‘Lieben Aich’ 2009 Sauvignon

| 28. Juni 2012 Alles lesen

Die vierte Verkostungsrunde der Weine von Manincor wird mit einem ganz grossen Kaliber eröffnet. War es das letzte Mal der Sauvignon ‘di Lieben Aich’, so ist es heute DER Sauvignon des Weinguts schlechthin. ‘Lieben Aich’ heisst er, aus 2009 ist er und aus der Krone-Linie von Manincor stammt er. Aus jener Linie die sich kompromisslos eigenständig präsentiert und nur Weine aus extremsten Selektionen der besten Weinberge in die Flasche bringt. Und das auch nicht immer. Eine Rarität die da am Tisch steht und von der es auch gerade mal 3.000 Flaschen gibt.

Wie bei allen Etiketten von Manincor wird auch hier das Corporate Design kompromisslos durchgezogen und der Name Lieben Aich entsprechend seiner ‘Linien-Zugehörigkeit’ in goldener Schreibschrift präsentiert. Die Rebsorte ganz klein drunter und auch der Jahrgang, alles ‘überdacht’ von der gräflichen Krone. Manincor als Abschluss und wie immer, alle Informationen zu Dekantier-, und Glasempfehlung sowie der richtigen Temperatur am äusseren Ende der ‘Schleife’.

Damit sich der Lieben Aich entsprechend entfalten kann, kommt er für eine Stunde in den Dekanter (nicht in die Karaffe) und darf dort erst mal ganz tief Luft holen. Ganz wichtig zu erwähnen sei, dass man für den Genuss dieses Edeltropfens solange er noch ‘jung’ ist, ein grosses Burgunderglas verwenden sollte.

Limetten, Mangos und Basilikum

In strahlendem gelbgold steht der Lieben Aich dann im Glas. Leichte grünliche Reflexe leuchten auf. Sehr klar und intensiv erscheint die Farbe. Zu all den frischen Aromen von Mango und anderen exotischen Früchten sowie der klaren Zitrusnote, steht über all dem der Duft von frischen Kräutern. Richtig pikant und eindeutig als ‘Kommandant’ im Glas. Frisch gehacktes Basilikum mit Zitrone beträufelt fällt mir dazu ein. Es duftet so herrlich aus dem grossen Kelch, dass einem unweigerlich das Wasser im Mund zusammenläuft. So frisch, so klar und so richtig mineralisch ist es was die Nase da verwöhnt. Je mehr man das Glas schwenkt und sich Luft dazugesellt umso mehr nimmt das Kräuteraroma ab und lässt die exotischen Früchte etwas weiter nach vorne treten. Es ‘fusioniert’ sich alles und wird dichter und verwobener, saftiger und aromatischer. All diese Aromen werden getragen von einer erfrischenden Mineralität die den Lieben Aich kühl erscheinen lässt.

Körperreich und weich wie Omas Pudding

Zeit um diesen Edeltropfen auch zu schmecken und zu ‘spüren’. Und das ist ehrlich gesagt die ganz grosse Überraschung. Alles hätte ich erwartet und komplett anders ist es dann gekommen. Mit vollem Körper trifft der Lieben Aich die Zunge und setzt sich dort superweich und sanft darauf. Beeindruckend ist die Art seines Auftritts. Er kommt federleicht in den Mund und plötzlich fühlt man auf der Zungenmitte angenehmen Druck und eine weiche warme ‘Völle’. Lässt man den Tropfen am Gaumen kreisen spürt man wie sich die Aromen entfalten und sich am Ende in einer sanften Mineralität auflösen. Die präsente Säure ist dabei sehr gefällig in den Saft des Lieben Aich integriert und sorgt so für eine schöne Harmonie im Mund. Es ist definitiv nicht das was ich/man von Sauvignon Blanc so erwartet hätte. Das ist pure Stoffigkeit, Cremigkeit und eine Weichheit die Erinnerungen an Omas warmen Vanillepudding weckt.

Wie ein Überraschungsei

Je mehr Sauerstoff der Lieben Aich aufnimmt umso beeindruckender wird er. Das Bukett ist jetzt nach knappen zwei Stunden der absolute Hammer. Alles hat sich zusammengefunden und ist so verschmolzen, dass die Mischung daraus einfach betörend ist. Im Mund erlebt man wahrlich grosses Kino. Riecht man einerseits die komplexe Paarung der exotischen Früchte mit den frischen Kräutern, wird diese durch das weiche Mundgefühl, welches unbeschreiblich mild ist, fast ad absurdum geführt. Man hätte ‘Härteres’ erwartet und wird von rücksichtsloser Sanftheit und Cremigkeit überrascht. Am Abend habe ich den Rest des Lieben Aich – der bis dahin kühl gelagert wurde – im ‘normalen’ Weissweinglas getrunken und war überwältigt von diesem Tropfen. Wenn Sie in der Werbung von ‘wichtigen Mineralstoffen’ hören, dann öffnen Sie mal eine Flasche dieses Tropfens. Sie werden Mineralität in Reinkultur im Glas erleben.

Der Lieben Aich ist fantastisch vom Terroir dominiert und das schmeckt man auch. Klar definiert aber auch verhalten blitzen seine Fruchtaromen auf und sowie der Wein ein wenig ‘gekaut’ wird spürt man diese frische Mineralik und die aromatische Würze, welche sich auch im Abgang und im Nachhall festsetzt. Diesen Wein muss man im Mund ‘spüren’, er ist einfach umwerfend. Der Lieben Aich definiert Sauvignon Blanc auf eindrucksvolle Weise anders, das steht ausser Zweifel. Es ist eine andere Art diese Rebsorte zu interpretieren und soll auch jene Sauvignon Blancs nicht diskriminieren die einfach nur ‘normale’ Sauvignons sind. Dieser Wein ist einfach nicht nur supersoft und weich wie Butter, er ist auch extrem ‘leise’, wirkt fast introvertiert. Kein Sauvignon Blanc einfach zum trinken, sondern ein Sauvignon der Aufmerksamkeit braucht. Einer der will, dass man ihm zuhört und der unaufdringlich durch Zeit und Raum führt, ohne dabei unauffällig zu sein. Wein für Kenner, Könner und richtige Geniesser. Um knappe 30 Euro ist man im ‘Club der Mineralik-Freunde’ und jeder Cent davon ist eine gute Investition.

Tipp: Lassen Sie den Lieben Aich für eine Stunde im Dekanter stehen, servieren sie ihn bei kühlen 11-13º und erwarten Sie das Unerwartete. Unbedingt auf Temperatur halten. Begleitet anspruchsvolle Speisen exzellent und ist solo ein leiser, unaufdringlicher, aber umso beeindruckenderer Begleiter.

Verkostet wurde ein ‘Lieben Aich’ 2009 Sauvignon von Manincor aus Kaltern in Südtirol, Italien.

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Kategorie: Manincor (I), Verkostet