Loiserberg 2013 Grüner Veltliner 1ÖTW

| 29. September 2015 Alles lesen

Jurtschitsch; ein Name der auch dem unwissendsten Weintrinkter in Österreich ein Begriff ist. Im Jahr 2008 haben Stefanie und Alwin Jurtschitsch die Geschicke des Traditionsweingutes aus Langenlois im niederösterreichischen Kamptal übernommen und von Anfang an auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. Der Wein der von den beiden heute am Tisch der Wahrheit steht stammt von den sehr steilen Terrassen des Loiserberg. Der kristalline Gesteinsboden ist äusserst karg, die Reben müssen sich extrem tief durchwühlen um an Nahrung zu kommen. Wie der Wein heisst? Ach so, klar. Grüner Veltliner Loiserberg 2013 1ÖTW Kamptal Reserve. Einfach zu merken, oder? Wie alle Lagenweine von Stefanie und Alwin Jurtschitsch ist auch der, ich nenne ihn der Einfachheit halber einfach Loiserberg, spontan vergoren. Und der wird jetzt auch ganz spontan geöffnet und zur Verkostung freigegeben.

Jurtschitsch Loiserberg 2013 Gruener Veltliner Ein sehr elegant wirkendes Etikett klebt auf der Flasche. Klassisch im eigentlichen Sinn. Auf hellem Untergrund ist links der überdimensionale Buchstabe J in schlammgrün aufgedruckt, oberhalb in Kapitalen JURTSCHITSCH. Links ein goldenes Wappen mit zwei weissen Schlüsseln drin. In der Mitte 2013 Loiserberg 1ÖTW, darunter Grüner Veltliner Kamptal Reserve und im rechten Eck ganz unten das Siegel der Österreichischen Traditionsweingüter, dessen Mitglied das Weingut Jurtschitsch ist. Mehr Informationen gibt es dann am Rückenetikett, auf dem man alles wichtige über die Lage Loiserberg wie auch über den Ausbau erfährt. Zehn Monate auf der Hefe im grossen Holzfass. Gereift im 700 Jahre alten Naturkeller. Signiert von Stephanie und Alwin. Darunter noch einmal der Hinweis darauf, dass es sich um eine Kamptal DAC Reserve handelt. Und weil “Spontis” bei mir grundsätzlich in die Karaffe kommen, darf sich auch der Loiserberg nun für eine halbe Stunde mit etwas Sauerstoff anreichern.

Dicht, exotisch, rauchig

Im Glas leuchtet der Loiserberg in einem frischen gelbgrün vor sich hin. In die Nasenflügel strömen Aromen von grünem Apfel, der sich aber brav hinter einer dicken fetten Ananas anstellen darf. Die hat nämlich das Kommando und sorgt für einen fruchtig-exotischen Auftritt in der Nase. Feuerstein und Rauch sorfen für eine dichte mineralische Note, die gelbe, exotische Aromatik weist auf tiefe Fruchtigkeit hin. Eine feine Tabaknote weht vorbei. Ganz leicht ist ein Zitruston wahrnehmbar. Es fühlt sich extrem kompakt, mit sehr viel Tiefe ausgestattet, an.

Wenn aus dem Rauch der Saft tropft

Wie erwartet kommt auch ein recht kompakter Wein in den Mund. Was sofort angenehm auffällt ist eine lebhafte Säureader die sich mittig über die Zunge wälzt. Wie ein frischer Strahl zieht sie darüber, begleitet von Ananas und Grapefruit. Der Körper dabei überraschend weich. An den Rändern fliesst der Loiserberg extrem mineralisch ab, ist rauchig, sogar leicht tabakig. Der Wein fühlt sich dicht im Mund an, wiegt jedoch überhaupt nicht schwer. Am Gaumen angenehm pfeffrig, generell sehr saftig und ausgesprochen exotisch in der Fruchtigkeit. Im Abgang einerseits doch fruchtig, andererseits auch viel Feuerstein der mithallt.

Ganz viel Klasse mit Charakter

Je mehr der Loiserberg an der Luft rumschnuppert, umso trockener, griffiger und pfeffriger wird er. Er ist alles andere als ein “schlanker” Wein, schafft es jedoch dank seiner frischen Säure und seiner drahtigen Struktur fein zu bleiben, niemals breit oder gar schwer zu werden. Ganz im Gegenteil, er wird ausgesprochen charaktervoll, nicht zuletzt weil sich die gesamte fruchtige Exotik mehr in den Hintergrund verzieht und dem Pfeffer und dem Rauch den Vortritt überlässt. Die Ananas tritt jetzt als Backgrund-Stimme auf, der grüne Apfel gibt dem heimischen Obstmarkt seine stumme Stimme. Es regiert das Mineralitäts-Orchester und den Taktstock schwingt der Pfefferstreuer. Was niemals abhanden kommt ist der dichte Saft, der den Wein gehaltvoll erscheinen lässt und dabei doch so britisch unterkühlt wirkt. Der feine Grip untermauert diese These noch.

Der Loiserberg ist tief, er ist extraktreich und dicht verwoben. Und doch füllt er nicht den Mund, kleidet ihn eher fein aus, wirkt lang am Gaumen nach, lässt Pfeffer und auch Stein in Rauch gehüllt spüren, während er auf der Zunge sein dezentes Fruchtspiel treibt. Alles konzertiert von einer frischen Säure die ihm Puls einhaucht. Am Ende schmeckt man etwas von der süssen Ananas und merkt wie herb sich ihr Saft aus dem Geschehen stiehlt. Um einen dann mit einem fruchtig-pfeffrigen Gefühl im Mund zurück zu lassen. Gehaltvoll, fruchtig, herb, pfeffrig und vor allem elegant in seiner Griffigkeit, das ist es was diesen Wein auszeichnet. Reserve, Erste Lage, usw. – all das schmeckt und spürt man am und im Loiserberg. Ganz viel Klasse und vor allem Trinkspass um weniger als 17 Euro. Grüner Veltliner wie er Spass macht. Den Charakter gibt es gratis oben drauf.

Tipp: Eine Stunde Luft sollte man ihm gönnen. Am besten mit 9-11º geniessen. Zu Fisch, Geflügel und Gebackenem ein idealer Begleiter. Ebenso zu nicht zu kräftigen Käsesorten. Als Solist ein eleganter wie auch charaktervoller Wein mit Stil und Klasse.

Verkostet wurde ein Loiserberg 2013 Grüner Veltliner 1ÖTW Kamptal Reserve vom Weingut Sonnhof Jurtschitsch aus Langenlois, Österreich. Bezugsquelle: weinfurore, München.

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