Langenlois 2013 Pinot Noir

| 15. September 2015 Alles lesen

“Der Letzte macht das Licht aus”, sagt man. Im diesem Fall ist es der letzte Wein den ich von Fred Loimer wieder einmal hier am Tisch der Wahrheit stehen habe, und der ist – wie schon bei der letzten Verkostungsreihe – sein Pinot Noir Langenlois. 2013 hatte ich den aus 2011 im Glas, 2015, also heute, ist es der aus 2013. Also nicht alle Jahre, sondern alle zwei Jahre wieder gibt es hier Pinot Noir aus Langenlois. Wie üblich kommt der Wein von den am Kamp liegenden Lagen Kittmannsberg und Hasel, ist spontanvergoren und wurde 12 Monate in 300 Liter Eichenfässern sowie 6 Monate im Stahltank ausgebaut. Im Februar 2015 wurde er abgefüllt und hatte somit die letzten Monate genug Zeit sich ein wenig an die liegende Haltung zu gewöhnen. Jetzt aber wird er aufgemacht um ihm sein neues Leben ausserhalb seiner gewohnten Umgebung vorzustellen.

Langenlois Das einzige Detail durch welches sich das Etikett aus 2013 von dem aus 2011 unterscheidet, ist diese eine Zahl, nämlich 2013. Der Rest, der sowieso sehr spärlich ist, ist bis auf den letzten Punkt gleich geblieben. Kein Strich, keine Info, kein unnützes Detail zuviel, alles einfach schlicht und elegant gehalten. Am hellen Stück Papier in der Mitte LOIMER in klassischer Typo sowie das polynesische Fruchtbarkeitssymbol in gold als I-Punkt drüber. Mehr braucht man nicht um ein einprägsames Logo zu kreieren. Am unteren Rand Pinot Noir, Langenlois und der Jahrgang. That´s it, mehr ist nicht nötig. Reduktion ist Programm. Am hinteren Etikett sind jene Informationen angeführt die nötig sind. Auch hier kein unnötiger Ballast der störend wirken könnte. Diesmal auch schon mit dem Biosiegel das den Pinot Noir als echten Biowein ausweist, sowie die Logos von respekt und den Österreichischen Traditionsweingütern. Und weil ich aus Erfahrung weiss, dass Fred Loimers Langenlois ganz gerne ein paar Runden an der frischen Luft dreht, gönne ich ihm diesen Spass für eine Stunde lang in der Karaffe.

Himbeer-Vanille mit frischer Minze

Dunkles rubinrot steht sehr klar im grossen Becher. Ausgesprochen würzig untermalt ist der Aromenkorb von Himbeeren und dunklen Weichseln. Was auffält ist der geringere Anteil an grünen Aromen den ich noch aus 2011 in der Nase habe. 2013 riecht erdiger, reifer, auch fruchtiger. Frische Minze zieht im Hintergrund vorbei, macht alles frisch und kühl. Unverwechselbarer Pinotduft, ausgeprägt, ohne Lärm zu machen. Klar erkennbare Aromen die sich jedoch nicht aufdringlich, sondern schön verhalten zeigen. Über allem ein weiche, ganz feine Vanillenote die den Duft leicht rund erscheinen lässt.

Rote Kirschen & Weisser Pfeffer

Wie ein kleiner Sandsturm fegen augenblicklich feinkörnige Gerbstoffe durch den Mund. Es raschelt richtig auf der Zunge und am Gaumen. Hat man das hinter sich gebracht, steht der Langenlois auf einmal ausgesprochen schlank und grazil auf der Zunge. Himbeeren schmeckt man, etwas Kirsche und jetzt auch wieder ein paar Kräuter. Kein Muskelprotz, sondern ein moderat geformter Körper zeigt sich, macht wenig Druck und fühlt sich überraschend locker an. Etwas rauchig am Gaumen, weisser Pfeffer, etwas Kalk und Erde. Trocken wie ein Staubsack und dabei herrlich rotfruchtig. Elegante Säure fungiert als Stützrad und sorgt für ein lebendiges und frisches Mundgefühl. Im Abgang wieder fruchtig-würzig mit einem Tick von Wiesenkräutern. Der Nachhall herb und trocken rot. Für mich feiner als 2011, irgendwie abgespeckter.

Eleganter Charmeur

Wie schon 2011 legt der Langenlois 2013 ebenso zu wenn er an der Luft ist. Anders ist jedoch sein Gerbstoffgerüst, es ist dichter, kompakter, griffiger. Es fühlt sich toll an am Gaumen, hinterlässt dort eine wunderbar herbe Note. Auf der Zunge durchaus saftig aber weit entfernt von tropfend. Es ist ein feines wie feinsandiges Mundgefühl, angehaucht von von etwas Rot. Bitterschokolade tritt hervor, die Minze hat sich verzogen. Dafür sorgt eine Mischung aus Säure, Himbeeren und Kirschen für fruchtigen Spass im Mund. Man spürt den Langenlois mehr als man ihn schmeckt, er ist rotwürzig und kalkerdig zugleich, protzt mit einem Gerbstoffkleid das einen schmatzen lässt und sorgt mit seiner säure- und fruchtbetonten Herbheit für gieriges Verlangen nach dem nächsten Schluck. Nach und nach wird der Saft dann fruchtiger und beginnt zur Droge zu werden.

Eines kann ich jetzt schon jedem empfehlen: “Trinken Sie diesen Pinot Noir NICHT zu warm. Sie zerstören ihn damit.” Was der Langenlois 2013 bei 16º zeigt ist einfach purer Trinkspass. Fruchtig, herb, elegant, filigran, würzig, rot und saftig. Dabei keine Sekunde auch nur der Hauch von Süsse oder Holz, vielmehr feine Struktur, ein schön modellierter Körper, seidige Tannine und eine Frucht die begleitet anstatt zu dominieren. Pinot Noir ist oft viel Müll, das zu sagen muss erlaubt sein. Oft aber ist er einfach eine Perle und erinnert einen brutal daran warum man gerne Wein trinkt. Der Langenlois 2013 gehört zu jenen die das mit Stil und Eleganz aus dem Ärmel schütteln und ich werde jetzt schon wieder unrund, weil ich nur mehr eine Flasche davon zur Verfügung habe. Aber das ist mein Problem, nicht Ihres. Kaufen, bunkern und nur mit den besten Freunden teilen. Ganz ganz toller Stoff für Freunde dieser Edelrebe. Das letzte Glas hier geht aufs Haus!

Tipp: 1-2 Stunden Luft seien ihm gegönnt. Bei 14-16º am besten zu geniessen. Zu Braten, Käse, Wild und anderen Fleischgerichten bestens geeignet. Als Solist ein ausgesprochen charmanter wie auch eleganter Zeitvertreib.

Verkostet wurde ein Pinot Noir ‘Langenlois’ 2013 vom Weingut Fred Loimer aus Langenlois, Niederösterreich.

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