Leithaberg DAC 2009

| 30. März 2013 Alles lesen

Laut Hans Nittnaus war 2009 “eines der besten Weinjahre des Jahrzehnts im Burgenland”. Wir widersprechen dem nicht und öffnen heute im Zuge unserer Sortimentsverkostung einen Wein aus diesem Traumjahr. Auf den Tisch der Wahrheit kommt ein sortenreiner Blaufränkisch Leithaberg DAC 2009. Von durchschnittlich 30 Jahre alten Reben stammt er, auf Kalk- und Schieferböden des Leithagebirges reifte er heran und wurde dann von Hand gelesen. Spontanvergoren wurde er und 18 Monate hat er im 500l Holzfass verbracht. 2500 Flaschen gibt es vom Leithaberg DAC 2009 (0,75l), 150 Magnums und 20 Doppelmagnums. Soviel zu den Fakten. Nach dem bereits verkosteten und überzeugenden Kalk & Schiefer sind wir bereits gespannt, wie sich der ‘Leithaberger’ von den ‘Alten Reben’ präsentieren wird.

Leithaberg DAC 2009 Auch der Leithaberg ist in einer dunklen Burgunderflasche abgefüllt und auch diese ziert das elegante, ganz in grau gehaltene und zweigeteilte Etikett. Das obere Stück Papier wieder mit dem Motiv des Neusiedlersees und des angrenzenden Leithagebirges gestaltet. Wie gehabt Anita NITTNAUS Hans darüber. Das untere Stück wieder mit dem was in der Flasche drin ist und Leithaberg DAC in weiss, um sich vom Rest entsprechend abzuheben. Mir gefällt das Design ausgesprochen gut, wirkt es einerseits minimalistisch und andererseits doch sehr prägnant.

Auf der Rückseite der Flasche wieder ein grosses graues Etikett mit einer Kurzbeschreibung über Lage, Herkunft und allen anderen notwendingen Informationen. Wie schon der Kalk & Schiefer wandert auch der Leithaberg bevor er in die Gläser kommt für eine Stunde in den Dekanter. Gut Ding braucht eben Weile und so üben wir uns wieder in der Kunst des Wartens.

Gewürze, Kirschen & viel Erde

Wie ein dunkler Rubin funkelt der Wein im Glas, saftig sieht er aus und ein schöner vollflächiger Film fliesst an der Glaswand ab. Der Duft der einem in die Nase strömt ist weitaus intensiver als beim Kalk & Schiefer, eindringlicher und ebenso facettenreich. Man riecht braune Gewürze, viel Erde und Wacholder sowie eine ganze Ladung reifer roter Beeren. Es duftet dicht, konzentriert und doch feingewirkt, alles wird von einer kühlen Mineralik umweht. Eine intensive Fruchtwürze steht da im Glas, dampft förmlich heraus und insgesamt riecht es saftig, satt und kraftvoll. Dunkelschwarze, etwas süsslich riechende Kirschen drehen ihre Kreise und man merkt wie einem langsam aber stetig das Wasser im Mund zusammenläuft.

Unglaublich frisches Mundgefühl

Beeindruckend, schlichtweg beeindruckend ist das was in den Mund kommt. Da steht plötzlich voller Saft auf der Zunge und man mag es gar nicht glauben wie schlank sich dieser anfühlt. Es ist als hätte man die Zunge aufgeklappt und einen Kanal gebildet in welchem sich der Wein seinen Weg bahnt. Reife dunkle Kirschfrucht tummelt sich mit seidigsten Gerbstoffen im Mund, die Zunge lechtzt nach mehr Frucht, der Gaumen ist verzückt ob dieses noblen Gerbstoffnebels der ihn einhüllt. Auf der Zunge lassen sich die Tannine derart vornehm nieder, dass es einem schwer fällt sich zwischen reifer Frucht und ihnen zu entscheiden. So voll und üppig sich der Wein im ersten Moment anfühlt, so schlank und frisch ist er im Mundgefühl. Man wartet richtig drauf ihn in die Breite gehen zu spüren, doch man wird enttäuscht. Der Leithaberg bleibt schlank, frisch, kühl und dank wunderbarem Säurespiel auch entsprechend rassig. Im Abgang ziehen Gerbstoffe über den Gaumen wie sie feingewirkter und seidiger nicht sein könnten. Unendlich lange klingt der Tropfen erdig-würzig, aber auch rauchig-fruchtig nach. Was für ein Wein!

Die unvollendete Vollendung

Je öfter man am Leithaberg nippt, umso mehr beginnt man automatisch ihm hinterher zu fühlen, ihn im Mund zu spüren und erst dann mit seinem Geschmack zu erfassen. Ist man einerseits beeindruckt von seiner saftig reifen Fülle, so ist man es nicht minder von seiner frischen Erscheinung. Raffiniertes Säurespiel, gepaart mit saftigen Beerenaromen und Gerbstoffen die sich wie nanomillimeterdünnes Seidenpapier über Zunge und Gaumen legen kann man nur erfühlen und nicht wirklich schmecken. Man spürt diese dunkle Würze die er in sich trägt, man verliert sich in seiner eng verwobenen und sehr feinen und kühlen Mineralik und man wünscht sich irgendwie fast, dass der Wein endlich im Mund explodiert. Was er aber nicht macht. Es ist die unvollendete Vollendung die sich da im Mund abspielt und man weiss, dass man von diesem Tropfen nicht mehr loskommt.

Wer Saft kennt, der weiss auch, dass dieser oft nur banal breit, dick, fett und sonstwas ist. Hier ist er schlank, kühl, frisch, aufregend agil und ebenso erfrischend. Man hat fast Mühe zwischen der reifen Frucht und dem seidigen Mundgefühl das die Gerbstoffe hinterlassen hin und her zu springen. Man will beides, auf einmal, und doch spürt man beides für sich alleinstehend. Um am Ende doch ineinander überzugehen und sich in einem Abgang zu verabschieden der so fruchtig wie auch würzig ist. Der Leithaberg ist purer Suchtstoff, ist ein Wein der einen in eine völlig neue Blaufränkisch-Welt entführt und der einem eindrucksvoll ‘mitteilt’, dass man für wirklich guten Wein nicht unbedingt weit reisen muss. Ihn gibt es quasi schon ‘ums Eck’. Um die 24 Euro kostet dieser Wein, was sicherlich nicht ‘billig’ ist. Der wahre Weinfreund aber weiss, dass Handarbeit, strenge Selektion und kompromisslose Umsetzung einer persönlichen Philosophie eben nicht zum Sozialtarif zu kriegen ist. 10 bis 15 Jahre ‘Haltbarkeit’ signalisieren kompetenten Kennern schon heute, was sie sich mit so einem Tropfen in den Keller legen. Und wie bereits erwähnt: 2500 Flaschen sind nicht viel. Deshalb heute zugreifen und sich über eine Dekade und mehr höchsten Weingenusses erfreuen.

Tipp: Lassen Sie den Wein ruhig eine Stunde atmen und servieren sie ihn bei 16-18º. Eher unter 18º um seine Frische besser zu erfassen. Rind, Wild und Lamm sind ideale ‘Begleiter’. Als Alleinunterhalter einfach umwerfend und süchtig machend.

nittnaus logo Verkostet wurde ein Blaufränkisch ‘Alte Reben’ Leithaberg DAC 2009 von Anita & Hans Nittnaus aus Gols, Österreich. Der Wein wurde uns von Hans Nittnaus zur Verfügung gestellt.

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Kategorie: Nittnaus Anita & Hans (A), Verkostet