Leithaberg DAC 2012

| 2. Juni 2015 Alles lesen

Wenn Sylvia Petz von Havel & Petz – Der organisierte Genuss fragt, ob man nicht mal was genussvoll organisieren, “übersetzt” einen Wein verkosten könnte, dann kann ich schwer nein sagen. Also hat sie ihren Kunden angefunkt und der hat mir ein paar Flaschen geschickt. Ein richtig junger Hüpfer ist er, der Michael Kirchknopf. Gerade einmal 21 Jahre und erst seit drei Jahren selbst “Weinmacher”. 2011 hat er den Betrieb von gemischter Landwirtschaft auf kompletten Weinbau umgestellt und seit 2014 ist er alleinverantwortlich für die Geschicke des Winzerhof Kirchknopf in Kleinhöflein bei Eisenstadt im Burgenland. Der Wein den ich heute am Tisch der Wahrheit stehen habe, ist ein Leithaberg DAC Chardonnay/Weissburgunder 2012 und ich bin sehr gespannt, weil sich der junge Winzer seit seinem ersten selbst vinifizierten Jahrgang bereits einige medial sehr beachtete Sporen verdient hat. Mal schauen was da dahinter steckt.

Leithaberg DAC Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Farbgestaltung des Etiketts das auf der Burgunderflasche klebt. Pechschwarzer Untergrund auf welchem quietschgrün als Kontrastfarbe eingesetzt wird. Im oberen Teil Michael Kirchknopf, darunter EDITION, was auf seine persönliche exklusive Linie hinweist. Dann ein dicker vor grün quietschender Trennstrich und darunter wieder in silber Leithaberg DAC sowie was drin ist in der Flasche; eine Cuvée aus Weissburgunder und Chardonnay. Das ebenso schwarze Rückenetikett ist vollgepackt mit allem was man wissen mus, sowie einer kurzen Notiz über den Wein selbst. Interessantes Detail dazu: Der Mittelteil des Rückenlabels ist perforiert und abtrennbar, um so a) den aufgedruckten QR-Code und b) Adresse, Telefon und Email immer griffbereit zu haben. So geht Jugend Usability und Nutzen an. Wie alle Burgunderweine wird auch dieser für wenigstens eine halbe Stunde in die Kraffe umgefüllt bevor er das grosse Glas befeuchten darf.

Birne, Tabak & Weisse Schokolade

In hellem Gelbgrün funkelt der Leithaberg DAC aus dem grossen Becher raus. Zuerst riecht man den Weissburgunder, etwas birnig, leicht tabakig und weich. Dahinter Chardonnay mit feiner Nuss und einer Rippe weisser Schokolade. Es fühlt sich weich und mild an in der Nase, dezent grün ganz weit hinten, wie ein Büschel frisches Gras. Sonst reifer Apfel und Birne, eingehüllt in einen warmen, lehmigen Mantel. Fühlt sich leicht mollig an, ist aber doch recht frisch im Nasenflügel und macht neugierig auf das was dann im Mund die Zügel in der Hand hat.

Vorne Frucht und hinten Schotter

Gelber Apfel ist das erste was man schmeckt und die frische Säure das erste was man spürt. Es ist ein erfrischend lebendiges wie auch animierendes Erlebnis auf der Zunge. Frech fliesst der Wein sehr mittig, überhaupt nicht breit, über die Zungenmitte, um auf der Spitze einen leicht steinigen wie auch dezent fruchtigen Eindruck zu hinterlassen. Erst danach merkt man wie kalkig der Leithaberg DAC ist. Auf der Zunge bleibt ein weisser, leicht herber Film ganz lange haften und sorgt für einen richtig trockenen Aha-Effekt. Am Gaumen weisse Blüten, noch mehr weisser Staub und pure Mineralik, befreit von jedem fruchtigen Aroma. Vorne Frucht, hinten Schotter, so könnte man es wohl am ehesten bezeichnen. Bearbeitet Zunge und Gaumen getrennt und sorgt für zwei völlig konträre Erlebnisse im Mund. Erfrischend, spannend, überraschend gut.

Burgunderspass für jeden Tag

Weich ist der Leithaberg DAC im Mund, cremig ist er auch, er hat leichten Speck an den Hüften und wirkt dank seiner rauchigen Art auch recht erwachsen. Immer wieder werden diesem Rauch aber Aromen von Birnen und Äpfeln eingehaucht was ihn letztlich sogar relativ fruchtbetont erscheinen lässt. Dass diese Fruchtigkeit aber nicht ausartet oder gar das Kommando übernimmt, dafür sorgt das dichte mineralische Gerüst das hier als Unterbau fungiert. Man spürt cremigen Apfel auf der Zunge, während man am Gaumen weisse Blüten wahrnimmt. Man schmeckt reife Birne, sogar einen Hauch von grüner Nuss und stellt gleichzeitig fest, wie trocken und schottrig alles ist. Glaubt man im Abgang feine Frucht zu schmecken, so schlägt nach ein paar Sekunden alles in eine angenehm herbe Richtung um.

Der Leithaberg DAC Chardonnay/Weissburgunder ist genau das, was man als unkomplizierten, leicht zu trinkenden Burgunder bezeichnen kann. Die 14 Volt die ihn befeuern spürt man nicht, er ist weich, er ist mild, er ist cremig. Hat trotzdem genug Säure um erfrischend und agil zu wirken. Ist bis zu einem gewissen Punkt auch fruchtig und zeigt vor allem eine schöne Mineralik. Sowohl Weissburgunder wie auch Chardonnay-Freunde kommen mit diesem Wein voll auf ihre Rechnung. Nichts Grosses, dafür umso mehr für jeden Tag gemacht. Macht auf der Zunge grossen Spass, neckt sie mit verspielter Fruchtigkeit, verwöhnt den Gaumen mit herbem Charme und verendet in einem fruchtig-trockenen Nebel der sich nur ganz langsam wieder verzieht. Insgesamt eine äusserst ansprechende Burgunder-Cuvée die vor allem eines bietet: Grossen Trinkspass ohne einen Philosophiekurs belegen zu müssen. Die 12 Euro ist der Tropfen allemal wert.

Tipp: Eine halbe Stunde Luft ist angebracht. Mit 12-14º aus dem grossen Glas geniesssen. Fisch in allen Variationen, weisses Fleisch und Sommerküche begleitet er so sicher wie galant. Als Solist unkompliziert und einfach auf Spass getrimmt.

Verkostet wurde ein Leithaberg DAC 2012 Chardonnay/Weissburgunder vom Winzerhof Kirchknopf aus Eisenstadt, Burgenland, Österreich.

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