La Rosine 2016

| 20. September 2019 Alles lesen

La Rosine Hinter vorgehaltener Hand wird die Domaine Michel Ogier aus dem kleinen Städtchen Vienne in der Nähe von Lyon, schon länger als die heimliche Nr. 1 der Côte Rôtie gehandelt. Sogar Parker ist der Meinung, dass hier „einige der fesselndsten Weine der Appellation auf absolutem Weltklasseniveau produziert werden mit einem der besten Preis-Genussverhältnisse”. Ich habe heute heute einen Wein von Stéphane Ogier am Tisch der Wahrheit stehen, einen Syrah La Rosine 2016, der seinen Status eines Landweines, also eines ein Vin de Pays nur einer Grenzziehung im Weinberg verdankt. Sonst wäre er nämlich ein “echter” Côte-Rôtie. Ausgebaut wird dieser Tropfen wie die großen Weine der Côte-Rôtie und das macht sich auch im Verkaufserfolg des La Rosine bemerkbar. Er ist seit mehr als 20 Jahren ein Verkaufsschlager des Weinguts. Wie toll dieser Wein tatsächlich ist, dem gehe ich jetzt intensiver auf den Grund und verfrachte ihn fürs Erste einmal eine Stunde in die Karaffe.

Der Duft des Nordens

In dunkelstem kirschrot dreht der La Rosine seine Runden im Glas. Steckt man seine Nase tief hinein, strömen einem reife schwarze Kirschen, Cassis und Pflaumen entgegen. Unterfüttert von diesem typischen “teerigen” Duft, der Syrah auf der Stelle erkennbar macht. Schwarze Oliventapenade, feiner Rauch und Tabak runden alles stimmig ab. Unverkennbar ein Syrah der nördlichen Rhône. Fleischig, teerig, rauchig, wunderbar. Ein herrlich berauschendes Fest im Riechorgan.

Syrah ganz knackig

Unglaublich rassig ist der Auftritt des La Rosine kaum dass er auf der Zunge aufschlägt. Was für ein flotter Tanz den dieser Tropfen auf ihr hinlegt. Freche Zitrustöne neben reifen Kirschen, Veilchen und Oliven. Knackig möchte man fast sagen, wie der Kerl sich frisch und rassig über die Zungenränder wälzt und für ein breites Grinsen sorgt. Schlank steht er im Mund, am Gaumen heller Tabak und kalter Rauch vom BBQ. Leicht fleischig, dazu zitrisch und am Ende noch von ein paar Pflaumen gestreift. Der Tropfen ist so flott wie Usain Bolt und macht allergrössten Spass in der Geschmackszentrale. Hammerstoff zum Reinsetzen. Mann, ist das köstlich!

Trinkspass ohne Ende

Erwartet hätte ich Graphit und Tinte, Fleisch und Teer. Der La Rosine aber überrascht mit reifer schwarzer Kirsche, mit Zitrusnoten und mit getrockneten Kräutern der Provence. Dazu mit einer Finesse und Eleganz wie man sie nur an der nördlichen Rhône findet. Hier aber wird alles auf die Spitze getrieben, hier wird Rasanz ins Spiel gebracht, wird die Zunge von reifer Frucht und der Gaumen von seidigem Tannin und feinstem Tabakrauch verführt. Für noch mehr Spass in der Zentrale sorgen schwarze Johannisbeeren, die drauf und dran sind das Kommando zu übernehmen. Langsam trauen sich auch die Oliven und die Veilchen ein wenig mehr in den Vordergrund. Das Mundgefühl ist schlicht ergreifend, der Abgang frisch, der Nachhall leicht rauchig mit einen Tick von Kirsche.

Unfassbar, auch nach zwei Stunden in der Karaffe, ist diese Knackigkeit mit der sich der La Rosine auf der Zunge zeigt. Zitrusnoten und schwarze Johannisbeeren sorgen für Verzückung, Tabak, Rauch und dunkle Frucht am Gaumen für Struktur und Tiefe. Der Trinkfluss dank der flotten Säureader enorm hoch, man schüttet sich den Wein mit Freude in grossen Schlucken in die Luke. Wenn man bedenkt, dass der La Rosine im Augenblick ein mehr als junger Hüpfer ist, kann man sich ausmalen, wie sich dieser Kerl in drei, vier Jahren präsentieren wird. Um diesen Preis einen, wie eingangs erwähnt, aufgrund einer Grenzziehung “verhinderten” Côte-Rôtie ins Glas zu bekommen, ist fast unmöglich. Umso mehr sollte man sich deswegen reichlich Vorrat von diesem “Vin de Pays” in den Keller legen. So günstig kriegt man lange keinen Syrah von dieser Qualität mehr. Weltklasse.

Tipp: Eine Stunde Karaffe und dann und mit 14-16º geniessen. Idealerweise zu rotem Fleisch, aber auch zu Ratatouille und Schmorgerichten. Als Alleinunterhalter ein Tropfen der einen viel zu viel davon trinken lässt.

Verkostet wurde ein La Rosine 2016 von der Domaine Michel Ogier aus Vienne, Côte Rôtie, Frankreich. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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Kategorie: Pinard de Picard (D), Verkostet