L´Hêtre 2016

| 12. Juni 2019 Alles lesen

L´Hetre 2016 Während der Ernte im Jahr 2015 verliebte sich Jacques Tiehnpoint in das Anwesen des belgischen Ehepaares Stéphane und Béatrice Goubau an der Côtes de Castillon, welches zu dieser Zeit noch den Familiennamen „Château Goubau“ trug. Er beschloss mit seiner Schwerster Anne De Raeymaeker dieses Gut als Investment zu kaufen und erwarb 2017 auch die Nachbardomäne Chateau Montagne dazu, ein 25 Hektar großes Anwesen mit einem beeindruckenden Schloss. Man engagierte den Neffen Maxime Thienpont, benannte das Weingut in L´Hêtre um und produziert seitdem Weine mit besonderer Strahlkraft. Einen davon habe ich heute hier am Tisch der Wahrheit stehen. Den L´Hêtre 2016, eine Cuvée aus 95% Merlot und 5% Cabernet Franc, 15 Monate reifte dieser Wen im Eichenfass vor sich hin. Heute wird er aufgemacht. Zuvor darf er sich jedoch noch eine kleine Weile in der Karaffe an seine neue Umgebung anpassen. Dann hat er Ausgang, bzw. seinen grossen Auftritt.

Reife Frucht & edle Würze

In dunklem violett leuchtet einem der L´Hêtre aus dem Glas entgegen. Reife Pflaumen nehmen die Nase auf der Stelle in Beschlag. In der zweiten Reihen tanzen Kirschen und dahinter eine Handvoll dunkler Waldbeeren. Es duftet überwiegend fruchtig aus dem Kelch heraus, im Hintergrund trällert eine äusserst elegante Würze leise ihren Song. Frisch fühlt es sich an im Riechorgan, spicy und sogar ein wenig süss. Mal schauen ob sich das im Mund genauso fortsetzt.

Elegant wie 007

Einfach wunderbar! Wie schon in der Nase kurz zuvor, macht der L´Hêtre augenblicklich seinen Fruchtkorb auf und geizt keine Sekunde lang mit seinen frischen reifen Pflaumen, Kirschen und auch Waldbeeren. Es ist saftig auf der Zunge, die Textur schlicht grandios. Edelste Tannine gleiten fein und seidig über sie hinweg, entfalten sich am Gaumen und verströmen eine Eleganz, die sie sich von 007 abgeschaut haben könnten. Nichts ist “viel” im Mund, vielmehr zeigt sich der Tropfen von seiner schlanken, fitten Seite. Kühl steht er im Mund, ist frisch und fein und regt zum flotten Trinken an. Untermalt von der Würze des Cabernet Franc ein ausgesprochen charaktervoller Kerl.

Ein echter Gentleman

Eines kann man ohne jeden Zweifel bereits nach den ersten kleinen Schlucken sagen: SO macht Bordeaux richtig Spass! Der L´Hêtre ist derart frisch und elegant im Mund, dass man die 14,5 Umdrehungen glatt leugnen würde, hätte man sie nicht selbst am Etikett gesehen. Unglaublich wo die hier versteckt sind. Vielmehr erfrischt dieser feine Tropfen Zunge wie auch Gaumen, ist immer kühl wie Seide, die Frucht sehr saftig, das Mundgefühl zu jedem Zeitpunkt schlank und elegant. Auch im Finale lässt sich der L´Hêtre nicht lumpen, schiebt eine wunderbare Würze hinterher und lässt auch im Nachhall den Pflaumen und den Kirschen grosszügig den Vortritt. So geht Bordeaux für Puristen, so macht man sich echte Freunde. Ein wahres Fest in der Zentrale.

Mag man mehr von diesem Stoff? Ganz klar, JA. Unbedingt. So flott wie sich der L´Hêtre trinkt, so frisch er dabei ist, da geht wirklich wenig drüber. Immer auf der fruchtigen Seite, die Würze immer nur ganz leise im Hintergrund, niemals auffällig oder gar fordernd. Und immer dieser kleine süsse Tick der am Schluss im letzten Tropfen hängen bleibt. Einfach wunderbar. Jedem der an kühlen, frischen, eleganten Bordeauxweinen interessiert ist, sei dieser hier ans Herz gelegt. Wenn sich etwas so jung bereits so hervorragend trinken lässt, dann kann man sich leicht ausrechnen, wie das wohl in ein paar Jahren schmecken wird. Persönlicher Tipp mit beiden Daumen oben.

Tipp: Etwas Luft tut ihm sehr gut, kühle 14-16º sind ideal. Eine Freude zu rotem Fleisch, geht auch zu gegrilltem Fisch. Als Alleinunterhalter ein höchst eleganter Begleiter.

Verkostet wurde ein L´Hêtre 2016 von Chateau L´Hêtre, Gardegan-et-Tourtirac, Castillon, Frankreich. Bezugsquelle: Fine Wine Shop, Illmitz.

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