falle einfach auf die Knie um diesem Wein Respekt zu zollen. Wenn das Languedoc ist, dann brauch’ ich kein Bordeaux mehr.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist fein. Legt im Anschluss mächtig zu. Mit 16-18º geniessen. Feinen Braten und auch Gegrilltes begleitet er vorzüglich. Als Solist ein Wein der in andere Welten entführt. Einfach gross, einfach göttlich.

Verkostet wurde ein La Pèira en Damaisèla rouge 2012 von La Pèira en Damaisela aus dem Languedoc, Frankreich. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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