Morillon Steinbach 2013

| 5. September 2015 Alles lesen

Aus Gamlitz in der Südsteiermark, nur einen Steinwurf von der slowenischen Grenze entfernt, kommt der Wein der heute am Tisch der Wahrheit steht. Und zwar vom Weingut Lackner-Tinnacher, das seit 2013 von Tochter Katharina geleitet wird. Der Morillon Steinbach 2013, ein Wein der Klassifizierung Erste STK-Lage®, stammt von der Lage Steinbach, wo sich Sand-, Kies und Schotterkonglomeratböden mit geringem Lehmanteil und niedrigem Kalkgehalt abwechseln. Da diese Böden wenig Wasser speichern sind die Rebstöcke gezwungen sich ganz tief ins Erdreich vor zu arbeiten um an “Nahrung” zu gelangen. Ich habe es da einfacher, ich mache einfach die Flasche auf und schon ist das “Endprodukt” verfügbar. Und wie der Morillon Steinbach der im Stahltank ausgebaut wurde so ist, dem gehe ich jetzt auf den Grund. Bis an die Wurzel, sozusagen.

Lackner-Tinnacher Morillon 13 Steinbach Turmhoch und strahlend weiss ist das Etikett das auf der Flasche klebt. Das grafisch klare Konzept stammt von der auch international angesehenen Designerin Cordula Alessandri aus Österreichs. Getrennt ist alles in zwei Bereiche. Oben in einem schmalen Teil Morillon 2013 Steinbach, dann hochgestellt Lackner Tinnacher, getrennt durch eine ebenso feine Linie an die ein Schmetterling “andockt”. Unten Südsteiermark Österreich. Fertig ist das Teil. Der Teil des Schmetterlings ändert sich von Wein zu Wein und stellt seine Metamorphose dar, wie auch die Serie Metamorphose heisst. Am Flaschenhals ein Löwe aufgeprägt. Das kleine Rückenetikett gleicht eher einem Sticker und enthält gerade das Notwendigste was man weiter zu geben verpflichtet ist. Auf der petrolblauen Halsmanschette in silber das Logo der Erste STK-Lagen® aufgedruckt. Viel interessanter aber ist es, den Morillon Steinbach jetzt endlich aus seinem dunklen Behälter zu befreien und ihn in den Becher zu befördern.

Apfel, Honig & Melone

Mit einem zarten grünlichen Schimmer behaftet leuchtet der Morillon Steinbach hellgelb aus dem Glas. Der Duft ein Potpourri von grünen Äpfeln, gelben Ringlotten und einer dicken Scheibe Honigmelone. Überhaupt duftet es sehr melonig und fühlt sich auch so an im Rienchorgan. Etwas verstecke Zitronen, ein Schuss feine Kräuterwürze und ein Löffel dicker Waldhonig stehen Spalier und ergeben gemeinsam einen ungemein weichen Duft.

Saftig, rauchig, edel herb

Weich wie Marshmallows strömt der Morillon Steinbach in den Mund. Cremig ist er, dabei sehr saftig, sehr rund, ohne aber mollig zu wirken. Papaya schmeckt man, etwas frische Zitrone und wieder die gelben Ringlotten. Der Wein steht dicht und cremig auf der Zunge und überrascht gleichzeitig mit einer ansprechenden Säureader. Sie sorgt dafür, dass der Wein nicht zu breit im Mund wird und neckt die Zungenränder mit ganz kurzen sanften Stichen, die sogar einen Hauch von Salz freigeben. Am Gaumen feiner Rauch, ebenso feine Würze und fester Schmelz. Im Abgang eher grün als gelb, dabei apfelig und frisch. Im Nachhall edel herb.

Luft x Zeit = Trinkspass

Knochentrocken ist der Morillon Steinbach. Dabei steht er enorm saftig und füllig auf der Zunge. Etwas Luft kitzelt vermehrt grüne Apfelaromen aus diesem dichten runden Körper raus, macht ihn frischer und auch die Säure scheint sich mit dem Apfel wohler zu fühlen. Es ist fruchtig und auch zärtlich rauchig, was eine gelungene Kombination darstellt. Man rollt den Wein im Mund, kaut ihn, drückt und quetscht ihn und hat Spass mit diesem erst fülligen und dann plötzlich fein und herb abgehenden Vertreter seiner Gattung. Und kaum hat man das Glas gewechselt – es war einfach nötig – beweist sich wieder einmal, dass ein und derselbe Wein plötzlich ein komplett anderer ist. Nach wie vor fruchtig, aber jetzt so richtig kräuterfrisch und mineralisch. Sogar die Zitronenscheibe hüpft an den Zungenrändern auf und ab und glänzt mit einer kecken Salzeinlage.

Kalkig wird es, staubiger, noch trockener und jetzt erst richtig elegant. Die Fruchtaromen drehen von gelb nach weiss, der Film am Gaumen zeigt frische Wiesenkräuer und eine dezent rauchige Würze. Es wird knackiger im Mund, die Fülle weicht und was an cremiger Struktur übrig bleibt ist dank der herben Hintergrundmusik einfach animierend. Die Honigmelone hat sich wohnlich eingerichtet, sorgt für verführerische Fruchtigkeit die alles andere als süss ist, Mandarine ist hinzu gekommen, der Apfel hat seinen Platz gefunden und letztlich ist man in der Steiermark angekommen. Wo Chardonnay eben Morillon ist und auch nach Morillon schmeckt. Wenngleich man weiss, dass man Chardonnay trinkt. Aber der schmeckt anders. Alles klar? Darum jetzt an dieser Stelle schon der Hinweis: Man gebe dem Steinbach Luft und gönne ihm den grossen Kelch. Dann ist er genau das, was er jetzt gerade ist; ein eleganter, fein herber und fruchtig-mineralischer Spassmacher.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist angebracht. Grosses Glas empfohlen. Je nach Aussentemperatur mit 12-14º geniessen. Zu Fisch, Geflügel und feinen Kräutergerichten. Oder einfach so, weil er auch da ganz einfach Spass macht.

Verkostet wurde ein Morillon Steinbach 2013 vom Weingut Lackner-Tinnacher aus Gamlitz in der Südsteiermark, Österreich. Bezugsquelle: weinfurore, München.

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