Ménage à Trois 2013

| 29. Mai 2015 Alles lesen

Um den Jahreswechsel hatte ich zweimal das Vergnügen, den sogenannten ‘Basis-Pinot’ von Sven Enderles und Florian Molls Weingut Enderle & Moll aus Münchweier in Baden zu verkosten. Den Liaison 2011 und den Liaison 2012. Direktvergleich, sozusagen. Heute wird hier ein flotter Dreier veranstaltet. Nicht was Sie denken! Also bitte! Der Wein heisst einfach Ménage à Trois und ist nichts anderes als eine Auswahl der besten Trauben aus drei verschiedenen Lagen (2x Buntsandstein und 1x Muschelkalk). Die wurden quasi zusammen in den Bottich geworfen und durften dort gemeinsam zu Wein werden, oder so. Jedenfalls gehört der Ménage à Trois zur Upper-class der beiden Winzer, und was ihn dazu macht wird jetzt intensiv mit aller Akribie erkundet.

Menage a Trois Spärlich wie gewohnt gesaltet ist das Etikett das auch diese Flasche ziert. Angestaubt wirkt es, mehr französisch als deutsch was die Optik angeht. Gut, Frankreich ist ja auch nicht allzu weit entfernt. Oben ist wie gewohnt das Stadtwappen von Münchweier aufgedruckt und unterhalb steht einfach Ménage à Trois in klassischer geschwungener Schrift. Unterhalb in rot 2013 und darunter Enderle & Moll wieder in Schreibschrift. Eingefasst in einen Rahmen aus zwei feinen Linien und fertig ist das Teil das Weinbeklebung heisst. Am kleinen Rückenetikett das Nötigste wie LANDWEIN OBERRHEIN und unterhalb eine Erklärung dazu was es mit dem Namen auf sich hat. Fröhlich leichte 12,5% kündigen wieder ein frisches wie auch leichtes Trinkvergnügen an. Da die Weine von Enderle & Moll für Luft in ausreichender Menge immer äusserst dankbar sind (ich kenne ja bereits so gut wie alle aus deren Sortiment), darf auch der Ménage à Trois für eine Stunde ein paar Runden in der grossen Karaffe drehen bevor er sich im Glas gross aufspielen darf.

Rotherbfruchtig

Fast schon kitschig wie dunkelrotes Himbeerwasser leuchtet der Ménage à Trois im Glas vor sich hin. Transparent und klar wie ein Gebirgsbach. Herb ist der erste Eindruck in der Nase. Herbfruchtig. Rotherbfruchtig. Eine ganz feine Kräuternote taucht auf um sich rasch wieder hinter einer ausgeprägten Holzwürze zu verkriechen. Daneben eine Schale dunkler Johannisbeeren, etwas Himbeere und ein paar Lavendelblüten. Unterlegt mit frische Erde die dem Ganzen einen bodenständigen Anstrich verleiht. Ein eher leiser Duft der sich nicht anbiedert und es mag wenn man die Nase ganz tief ins Glas steckt um ihn in seiner Gänze zu erkunden.

Butterweich und saftig

Sofort ist klar, dass der Ménage à Trois so gut wie nichts mit dem Liaison gemeinsam hat. Er kommt ausgesprochen weich und schon fast füllig in den Mund, fühlt sich butterweich an den Lippen an und fliesst rund und saftig auf die Zunge. Dort packt er einen ganzen Korb von zart vanillegetränkten roten Beeren aus und rinnt weich und mild über die Zungenränder ab. Es wirkt fast ein wenig süss im Mund, doch kaum meint man dieses wahrzunehmen, wird alles von einer durchaus kräftigen Würzigkeit überrollt. Nur am Gaumen bleibt etwas davon haften und fühlt sich dort richtig rund, fast mollig an. Wenn ich an die Ecken und Kanten der beiden verkosteten Liaisons denke, so fühlt sich der Ménage à Trois hingegen wie poliert an. Nichts ist rau, nichts tut weh, nichts eckt oder hakt. Alles ruht irgendwie in sich und versucht die totale Harmonie auszustrahlen.

Wein mit zwei Persönlichkeiten

Nach zwei Stunden im offenen Kanister wird der Ménage à Trois würziger und es tauchen feine Gerbstoffe auf. Als hätten sie sich erst aus der saftigen Hülle befreien müssen. Es ist jetzt weniger rund und mollig im Mund, alles ist dank der plötzlich freigesetzten Tannine erdiger, würziger und herber geworden. Man spürt den Wein nun auf der Zunge arbeiten, spürt dass er rauer geworden ist und an Profil deutlich zugelegt hat. Es wird floraler im Mund, gleichzeitig trocknet der Wein rascher auf der Zunge und am Gaumen auf, scheint als würde er überhaupt erst nach drei Stunden munter werden. Rosa Blütenblätter, angequetschte rote Beeren und ein Tick Vanille tummeln sich in einer warmen Würze die dem Wein sogar einen Schuss an Schärfe mitgibt.

Vier Stunden sind vergangen und der Ménage à Trois hat alles was an runder Fülle und einer gewissen Molligkeit zu Beginn vorhanden war abgelegt. Nach wie vor steht er im Saft, ist aber letztlich relativ herb sowohl im Geschmack wie auch im Mundgefühl geworden. Es dominiert eine feine Würze, man spürt jetzt mehr den Boden, atmet Erde und Staub und fühlt am Gaumen einen fein angerauten Film vorüber ziehen. Allem weht eine deutlich rotbeerige Note hinterher und lässt einen kurz von reifen Früchten träumen. Insgesamt ein sehr floraler, auch durchaus kräuterwürziger Pinot Noir mit einem erst nach Stunden erkennbarem filigranen Gerüst als Unterbau. Ein Wein der Luft und Zeit im Glas braucht um sich in seiner vollen Pracht zu zeigen. Der Ménage à Trois hat zwei Persönlichkeiten, wobei die zweite (herbe) wohl seine wahre darstellt. Kein Sprinter, sondern Dauerläufer. Am Ende ein sehr roter und sehr herber Spätburgunder, der am besten leicht gekühlt den grössten Spass macht.

Tipp: Eine Stunde mindestens in die Krafaffe damit, so man direkt einsteigen will. Drei und mehr für alle die voll im Film dabei sein wollen. Im Burgunderglas mit 14-16º geniessen. Zu Braten, Wild und Champignongerichten, auch kräftigeren Käsesorten. Zur Unterhaltung ohne alles nur für Leute mit Geduld.

Verkostet wurde ein Ménage à Trois 2013 Pinot Noir vom Weingut Enderle & Moll aus Münchweier in Baden, Deutschland.

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Kategorie: Enderle & Moll (D), Verkostet