Lambrusco di Sorbara ‘Rimosso’ DOP

| 18. Oktober 2014 Alles lesen

Der dritte Sprudel zum Thema Lambrusco rockt! kommt wie schon der Spumante aus der Edelschmiede Cantina della Volta aus Bomporto in der Region Modena. Das Besondere an diesem Lambrusco ist, dass er ‘hefetrüb’ ist. Das erreichte Christian Bellei indem er den Wein ohne Dégorgement (Hefeabzug) vollständig auf der Hefe der zweiten Gärung beließ. Deshalb auch der Name Rimosso, was soviel wie entfernt bzw. beseitigt heisst und sich in diesem Fall auf die Hefe bezieht. Auch dieser Schaumwein ist ein Lambrusco di Sorbara, also aus jener Rebsorte, die dank ihrer eher säuerlichen Charakteristik lustig macht. Heute steht der Rimosso am Tisch der Wahrheit und sorgt für den ‘lustigen’ Abschluss unserer Lambrusco-Abenteuerreise.

Rimosso Auch diese Flasche ist eine überaus dicke Erscheinung, auf welcher ein ebenso grosses Etikett klebt. In schimmerndem silber wird der obere Teil von einem goldenen Rahmen eingegrenzt. In der Mitte wieder das Schild und in Grossbuchstaben CANTINA DELLA VOLTA angebracht. Lambrusco di Sorbara weist nicht nur auf die Rebsorte, sondern auch auf das gleichnamige Weinbaugebiet nördlich von Modena in der Emilia Romagna hin. Am unteren Teil des grossen Etiketts ein Ausschnitt eines Kupferstiches, in welchem mittig das Wort Rimosso eingedruckt ist. Das Rückenetikett enthält wieder alle wichtigen Informationen, sowie den Hinweis auf den Lesezeitpunkt (Vendemnia 2012). Ebenso klar ersichtlich die Info, dass es sich um einen Vino Frizzante Secco handelt. Leichte 11,5 %vol. bringt der Rimosso auf die Waage. Verschlossen ist die Flasche mit einem Kork, der von einem Gebilde eingefasst ist, das an den Steckverschluss eines Gardena-Gartenschlauchs erinnert. Ausser Zweifel steht jedoch, dass aus dieser Flasche kein Wasser, sondern italienischer Sprudel ins Glas kommt.

Hefetrüb & Himbeerhefig

Aus dem Glas leuchtet der Rimosso in sattem dunklen himbeerrot im Stile eines ‘ausgebluteten’ Rosés heraus und wie erwartet ist es trüb und alles andere als klar. Hefetrüb eben. Ungewohnt, interessant. Es duftet relativ fruchtig nach Himbeeren und nach roten Ribiseln. Weich fühlt es sich in der Nase an und man spürt die wärmende Hefe die für Volumen und Dichte im Duftgefühl sorgt. Himbeerhefig ist wohl die zutreffendste Beschreibung dieses Duftes, den man nicht alle Tage zu riechen bekommt und der sicher einzigartig im ‘Nasengefühl’ ist.

Der mit der Säure tanzt

Sauer macht lustig! Doch halt! Da ist nicht nur eine Säure im Spiel die einem augenblicklich die Wangen zusammenzieht und die Zunge einrollt, das fühlt sich auch noch cremig an im Mund. Es fühlt sich einfach geil an. Fruchtig steht der Rimosso auf der Zunge und lässt seine Säure einen Tanz abhalten, der einem Säureverweigerer Panikattacken bescheren würde. Das ist nicht der, der mit dem Wolf, sondern der, der mit der Säure tanzt. Frisch, pulsierend, lebendig ist ein Hilfsasudruck, eher schon hyperaktiv und doch so weit gezügelt, dass man unbedingt noch einen grösseren Schluck braucht. Das sind keine Zitrusaromen die man schmeckt, das ist pure Säure die man spürt. Mit Blasen und purem Leben in sich. Dank der Hefe wirkt alles weich und cremig, sie sorgt für Körper und eine gewisse ‘Wärme’ im Mund. Ich brauche auf der Stelle eine Salami, weil dieser Sprudel förmlich danach schreit.

Rassig wie ein Rennpferd

Der Rimosso ist ein Knaller. Vorausgesetzt man mag Säure und sauer im Mund. Dabei ist der Sprudel auch noch trocken wie der Furz einer Wüstenmaus. Was ihn noch mehr zu einem höchst animierenden Durstlöscher macht. Die Zunge kringelt sich vor saurer Verzückung um ihre eigene Achse und schlägt Purzelbäume, an den Wangen fliesst der Rimosso mit einem Säureteppich ab, der diese auf die Hälfte ihrer Fläche reduziert und am Gaumen spürt man wie weich der Blubber ist. Es ist fruchtig, schmeckt nach Ribisel und Rhabarber, im Abgang aber keine Spur von aggressiver Säure, vielmehr weich und sogar mild. So wie dieser Kerl auf der Zunge steht und für leichte Debilität in der Mimik sorgt, so zischt er auch dahin und sorgt für die totale Heiterkeit.

Dieser Spumante erinnert an ein Rennpferd in der Startbox. Soviel Rasse lässt sich nur in einem Käfig still halten. Aber kaum kommt es aus selbiger heraus, geht es in Sekundenschnelle von 0 auf 100. Man muss soviel Säure mögen, keine Frage. Dank einer relativen Fruchtigkeit und einer ebensolchen Weichheit im Mundgefühl wirkt sie aber äusserst verträglich. Sowohl auf der Zunge wie auch am Gaumen steht kein stahlharter Prügelknabe der einfach nur ungezügelte Rasse ablässt, hier treibt ein Tropfen sein Spiel, der TROTZ seiner Rasse noch immer als zivilisiert durchgeht. Wer gerne Sauerdrops lutscht wird den Rimosso lieben, wer auf Süsses steht der wird dem Sprudel den Exorzisten schicken. Wer aber Freund von Salami, Schinken und sonstigen lukullischen Schätzen der Emilia Romagna ist, der wird diese genau mit diesem Lambrusco zu einem Furioso von Genuss verschmelzen lassen. Der Rimosso macht lustig und wer ab und zu den Blues hat, der sollte einen grossen Schluck von dieser Medizin zu sich nehmen. Ein Lächeln ist danach so gut wie unvermeidbar.

Tipp: Mit ca. 8º in den Becher. Salami und sonstige fette Wurst- und Fleischspezialitäten liebt er. Je regionaler umso besser, je deftiger umso genialer. Mutige gönnen sich ein Gläschen ohne alles und zaubern sich eine fröhliche Mimik ins Gesicht damit.

Wein & und Winzer-Info:

Lambrusco Rimosso
Wein: Lambrusco di Sorbara ‘Rimosso’ DOP
Winzer: Cantina della Volta
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2015+
Anbau: Naturnah
Ausbau: Edelstahltank
Besonderes: Auf der Hefe gefüllt
Dekantieren: Nein

Den Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.

Stichwörter: , , , , , ,

Kategorie: K&U Weinhalle (D), Verkostet