Les Carlines 2012

| 7. Juli 2016 Alles lesen

Les Carlines 2012 Von einem Weinberg auf knapp 700 Metern Seehöhe kommt der Wein, der heute am Tisch der Wahrheit steht. Und dieser ist sogar noch UNESCO-Welterbe. Der Weinberg, nicht der Wein. Olivier Jeantet baut auf dieser Höhenlage die Weine seiner Domaine Mas Haut-Buis im Herzen des Midi, bei Lodève im Languedoc an und darf sich somit fast schon als Gebirgswinzer bezeichnen. Ist man sonst aus dem Languedoc eher heisse und schwere Brummer gewohnt, so sorgt diese hohe Lage für frische, kühle und ausgesprochen mineralische Weine. Durch ihre besondere Ausrichtung bekommen die Rebstöcke auch nur am kühlen Morgen und am frühen Nachmittag die Sonne ab, später liegen sie dann bereits im angenehmen Schatten und entkommen so dem Hitzestress. Sein Les Carlines 2012 von der Appellation Terrasses du Larzac ist so ein “Höhenwein”. Eine Cuvée aus Grenache, Carignan und Syrah, traditionell in Betontanks ausgebaut und für 14 Monate darin der Reifung überlassen. Mit moderaten 13 PS lässt der Les Carlines dazu auch auf ein frisches Trinkerlebnis schliessen. Eine halbe Stunde wandert er zuvor in die Karaffe um sich dort auf seinen Auftritt im Glas vorzubereiten.

Was für ein Duft!

In dunklem kirschrot funkelt der Les Carlines aus dem Glas. Kaum hat man die Nase darin versenkt, riecht man einen ganzen Korb voll frischer, saftiger Beerenfrüchte. Brombeeren, Waldbeeren und auch schwarze Johannisbeeren geben sich ein Stelldichein und duften herrlich fruchtig vor sich hin. Kirschen tauchen auf und geben ihren Senf Saft dazu. Etwas Pfeffer steht oben drüber und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen macht sich über allem ein Strauss getrockneter wilder Kräuter breit. Was für ein Duft! Und noch dazu so fein und leicht. Wunderbar!

Kühl & filigran

Vergessen Sie Languedoc und heiss. Das hier ist kühl und frisch und richtig elegant. Kaum schlägt der Les Carlines auf der Zunge auf, lässt er einen seine feinen, reifen Tannine spüren. Dazu ein wenig Pfeffer, etwas Kirsche und reife wilde Waldbeeren. Er fühlt sich äusserst schlank an auf der Zunge, ist leicht und ungewöhnlich fein. Da ist nichts von irgendwelcher Schwere oder Hitze, hier wird erfrischt und einfach bestens unterhalten. Am Gaumen harmonieren seidige Tannine mit getrockneten Kräutern, reife Frucht und eine ausgewachsene Mineralik. Da passt einfach alles und macht richtig Lust auf mehr. Wüsste man es nicht, man würde den Les Carlines nie und nimmer im Languedoc verorten, ihn wohl eher an der Rhône vermuten. So kühl, so frisch, fast filigran, ist dieser Wein. Im Abgang elegant fruchtig, der Nachhall würzig und auch mineralisch.

Frisch wie eine Brise des Nordatlantiks

Was schwer beeindruckt beim Les Carlines ist seine feine Textur, sein schlanker Körper und seine innere Balance. Er lässt allen Protagonisten genügend Platz sich zu entfalten und keiner stellt auch nur den Versuch an, sich hervorzutun. So reif und saftig sich Kirschen und Waldbeeren zeigen, so harmonisch stehen seidenweiche Tannine daneben, so sehr sich eine frische wie auch kühle Mineralik im Mund ausbreitet, so wunderbar fruchtig wie auch würzig wird diese ohne grossen Lärm begleitet. Schwarze Oliven schmeckt man ebenso wie ein paar Veilchen, Pfeffer spürt man und freut sich wie er mit der dunklen Schokolade spielt. Richtig temperiert ist der Les Carlines eine Symphonie für die man keine Noten lesen können muss. Die Zunge mag es wenn der Tropfen frisch auf ihr steht, seinen Saft abgibt und kurz danach in eine Wolke von Gewürzen eingehüllt wird. Der Gaumen staunt über eine Struktur die einerseits zart cremig, auf der anderen Seite aber straff und fein und leicht ist. Das ist es, was knapp 700 Höhenmeter in der Lage sind zu liefern; Frische, Kühle, Mineralik und ein richtig elegantes Mundgefühl.

Ich habe den Les Carlines jetzt seit knapp vier Stunden offen stehen und er legt immer noch zu. Er wird immer feiner, immer klarer, immer frischer. Er wird filigraner auf der Zunge, würziger und mineralischer am Gaumen. Frucht als zweite Stimme im Hintergrund, vorne tanzt ein Ensemble von feinst getrockneten Gewürzen. Das kann nicht Languedoc sein. Und ist es doch. Pfeffer, Kirschen, Waldbeeren und Oliven vereint zu einer grandiosen Partitur. Ein Mundgefühl so frisch wie eine Brise des Nordatlantiks. Ein Trinkfluss wie man es nicht für möglich gehalten hätte. Man will mehr davon, ich will mehr davon. Ich werf mir jetzt die Reste aus dem Gemüsefach in die Pfanne und backe mir ein Ratatouille zu diesem “Gebirgswein”. Viel feiner und eleganter kann man Languedoc nicht in die Flasche bringen. Und die knappen 13 Euro die der Les Carlines kostet, sind schlicht und einfach eine Okkasion. Ich bin dann mal in der Kombüse.

Tipp: Lassen Sie ihn ruhig eine Stunde in der Karaffe. Geniessen Sie ihn mit 14-16º um seine ganze Frische abzubekommen. Zu Ratatouille, Lamm- und Rinderbraten, oder einfach anspruchsvoller Gemüseküche eine Bank. Als Solist ein Wein der überrascht.

Verkostet wurde ein Les Carlines 2012 von Mas Haut-Buis aus La Vacquerie im Languedoc, Frankreich. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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