Merlot ‘m’ 2008

| 12. Juli 2012 Alles lesen

Sie erinnern sich richtig, den Merlot ‘m’ hatten wir schon mal. Nur war dieser Jahrgang 2009. Heute stellen wir Ihnen den 2008er vor und sind selbst schon gespannt wie sich dieser von seinem ‘Nachfolger’ unterscheidet. Auch der 2008er-Merlot protzt mit hohem Alkoholgehalt, doch wissen wir bereits aufgrund gemachter Erfahrung, dass das nicht unbedingt auf eine Wuchtbrumme schliessen lassen muss. Der 2009er war nämlich trotz seines ‘Kalibers’ ein feiner, kühler und sogar richtig frischer Tropfen. Uwe Schiefer macht´s möglich und so sind wir auch hier überzeugt, wieder einen überraschend kühlen Wein, trotz Mörderhitze und unerträglichen Aussentemperaturen ins Glas zu bekommen.

Auf der gleichen dickwandigen und schweren Bordeauxflasche klebt das gleiche ausdrucksstarke Etikett in dunklem violett und schwarz. Mit dem gleichen Silberstreif bedruckt und überhaupt mit allem was die Etiketten auf Uwe Schiefers Weinen so impactstark und mystisch macht. Am weissen Fleck des Stück Papiers der Name schiefer wie gehabt und die Weinbezeichnung ebenfalls wie schon beim 2009er in silber. Ich will endlich wissen was es mit dem Design auf sich hat.

Eines vorweg; es ist drückend heiss und wenn der Wein zu warm wird macht es einfach keinen Spass. Aber das wissen Sie sicher auch. Deshalb haben wir bei diesen Temperaturen unseren Temperierschrank generell bei den Rotweinen ein wenig ‘runter gefahren’ und sie bei 14º drin liegen. Nach ein bis zwei Stunden im Dekanter ist er dann sowieso auf 16º, was bei dieser Hitze auch kein Nachteil ist. Versuchen Sie einen guten Rotwein einmal etwas kühler. Sie werden staunen wie erfrischend dieser sein kann. Mehr dazu ein andermal, jetzt geht es dem Merlot ‘an den Kragen’.

Kräuterwürzig, mineralisch und voll reifer Frucht

Wie schon der 2009er steht auch der 2008er Merlot ‘m’ in einem satten dunklen granatrot mit violetten Reflexen im Glas. Auch hier wird nichts ‘versteckt’, sondern lässt noch schöne Einblicke auf den Grund des Glases und in den Wein ‘hinein’ zu. Dicht, ja. Aber trotzdem klar in der Erscheinung. In der Nase riecht es fein kräuterwürzig, Aromen von süssen dunklen Waldbeeren fordern den Geruchsinn. Insgesamt duftet es gehaltvoll ohne üppig zu wirken und der feine Holzton der über allem schwebt macht das Bukett noch eindrucksvoller. Wie schon erwartet riecht es frisch und ich bin sicher, dass auch der 2008er ein ‘kühler’ Wein ist.

Kühl, frisch, finessenreich

Wie oben schon erwähnt hat der Merlot ‘m’ nach etwas mehr als einer Stunde gerade die richtige Temperatur erreicht und kommt nicht ‘kochend’ in den Mund. Nicht ob seiner Temperatur, sondern wegen seines ‘Wesens’ trifft der ‘m‘ frisch und kühl auf die Zunge. Mit einer festen Würze im Gepäck, jeder Menge roter Waldbeeren, Kirschen und auch Zwetschken beladen, sowie mit einer festen Struktur trifft der Merlot die Geschmacksknospen. Auch bei dieser ‘Ausgabe’ ist nichts von fetter Opulenz, Hitze und alkoholgeschwängerter Fülle zu bemerken. Auch dieser Merlot ist frisch und kühl und fühlt sich äusserst fein in seinem Auftritt an. Nichts was einem die Zunge aus dem Mund bombt oder den Gaumen anästhesiert. Leicht, herrlich mineralisch und mit feiner Gerbstoffstruktur ausgestattet verwöhnt der Merlot ‘m’ die Zunge und den Gaumen.

Trotz seines vollen Körpers geht der ‘m‘ nicht in die Breite. Er füllt zwar schön den Mund aus, zieht aber umgehend eine direkte und klar über die Zungenmitte gehende Spur und punktet durch seine Länge die er eindrucksvoll erleben lässt. Dabei spürt man die finessenreiche Kräuterwürze ebenso wie den Saft von reifen Kirschen. Beeindruckend bei all dieser Aromenvielfalt ist und bleibt wie frisch und kühl er ist.

Die Kunst, Kraft und Eleganz zu vereinen

Wer die Fruchtbomben von sehr spät gelesenen und zu Marmelade verarbeiteten Merlots kennt, dem wird der ‘m‘ von Uwe Schiefer wie der ‘Anti-Christ’ vorkommen. Tatsächlich ist es aber genau diese Kunst, Kraft und Eleganz so zu vereinen, dass daraus kühle, frische, begehrte und erfrischende und nicht niederhämmernde Begleiter werden. Uwe Schiefer beherrscht das und genau so sind seine Merlots (und auch all seine anderen Weine). 14,5% die sogar bei 38º Hitze noch kühlen und einen nicht sofort ins vinophile Nirvana befördern. Was wieder einmal eindrucksvoll beweist, dass die grössten ‘Kaliber’ nicht unbedingt auch den grössten Krach machen müssen. Man kann auch leise auf die Pauke hauen. Und – ich gebe eines zu: Ich bin kein Freund von Merlot (weil ich zu oft einfach ‘niedergehämmert’ wurde). Aber was Uwe Schiefer aus dieser Rebsorte macht, macht mich wieder zu einem Freund dieser Rebsorte.

Auch den 2008er Merlot ‘m’ gibt´s nicht unter 36 Euro. Aber auch hier werde ich nicht müde zu betonen, dass es solche Weine eben nicht im Supermarkt oder sonstwo gibt. Was Sie mit dem Merlot ‘m’ geboten bekommen geht weit über das Erlebnis ‘verzichtbarer’ Merlots hinaus. Hier erleben Sie diese Rebsorte neu definiert und vor allem: Sie benötigen dazu keine externe Klimaanlage und malträtieren ihre Zunge und ihren Gaumen nicht mit dicker, fetter und heisser Marmelade. Uwe Schiefers ‘m‘ ist ein Wein für richtige Geniesser und für jene, die wirklich was erleben wollen.

Tipp: Geben Sie dem Wein zwei Stunden im Dekanter. Achten Sie jedoch im Sommer darauf, dass er nicht wärmer als 15-16º ins Glas kommt. Im Winter dann auch gerne bei 18º. Zu heftig-deftigen Fleischgerichten ebenso wie zu sommerlicher, würziger Gemüseküche. Oder geniessen Sie ihn einfach als ‘Erfrischung’ an heissen Sommerabenden. Versuchen Sie es, Sie werden überrascht sein.

Verkostet wurde ein Merlot ‘m’2008 von Uwe Schiefer aus Welgersdorf im Südburgenland, Österreich.

Stichwörter: , , , ,

Kategorie: Uwe Schiefer (A), Verkostet