Meursault ‘En La Barre’ 2013

| 14. August 2017 Alles lesen

En La Barre 2013 Meursault. Ein Name der jedem ausgewiesenen Burgunderfan den Blutdruck vor Freude in die Höhe treibt. Kommen von dort (neben Puligny-Montrachet) doch die besten Chardonnays der Welt. Einen davon macht der Qualitätsfanatiker Antoine Jobard, der es geschafft hat, bereits heute, als junger Winzer in einer der besten Weisswein-Appellationen der Welt, zu den ganz Grossen zu zählen. Mitten in Meursault ansässig, macht er dort, was man eben als Winzer dort so macht; Meursault. Und zwar von Weltformat. Ich habe heute, neben anderen die ich bereits von ihm verkosten durfte, seinen Meursault En La Barre 2013 am Tisch der Wahrheit stehen. Wie alle seine Weine stammt auch dieser Chardonnay von den berühmten Kalkmergelböden und wurde im gebrauchten Barrique ausgebaut. Ich werde diesem Tropfen, bevor er endgültig ins Glas kommt, eine gute Stunde in der Karaffe gönnen um sich etwas fein zu machen für seinen grossen Auftritt. Immerhin ist er ein Star und der darf sich deshalb auch ein wenig Zeit lassen.

Zitrone, Salz und eine grüne Nuss

Goldig wie Rapunzels Haar leuchtet der En La Barre im grossen Kelch vor sich hin. Denkt man zuerst die typischen Aromen von Birne, Nuss und auch Brioche zu riechen, so schiebt ganz plötzlich einen Ladung Salz die aus dem Hintergrund auftaucht, alles beiseite. Zitrusnoten blitzen auf, es riecht ungemein frisch und belebend. Nicht diese gewohnte, wenn auch manchmal schöne Schwere bzw. Fülle zeigt sich, alles fühlt sich leicht und beschwingt in der Nase an. Ein Wahnsinnsduft der auf der Stelle begeistert.

Besuch in einem Salzbergwerk

Willkommen in einer anderen Burgunderwelt. In einer, wo einem der Speichel sanft aus der Zungenspitze strömt, oder ist es doch nur das Salz, das sich an ihr abwälzt? Oder ist es gar die Ladung frischer Stein die mit Zitronensaft beträufelt wurde? Nichts genaues weiss man nicht, doch was man weiss, ist: Der En La Barre schmeckt grandios. Und fühlt sich hammermässig an im Mund. Weich und doch straff und vor allem, irre mineralisch. Das ist kein Burgunder der mit Schmelz und Fülle auftritt, der hier ist das Gegenteil davon. Klar, rassig, strahlend. Und doch irgendwie sanft. Was für ein Auftritt, was für ein Drive.

Ganz grosses Burgunderkino

Phänomenal. Einfach umwerfend ist diese rassige Mineralität die immer mehr in den Vordergrund tritt. Jetzt ist auch der Kalk da, bläst quasi seinen weissen Nebel durch die Kiemen, während auf der Zunge Zitrone, Salz und Stein endgültig das Kommando übernommen haben. Der En La Barre ist definitiv die Steigerung vom klassisch weichen, runden, Brioche- und Nusstyp hin zur abgespeckten Variante wo nur noch nackte Substanz erhalten bleibt. Natürlich sind auch hier noch Nuss und Brioche vorhanden, doch sind diese so tief in diese klirrende, salzige Mineralität eingebettet, dass man sie mehr ahnt als tatsächlich schmeckt. Und doch atmet man ihnen im Finale nach, weil sie da ganz kurz auch mitspielen dürfen, bevor sich alles in einer wunderbaren Wolke von Kalk und Stein auflöst. Ein Traum, ein Fest, ein Wunderwerk.

Ich bin verliebt in diesen Wein. Das ist Chardonnay der mich anmacht. Weil er sich jeglichen Ballasts entledigt und sich auf sich und seine Herkunft reduziert hat. Der En La Barre ist aber auch ein temperatursensibler Tropfen. Zwei Grad mehr oder weniger und man hat einen völlig anderen Wein im Mund. Etwas kühler (12º) und er klirrt vor Mineralität, ist straff und klar sowie enorm steinig. Ein wenig wärmer (14º) und er wird zum sanften Kater, der aber trotzdem auf seine Mineralik fokussiert bleibt, nur dass er eben etwas weicher ist im Mund. Der Kalk kommt mehr zum Vorschein und auch Brioche darf etwas mehr aus dem Versteck raus. In Summe aber ist der En La Barre ein Meisterwerk, aber sicher kein Chardonnay für den der´s gerne rund und füllig hat. Man muss sich schon ein wenig auseinander setzen mit dem Kerl, aber dann geht´s rund im Mund und wer sich erstmal angefreundet hat mit ihm, der kommt auch schwer wieder davon los. Burgunder for lovers. Ganz grosses Kino.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist fein, am besten mit 12-14º geniessen. Fisch an hellen Saucen, Kalb- und Hühnerfleisch sowie zahlreiche Gemüsekreationen begleitet er gekonnt. Als Solist ein Traumwein.

Wein & und Winzer-Info:

En La Barre
Wein: En La Barre 2013
Winzer: Antoine Jobard
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2019+
Anbau: Konventionell
Ausbau: gebr. Barrique
Besonderes: ManuVin®
Dekantieren: Ja

Den Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.

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Kategorie: K&U Weinhalle (D), Verkostet