Lezèr rosso 2018

| 26. Juli 2019 Alles lesen

LezerSeit Jahren gehören die Weine von Elisabetta Foradori aus Mezzolombardo im Trentino, zu meinen absoluten Lieblingsweinen. Schon der einfachste (die Bezeichnung an sich ist eine Beleidigung), der Teroldego Rotaliano, ist weit mehr als Basiswein, er ist bereits ein Kunstwerk für sich. Nun hat Elisabetta Foradori aus der Not heraus (nach einem heftigen Hagel im August wurden 40% der Trauben angegriffen) beschlossen, die Trauben der betroffenen Reben früh zu ernten und sie nicht lange zu mazerieren. Noch bevor der Teroldego aus den anderen Weinbergen in den Keller kam, wurden die Trauben für den Lezèr in unterschiedlichen Gebinden über 24 Stunden auf der Maische belassen und danach angepresst und vergoren. Herausgekommen ist dabei der Lezèr rosso, was im örtlichen Dialekt so viel wie leichtgewichtig, leicht verdaulich oder auch locker und unkompliziert heisst. Quasi ein “Sommer-Teroldego”. Ein Wein auf den ich mich besonders freue, weil ich mir bereits vorstellen kann wie sich dieser Stoff im Mund anfühlen wird. Also, Kork heraus und ab ins Glas damit.

Rote Frucht im Riechorgan

Alleine die Farbe ist schon der Hammer. Knallkirschrot steht der Lezèr im Glas und leuchtet aus ihm raus als gäbe es kein morgen. Der Duft ein einziges Spektakel roter Frucht. Erdbeeren, Himbeeren aber auch Cassis und feuchtes Unterholz drehen ihre Runden in den Nasenflügeln. Freche Zitrustöne runden das freche Aromenspiel harmonisch ab. Ein wahrlich frischer wie auch erfrischender und animierender Duft der sich da in der Nase breit macht. Man merkt wie einem schon beim Riechen genüsslich das Wasser im Mund zusammenläuft.

Temporeicher Trinkspass

Genau das ist es! Sofern man es mag wenn Rotwein knackig frisch und leicht und rassig ist. Dann hat man den allergrössten Spass wenn sich die Frucht im Mund ausbreitet, wenn man einen Säurepuls spürt der schlicht grandios ist und man auf Tannine gern verzichten kann weil sie nicht da sind. Aufgrund der kurzen Mazeration auch kein Wunder. Dafür drückt der Tropfen auf die Tube was das Tempo angeht, streift am Gaumen etwas Unterholz und feinen Tabak ab und lässt sonst die rote Früchte machen was sie wollen. Eine leichte Süsse zieht subtil im Hintergrund vorbei, um den Lezèr im Abgang noch sympathischer zu machen. Riesengrosser Weinspass. Noch ein Glas!

Weinvergnügen ohne Ende

Hat man das erste Glas dann hinter sich, will man auf der Stelle ein zweites und auch drittes. So wie der Lezèr sich auf der Zunge anfühlt, wie er schmeckt, gibt es kein Halten wenn es um den nächsten grossen Schluck geht. Man geniesst die reifen Himbeeren und die frisch gepflückten Erdbeeren, weil sie so wunderbar in diesen Hauch von Rauch und Erde eingehüllt sind. So entsteht sogar ein ganz dezenter herber Eindruck, der noch weiter dazu beiträgt das Verlangen am köcheln zu halten. Das Mundgefühl ist trotz Tanninsparmodus stoffig, der Geschmack herbrote Frucht und heller Tabak. Ein wunderbarer Tropfen dem man sich nicht verschliessen kann. Einer, der gut gekühlt der absolute Überflieger ist wenn es im Sommer Rotwein sein soll.

Was hier im Glas steht hatten Emilio und Theo Zierock, die seit 2012 für Keller und Weinberge des Weinguts verantwortlich sind, schon lange vor. Es fand sich nur nie Zeit dafür. 2017 aber ist der Stoff derart gut angekommen, dass der Lezèr 2018 wieder gefüllt wurde. Was ein Geschenk des Weinhimmels ist. So viel Spass in rot bekommt man schwer ins Glas, soviel Frische und flottes Tempo ebenso. Viel Frucht, niemals süss, immer auf der trockenen und herben Seite, animierend wie (… man füge hier ein was einen animiert …), vom Trinkfluss ganz zu schweigen. Der Lezèr ist schlechthin DER Sommer-Grill-Terrassen-Garten-Wiesenparty-Saufwein. Kühlen Sie ihn ein lassen Sie sich treiben. Mit diesem Tropfen ist das Leben einfach schön.

Tipp: Aufmachen und rein ins Glas. Bitte unbedingt gut kühlen! 10-12º sind perfekt. Wärmer wird er sowieso in Minuten, sofern er diese überlebt. Zum Grill, zum Fisch, zur Wurst, zum Käse oder einfach ohne alles. Trinkspass ohne Ende!

Verkostet wurde ein Lezèr rosso 2018 von Elisabetta Foradori aus Mezzolombardo, Trentino, Italien. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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