‘Les Laquets’ 2002 Cahors

| 26. Februar 2013 Alles lesen

Auch wenn das weltweit grösste Anbaugebiet von Malbec mit mehr als 70% der Gesamtanbaufläche in Argentinien liegt, gehört diese Rebsorte zu Frankreich wie der Louvre zu Paris. Jener Malbec den wir heute von der Domaine Cosse-Maisonneuve aus Fargues in Cahors am Tisch der Wahrheit stehen haben ist ein Les Laquets aus dem Jahr 2002, welcher, wie unschwer zu erkennen ist, bereits einige Jährchen in der Flasche verbracht hat. Nach zehn Jahren ‘Gefangenschaft’ wird er heute aufgemacht und darf endlich zeigen wie er sich entwickelt hat. Wir erwarten grösstmöglichen Genuss und sind bereits gespannt auf diesen Ur-Franzosen aus dem Südwesten der Grande Nation.

Le Laquets Cahors Auf der Flasche klebt ein hohes, in dunklem vanillegelb gehaltenes Etikett mit weinroter Beschriftung. In Kleinbuchstaben ist darauf les laquets wie auch cahors aufgedruckt und in der Mitte in einer Art von Pinselstrichen so etwas wie Initialen. Letztlich nicht wirklich erkennbar um welche es sich dabei handeln soll. Unter dem Hauptetikett klebt ein zweites kleines mit allen Angaben zu Herkunft, Status und was man sonst noch wissen muss. Erfreulich bereits der Hinweis, dass man mit 13 Vol.% auf der moderaten Seite angesiedelt ist.

Bevor wir den Les Laquets in die Gläser lassen darf er, um nach seinem langen Aufenthalt in der Flasche langsam aufzuwachen, für eine Stunde in der Karaffe seine Kreise ziehen. Dann trinken wir ihn an, kosten nach zwei Stunden ein zweites Glas und gönnen uns am Abend noch ein drittes.

Harmonisch, weich und leise

Fast schwarz steht der Les Laquets im Glas, blitzt an den Rändern in dunkelviolettrot auf und zieht fette Schlieren an der Glaswand hinter sich her. Dicht, saftig und konzentriert sieht es im Kelch aus. Überraschenderweise duftet es nach einer Stunde an der Luft sehr verhalten im Glas, nichts Lautes oder Wildes was da heraus strömt. Vielmehr riecht man braune Gewürze, harmonisch verwoben mit feinen Holznoten, lehmige Erde und Wacholder. Es duftet leicht rauchig in der Nase und insgesamt wirkt alles weich, rund, in sich geschlossen und äusserst vornehm wie eben auch zurückhaltend.

Harmonie in Reinkultur

Der erste Schluck nach knappen 90 Minuten… einfach WOW. Da setzt sich echter Balsam auf der Zunge nieder, wirkt leicht obwohl er kräftigen Charakter hat und zeigt eine Gerbstoffsüsse die schlichtweg betörend ist. Feinst in der dunklen Frucht verwoben spielen diese auf der Zunge, fühlen sich saftig an ohne zu übertreiben und man schmeckt Wacholder, Tabak und auch Erde neben all der weichen und saftigen Blaubeerfrucht. Wenn man bedenkt, dass Malbec an sich ein Gerbstoffmonster ist welches man am besten einige Jahre ‘in Ruhe’ lassen sollte, dann wird hier erfühlbar wie sich Zeit im Wein auf dieses oft gefürchtete Tanningerüst auswirkt. Man spürt die enorme Kraft die der Les Laquets hat und wundert sich ob seiner Sanftheit im Mund und über die kühle Frische die er darin verbreitet. Das ist Stoff für die wirklich grossen Momente.

Körper eines Leichtathleten

Je länger der Les Laquets an der Luft ist umso faszinierender wird er im Mund. Er ist frisch, er ist kühl, so überhaupt nicht dick oder breit. Fast vorsichtig tanzt er auf der Zunge, lässt sie spüren was seidig-sanft im Zusammenhang mit Gerbstoffen heisst und pinselt den Gaumen mit einem Nanomillimeterdünnen Gerbstofftuch ein. Sein moderater Alkoholgehalt lässt ihn leicht erscheinen, doch Vorsicht! Der Tropfen hat die Kraft eines Bodybuilders, der allerdings im Körper eines Leichtathleten steckt. Alles fühlt sich höchst mineralisch im Mund an, es rieselt ganz fein auf den Innenseiten der Lippen, man kann den Wein fühlen wie er sich anlegt und staunt wie saftig er letztlich abgeht. Lange bleibt er dem Gaumen erhalten, intensiv, rauchig, feinst würzig und blaufruchtig fühlt sich an, was von ihm am Ende zurück bleibt.

Malbec gehört zu meinen geheimen Lieben und weil es wirklich nur wenige ‘Grosse’ gibt, trinke ich auch nur ganz wenige davon. Der Les Laquets hat es ohne Umweg geschafft, sich noch bevor er die Speiseröhre hinunter geflossen ist, in meinen ‘Speicher’ einzubrennen und dort nachhaltig Eindruck zu hinterlassen. Soviel samtiger Saft und soviel konzentrierte Frische im Mundgefühl lassen einen andächtig jedes neue Glas geniessen. In Anbetracht der Tatsache, dass der Les Laquets bereits 10 Jahre in der Flasche verbracht hat, optimal trinkreif ist und noch weitere gute 10 Jahre auf höchstem Level vor sich hat, sind seine knappen 23 Euro ‘Einkaufspreis’ fast lächerlich. Persönliche Empfehlung für Malbec-Liebhaber!

Tipp: Lassen Sie den Wein eine Stunde (noch besser zwei) im Dekanter atmen und geniessen Sie ihn leicht kühl bei 16-18º, höchstens. Sie können ihn natürlich jederzeit zu einem guten Steak servieren, doch ist dieser Wein der perfekte Alleinunterhalter.

Wein & und Winzer-Info:


Wein: Cahors ‘Les Laquets’ 2002
Winzer: Domaine Cosse-Maisonneuve
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2020+
Anbau: Biodynamisch
Ausbau: Barrique
Besonderes: Spitzencuvée
Dekantieren: Ja

Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle aus Nürnberg zur Verfügung gestellt.

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